Fahrradaktionstag Darmstadt (3.922 km)

Am 29. Mai 2016 war es dann endlich soweit. Viel Nerven und Zeit hat es mich gekostet am Fahrradaktionstag 2016 mitzuwirken. In den letzten Jahren habe ich mit Ausnahme des letzten Jahres an dem Aktionstag mitgeholfen, war aber nie in die Vorbereitung eingebunden. Nachdem ich letzten Jahr Gerüchte gehört habe, dass das Vorbereitungsteam die Aufgabe 2016 nicht mehr schultern kann und will, habe ich mich eingeklinkt. Von der Gruppe wurde der Anspruch formuliert, den Fahrradaktionstag auf die Stadt zu übertragen. Meine Idee war, die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen. Ich habe deshalb vor allem versucht, überhaupt zu verstehen, was wann gemacht werden soll und wieviel Arbeit das macht.

Nach und nach erkannte ich, auf was ich mich eingelassen hatte. Menschen arbeiten doch sehr unterschiedlich und ich habe gerne klar erkennbare Strukturen und Arbeitspakete. Es war für mich ein hartes Stück Arbeit, hier etwas weiter zu kommen. Zufrieden bin ich damit nicht – aber ich hatte dann auch nicht mehr genug Zeit und Energie, die Arbeitsorganisation voranzubringen und war froh, dass vor dem Tag alles organisiert war.

Der Morgen begann grausam. Um viertel vor sechs gewitterte es so heftig, dass ich quasi im Bett stand. Na super – wie kann ein Mensch so doof sein, jetzt loszuziehen um eine Aktion im Freien zu machen. Da ich bei dem Lärm eh nicht mehr schlafen konnte, habe ich umgepackt und noch zwei Garnituren Wäsche, Regenjacken usw. eingepackt. Im leichten Nieselregen bin ich dann in die Innenstadt gefahren.

Aber zu unserer großen Freude konnten wir trocken aufbauen und um 11 Uhr war der Darmstädter Marktplatz voll mit Menschen, die sich für Fahrräder interessieren … einfach klasse. Ich hatte diesmal ein eine Kappe gedacht … aber um 13 Uhr bereut, dass ich im morgendlichen Frust die Sonnencreme ausgepackt hatte. Zum Glück wurde ich gerettet. Zu unserer großen Freude wurde die Unwetterwarnung von Stunde zu Stunde nach hinten verschoben, so dass wir wie geplant ab 17 Uhr abbauen konnten… ein toller – trockener und gut besuchter – Fahrradaktionstag, der auch in der Presse entsprechend wahrgenommen wurde. Kurz: ein großer Erfolg!!!

Am nächsten Tag musste ich dann feststellen, dass ich doch besser Urlaub genommen hätte… glücklicherweise konnte ich früh Feierabend machen. Ich hoffe, dass es uns gelingt auch für die nächsten Jahre eine Fortsetzung sicherzustellen.

P.S. Leider habe ich es nicht mal geschafft, ein Bild zu machen – vielleicht wir hier nachträglich noch Eines eingefügt.

Der Kreis rollt (3.922 km)

Bundesstraße B44 am Aktionstag "Der Kreis rollt" (Bild: Klaus Dapp)

Bundesstraße B44 am Aktionstag „Der Kreis rollt“ (Bild: Klaus Dapp)

Unter dem Motto „Der Kreis rollt“ veranstaltete der Kreis Groß-Gerau ein großes Fahrradfest zwischen Mörfelden und Biebesheim. Die Strecke führte teilweise auf Bundes- und Landesstraßen. Damit war für Nicht-Autofahrer die Möglichkeit gegeben, neue Perspektiven zu entdecken, und für Autofahrer, die Perspektive zu wechseln. Und natürlich ist so ein Radfest auch die Gelegenheit mit „Kind und Kegel“ unterwegs zu sein – vor allem bei so einem tollen Wetter.

Nachdem ich in der letzten Zeit viel zu wenig auf dem Rad saß, habe ich mich Richtung Ried aufgemacht. Das erste lustige Erlebnis hatte ich, als ich auf die Strecke traf. Der Absperrposten hatte starke Bedenken, dass ich ohne Vollsperrung auf die andere Seite wollte. Ich konnte dann gut das Gegenteil beweisen… bei dem gemächliche Tempo der Massen, war das kein großes Problem.

Wer nicht mit „Sonntagsfahrern“ umgehen will, ist auf so einer Veranstaltung sicher falsch. Bei einigen Exemplaren musste ich mir allerdings schon viel Mühe geben, nicht vor Lachen vom Rad zu fallen. Neben den „Men in Lycra“ gab es auch beeindruckende Beispiele wie Baumarkt-Schrotträder an die Lastgrenze getrieben wurden… aber wer im Glashaus sitzt …

Freund und Helferin bei Aktionstag "Der Kreis rollt" (Bild: Klaus Dapp)

Freund und Helferin bei Aktionstag „Der Kreis rollt“ (Bild: Klaus Dapp)

Auf der Strecke konnte ich dann noch einigen LiegeradlerInnen zuwinken. Schön, nicht alleine mit so einem „was ist das denn“ – Fahrrad unterwegs zu sein.

Skater beim Aktionstag "Der Kreis rollt" (Bild: Klaus Dapp)

Skater beim Aktionstag „Der Kreis rollt“ (Bild: Klaus Dapp)

Nach leckerem Kuchen und guter Musik in Biebesheim beeindruckte mich auf der Rückfahrt eine Skater-Gruppe. Die ca. zehn Skater ließen so manchen Radler hinter sich und die fast synchone Bewegung der Gruppe sah wirklich toll aus.

Nach meiner Rückkehr habe ich rasch die Kette geschmiert, damit es wieder gut läuft … und niemand über quietschende Liegeräder lästert.

Spezi 2016

Fruchtflieger - Pedalofraktur für Smoothlinge und vegane Shakes

Fruchtflieger – Pedalofraktur für Smoothlinge und vegane Shakes (Bild: Klaus Dapp)

Da freute ich mich seit Wochen auf das Spezi-Wochenende… und dann kam doch wieder Alles anders als geplant. Statt Samstag und Sonntag wurde es „nur“ der Sonntag. Und statt mit dem Rad war ich wieder mit der Bahn unterwegs… da ich noch Essensgutscheine hatte, habe ich dafür den Tag mit einem Rührei im Zugrestaurant begonnen und mir mit Kaffee und Kuchen die Rückfahrt versüßt.

Schon im Vorfeld bewundert habe ich die diversen Reisebericht von Menschen, die vom Bodensee, aus Holland oder anderen weit entfernten Orten per Velomobil oder Liegerad anreisten… und bei kalten zwei Grad heute Morgen war mein Respekt noch größer. Dass Trikes voll im Trend liegen, zeigten schon die Ankündigungen im Vorfeld. Um so mehr war ich gespannt, welche Entdeckung ich bei einspurigen Liegerädern und Zubehör machen würde. Begonnen habe ich meinen Spezi-Rundgang am Stand des HPV-Vereins. Dort gab es zwar nicht die von mir gesuchten Fahrrad-Postkarten, dafür haben wir nett geplaudert.

QuattroVelo von velomobiel aus den Niederlanden

QuattroVelo von velomobiel aus den Niederlanden (Bild: Klaus Dapp)

Da das Wetter gerade trocken war, habe ich dann Velomobile und andere spannende Räder angeschaut. Es ist wirklich beeindruckend, was es da inzwischen für Möglichkeiten gibt. Ich bin lieber nicht Probe gesessen… das würde das „Haben-wollen“-Gefühl noch mehr verstärken.

Tatjana Schmidt sorgt für Ordnung und Sicherheit auf dem Testparcours

Tatjana Schmidt sorgt für Ordnung und Sicherheit auf dem Testparcours (Bild: Klaus Dapp)

Was wäre die Spezi ohne Testparcour… und was wäre der ohne Tatjana Schmidt. Wer das einmal miterlebt hat, kennt lhre Stimme sicher wieder und weiß genau, dass Dreiräder immer alle drei Räder am Boden haben sollen. An dieser Stelle einfach mal ein großes Dankeschön an das ganze Orga-Team!!!

Einspurer auf dem Stand von HP Velotechnik

Einspurer auf dem Stand von HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Das wechselhafte Wetter hatte den Vorteil, dass bei Sonnenschein die Hallen recht leer waren. Am HP Stand dominierten die Trikes… aber auch Streetmachine, Speedmachine und Grasshopper fanden ihren Platz. Das deutlich größere Interesse fanden die Trikes und wie im letzten Jahr gab es eine große Nachfrage im Rehabereich. Und es gab Neuigkeiten: HP hat einen Flyer zum Tag der offenen Tür am 25. Juni 2016 herausgebracht. Den Vortrag von Matthias Ramsel zu seiner Kite-Trike-Tour werde ich mir dann anschauen.

Firmengründer Paul Hollants und Referent Matthias Rams (Bild: Klaus Dapp)

Firmengründer Paul Hollants und Referent Matthias Ramsel (Bild: Klaus Dapp)

Auch die anderen Hersteller wie Toxy, Zox, Nazca oder Azub stellten Ihre einspurigen Modelle vor. Besonders aufgefallen ist mir der neue Hersteller Wolf & Wolf. Dazu will ich einen eigenen Beitrag schreiben. Zur Spezi gehört auch, bekannte Gesichter wieder zu sehen. So habe ich zum Beispiel wieder bei Schmidts Nabendynamo vorbeigeschaut. Besonders gefreut habe ich mich, Betty von velo-re wieder zu treffen. Ich bewundere immer wieder ihre Dynamik.

Falthelm "Plixi" der Firma Overade offen (Bild: Klaus Dapp)

Falthelm „Plixi“ der Firma Overade offen (Bild: Klaus Dapp)

Falthelm "Plixi" der Firma Overade gefaltet (Bild: Klaus Dapp)

Falthelm „Plixi“ der Firma Overade gefaltet (Bild: Klaus Dapp)

Interessant fand ich den Falthelm „Plixi“ der Firma Overade. Der lässt sich tatsächlich kompakt falten. Dank dem netten Standpersonal lässt sich das gut sehen.

Es war wieder eine spannende und unterhaltsame Spezi… das letzte Aprilwochenende 2017 ist wieder reserviert.

Praktisches zum Grasshopper (Besuch bei HP Velotechnik – Teil 6)

Schutzblech Grasshopper nach einer Fahrt bei Griesheim (Bild: Klaus Dapp)

Schutzblech Grasshopper nach einer Fahrt bei Griesheim (Bild: Klaus Dapp)

Im letzten Teil meines Berichts von meinem Besuch bei HP Velotechnik möchte ich noch auf einige Fragestellungen rund um den Grasshopper aufgreifen. Für mich was das etwas eine Gratwanderung, denn ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass es mir nur um eine Sonderberatung für mich ging… aber ein paar Fragen, die auch anderer Fahrerinnen und Fahrer interessierten könnten hatte ich dann doch.

Vorderrad nach einer Fahrt auf asphaltierten Wegen in Griesheim (Bild: Klaus Dapp)

Vorderrad nach einer Fahrt auf asphaltierten Wegen in Griesheim (Bild: Klaus Dapp)

Reifen und Schutzblech

Alexander Kraft wusste sofort was ich mit „Griesheimer Sand“ meinte. Schließlich hat er in der Rheinebene auch für seine „33 Schönste Radtouren Rhein-Main“ recherchiert. Er hatte auch bei der Vertriebsabteilung nachgefragt. Aber mein „Dreck fliegt am Schutzblech vorbei“-Problem ist dort noch nicht aufgetreten. Entsprechend gab es auch keine Vorschläge für eine Lösung. Dass HP auf die breiteren Reifen setzt (47 statt 35mm), hat vor allem mit dem höheren Komfort zu tun. Dafür werden die Nachteile bei der Beschleunigung und dem höheren Gewicht in Kauf genommen. Inzwischen ist allgemein anerkannt, dass der Rollwiderstand bei gleichem Druck bei breiten Reifen nicht größer ist. Die schmalen Reifen vertragen meist mehr Druck und dann sieht das schon wieder anders aus – allerdings auch mit deutlich geringerem Komfort besonders bei Schotterwegen und rauen Straßenbelägen.

Position des Kettenspanners für die Rohloff-Schaltung

Ein Nachteil von kleinen Rädern ist der geringere Abstand zwischen Nabe und Boden bzw. Schaltwerk / Kettenspanner / Kette und dem Boden. Damit verdreckt der gesamte Antriebsstrang schneller. Dies Problem würde sich durch eine Verlagerung des Kettenspanners beispielsweise an den Ausleger verkleinern lassen. Nach der Aussage von Alexander Kraft gab es hierzu nur selten Rückmeldungen, so dass die Notwendigkeit für eine Änderung vor dem Hintergrund des Aufwandes derzeit nicht gesehen wird. Auch hier gilt, dass HP gerne aus Rückmeldungen lernt.

Schmierung der Kette

Es gibt kaum ein Forum, in dem nicht ausgiebig über Kettenschmierung diskutiert wird. Und sobald wie im Liegeradbereich Kettenrohre im Spiel sind, gibt es zwei diametral entgegenstehende Probleme. Entweder werden fettende Stoffe eingesetzt, dann setzen sich die Kettenrohre zu. Oder es werden Teflon basierte Stoffe eingesetzt, so verbraucht sich die Schmierung sehr schnell, insbesondere bei Feuchtigkeit. Einen wichtigen Tipp gab Alexander Kraft. Ganz wichtig ist es, die Kette vor der neuen Behandlung mit dem Schmiermittel gründlich zu reinigen, da sonst der Schmutz in die Kette eingewaschen wird und damit zu schnellem Verschleiß führt.

Preise, Reklamationen, Unfälle und andere „böse Fragen“ (Besuch bei HP Velotechnik – Teil 5)

Mein Premiumhändler Fahrrad Claus (Bild: Klaus Dapp)

Mein Premiumhändler Fahrrad Claus (Bild: Klaus Dapp)

Unter dem Stichwort „böse Fragen“ wollte ich die Gelegenheit meines Besuchs bei HP Velotechnik nutzen, um noch etwas mehr hinter die Kulissen zu schauen.

Lebensdauer

Liegeräder sind nicht billig und deshalb interessierte mich die Frage nach der Lebensdauer. Die hängt natürlich von der Beanspruchung ab und gleichzeitig haben viele Besitzerinnen und Besitzer eines Liegerades eine enge Beziehung dazu und investieren Zeit und/oder Geld in die Pflege. Alexander Kraft konnte mir die Frage nur so beantworten, dass noch Modelle aus den ersten Jahren unterwegs sind. Da HP von seinen Produkten überzeugt ist, gibt es auch die 10Jahre Garantie auf den Rahmen. Um diese Garantie geben zu können, gibt es nicht nur ein strenges Qualitätsmanagement sondern auch einen Teststand, auf dem die Belastbarkeit von Fahrrädern und Teilen ausgetestet wird. Als Ergebnis kommen Rahmenbrüche nur in seltenen Einzelfällen vor.

Preise

Liegeräder sind nicht billig – das müssen sie nach meiner Meinung auch nicht sein. Wichtig ist, dass sie ihren Preis wert sind. Ich bin schon erschrocken, als ich mir zur Vorbereitung die Preisentwicklung meines Grasshoppers von Herbst 2014 bis Januar 2016 angeschaut habe. Bei einer allgemeinen Inflationsrate von unter einem Prozent stiegen die Anschaffungskosten um acht Prozent an.

20142016Steigerung
Grasshopper in meiner Ausstattung5.228 €5.649 €8 %
Grundpreis Grasshopper2.390 €2.690 €12,5 %
Sonderfarbe119 €159 €33 %
Rohloff1.160 €1.160 €0 %
SockShox Monarch Dämpfer169 €209 €24 %
SON Lichtanlage449 €459 €2 %
Shimano Bremse XT368 €338 €- 8 %

Spannend war dabei die in der Tabelle dargestellte Verteilung der Preissteigerung. An dieser konnte mir Alexander Kraft sehr gut aufzeigen, welche Teile in Dollar, Yen und Euro bezahlt werden. Während die Teile in Euro wie die Rohloff-Schaltung oder der Nabendynamo nicht oder nur im Rahmen der allgemeinen Inflationsrate teurer wurden, stiegen die Preise für Teile aus dem Dollarraum wie der Rahmen oder die RockShox Gabel deutlich. Produkte aus dem Yen-Raum wurden dagegen billiger – und aus meiner Sicht besonders erfreulich – diese Preissenkungen wurden auch weitergegeben. Wie beispielsweise die Pressemitteilungen aus 2005 zeigen ist das bei HP nichts Neues. In anderen Wirtschaftszweigen jedoch völlig unüblich. So kassieren die Fluggesellschaften trotz ständig sinkender Kerosinpreis immer noch einen Kerosinzuschlag. Das betrifft mich nicht, aber offensichtlich hat auch der Rhein-Main-Verkehrsverbund keine Hemmungen, die übliche Preissteigerung mit gestiegenen Energiepreisen zu begründen. Und das obwohl Strom und Treibstoffe für Großkunden in den letzten Jahren erheblich zurückgingen.

Interessiert hat mich natürlich auch die Frage, inwieweit die Möglichkeiten des Baukastensystems ausgenutzt werden. Ein wenig überrascht war ich schon, dass der durchschnittliche Preis bei etwas über 3.000 Euro liegt … da hatte ich doch mehr erwartet.

(Premium-)händler

Das Thema „Pannen beim Fahrradhändler“ ist in meinem Bekanntenkreis fast so ergiebig wie „Pannen bei der Bahn“ oder „Ärger mit Handwerkern“. Ich wollte deshalb von Alexander Kraft wissen, was die Kriterien sind, um als „Premiumhändler“ bei HP anerkannt zu werden. Ziel von HP ist es, dass Premiumhändler Liegeräder authentisch verkaufen können und die Kundinnen und Kunden auch aus eigener Erfahrung beraten können. HP spricht in der Regel Händler deshalb nicht aktiv an. Für die Händler bietet HP umfassende Fortbildungen an und pflegt auch durch die Teilnahme an Fachmessen den Kontakt zu den Händlern. Darüber hinaus hat HP eine große Vertriebsabteilung zur Unterstützung der Händler. Händler in Übersee werden durch „nativ Speaker“ unterstützt. Der Vertriebschef und die Regionalmitarbeiter sind bei den Händlern in Deutschland teilweise auch unterwegs, angestrebt wird ein ständiger Kontakt. Einen festen Gebietsschutz für die Händler gibt es nicht, aber enge bestehende Kontakte und Verbindungen sollen auch nicht beschädigt werden. Die zunehmenden Verkaufszahlen sind für HP ein Hinweis darauf, dass sich diese Strategie bewährt.

Das einzige harte Kriterium für die Anerkennung als Premiumhändler ist die laufende Bereithaltung von mindestens fünf Modellen. Eine Überprüfung der Werkstattleistungen im Sinne eines Prüfbesuchs findet nicht statt. Das ist für Zweiräder auch weniger kritisch, da hier zu Standardrädern vergleichbare Arbeiten anfallen. Bei Dreirädern gibt es dagegen Aufgaben wie die Einstellung der Spur, die spezielles Wissen benötigen. Dies ist ein Grund dafür, dass diese Kurse am meisten nachgefragt werden.

Wie auch bei Fragen und Anregungen zu den Modellen ist HP Velotechnik auch in diesem Bereich an Rückmeldungen interessiert – auch wenn nicht immer eine einvernehmliche Regelung garantiert werden kann.

Unfälle

Da ich selber schon ein Liegerad völlig zerstört habe, wollte ich wissen, ob es Erfahrungen mit Unfällen gibt. Auch bei HP gibt es keine statistisch belastbaren Auffälligkeiten. Es gilt die allgemeine Aussage, dass die Fallhöhe geringer ist. Ansonsten bleiben die vielen Unbekannten wie die teileweise sehr hohe Fahrleistung, die teilweise höheren Geschwindigkeiten usw., die eindeutige Aussagen schwer bis unmöglich machen. Auch zu meiner Frage nach einer höheren Gefährdung durch Obenlenker auf Grund meiner persönlichen Erlebnisse liegen bei HP keine Erkenntnisse vor. Positiv gesprochen, es passiert zu wenig für eine belastbare Unfallstatistik. Dass dies in der öffentlichen Wahrnehmung zum Teil anders ist, liegt auch an der medialen Aufbereitung. Ein verunglückter Liegeradfahrer erzeugt einfach mehr Aufmerksamkeit als ein Radfahrer, völlig unabhängig davon, ob das Liegerad ursächlich für den Unfall oder dessen Schwere war. Hier plauderte Alexander Kraft auch aus dem Nähtäschchen … immerhin hat er 20 Jahre Journalismus-Erfahrung und es gilt „das Besondere erhöht die Einschaltquote“.

Tag der offenen Tür 2016

Nachdem ich den Termin des Tages der offenen Tür 2016 im Velomobilforum als Beitrag eingestellt habe, kamen Fragen nach dem Programm und dem Probeparcours. Auch hier wollte ich die Gelegenheit nutzen und kann folgenden Planungsstand wiedergeben: Es soll neben den Werksführungen und der Einführung von Paul Hollants und Daniel Pulvermüller wieder einen Vortrag über eine besondere Tour mit einem HP Rad geben. Dies wird wahrscheinlich ein Beitrag von Matthias Ramsel zu seinter Kite-Tour werden. Die Frage aus dem Velomobilforum zur Größe des Probeparcours konnte Alexander Kraft noch nicht beantworten. Die Veranstaltung muss bei den zuständigen örtlichen Behörden angemeldet werden und dabei wird entschieden, wo überall Fluchtwege freigehalten werden müssen.

Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen zu kommen und diesmal möglichst mit meinen Grasshopper.

Die Zweiradstrategie von HP bis 2018 (Besuch bei HP Velotechnik – Teil 4)

Ur-Streetmachine von HP

Ur-Streetmachine von HP (Bild: Klaus Dapp)

Wie im letzten Beitrag erläutert, braucht die konkrete Entwicklung neuer Modelle zwei Jahre Vorlauf. Deshalb kann ich hier nur für die nächsten zwei Jahre berichten. Und das ließe sich kurz zusammenfassen: Bis 2018 wird es keine grundlegenden Neuheiten bei den Zweirädern von HP Velotechnik geben.

Natürlich wollte ich von Alexander Kraft wissen, warum das so ist und wie die Liegeradstrategie bei den Einspurern aussieht. HP hat seit etlichen Jahren die Modelle Streetmachine (seit 1993), Speedmachine (seit 1999) und den Grasshopper (seit 2003) im Programm. Die Zielgruppen sind dabei klar definiert:

  • die Streetmachine ist das Tourenrad – und dass Touren von etlichen 10.000 Kilometern möglich sind, zeigen etliche Beispiele.
  • die Speedmachine ist mit ihrer tieferen Sitzposition das schnellere Sportmodell
  • der Grasshopper ist das faltbare und auf Grund seiner kompakten Maße einfach zu transportierende Tourenrad – und auch hier gibt es Tour-Erfahrungen

Die Konzepte dieser Räder sind aus Sicht von HP ausgereift, was sowohl die Berichte von Kundinnen und Kunden als auch aus dem Handel bestätigen.

Alexander Kraft unterstrich, dass Rückmeldungen ausdrücklich erwünscht sind. Neben dem direkten Kontakt bei Messen oder Veranstaltungen wie dem Tag der offenen Tür (z.B. am 25. Juni 2016) besteht die Möglichkeit zu Rückmeldungen über die allgemeine Anschrift.

Die Entwicklung wird bei den Zweirädern wie in den letzten Jahren durch die Komponenten erfolgen und dabei auf Teile beschränkt bleiben, die keine Auswirkungen auf den Rahmen haben. Das bedeutet auch, dass es – jedenfalls auf absehbare Zeit – keine Pinion-Schaltung an den bestehenden Modellen geben wird. Durch die Verlagerung der Schaltung vom Hinterrad an den Ausleger treten andere Belastungen für den Rahmen auf und durch die Gewichtsverlagerung der Schaltung ergibt sich ein leicht verändertes Fahrverhalten. Das würde bedeuten, dass der Ausleger neu konstruiert werden müsste und damit die Auswirkungen für die Gesamtkonstruktion überprüft werden müssten. Außerdem müsste entweder eine Entscheidung gegen die Rohloff-Schaltung als derzeitiger hochwertiger Nabenschaltung getroffen werden oder zusätzlicher Aufwand für die gesamte Logistik getrieben werden.

Wir haben dies am Beispiel der Streetmachine diskutiert. Der Einbau eines Faltgelenks würde die komplette Überarbeitung des Rahmens bedeuten. Da fallen schnell Kosten im fünfstelligen Bereich an, bevor ein einziger Rahmen geschweißt ist. In diesem Beispiel musste deshalb überlegt werden, ob das Falten für die Zielgruppe eine so hohe Bedeutung hat, dass sich die Investition lohnt.

Aus diesen Gründen ist auch ein kein weiterer Einsatz von Carbon außer in Form des Bodylink-Sitzes und des Auslegers vorgesehen. Auch hier rechtfertigt aus Sicht von HP der Zusatznutzen den notwendigen Aufwand nicht. HP steht als Manufaktur dabei im Spannungsfeld zwischen den kleinen Rahmenbauern, die Rahmen nur auf Bestellung und mit entsprechend exklusiven Preisen bauen, und den Fahrradfabriken, die etliche tausend weitgehend gleiche Fahrräder im Jahr herstellen und dadurch auch bei den Zulieferern besondere Konditionen heraushandeln können.

HP versucht mit dem Baukastensystem ein Zwischenweg, der für die jährlich ca. 2.000 Kundinnen (Zwei- und Dreiräder) und Kunden eine Vielzahl von Auswahlmöglichkeiten ermöglicht und gleichzeitig soweit wie möglich in standardisierten und damit kostengünstigeren Prozessen abläuft. Damit unterscheidet sich HP auch von den vielen Individualisten und Enthusiasten, die eigenständige Einzelprojekte entwickeln oder HP Modelle weiterentwickeln. HP unterliegt einerseits der Produkthaftung und andererseits müssen die Produkte auch zu Preisen produziert werden, die von den Kundinnen und Kunden akzeptiert werden. Gleichwohl beobachtet HP die Entwicklungen in der Szene als auch auf der „konventionellen Seite“ genau und prüft, ob spannende Ideen im eigenen Programm aufgegriffen werden können.

Umgebauter Scorpion eines Gastes (Bild: Klaus Dapp)

Vom Kunden umgebauten Skorpion (Bild: Klaus Dapp)

An dieser Stelle wollte ich natürlich auch wissen, warum HP auf die E-Unterstützung bei seinen Modellen eingestiegen ist. In der Ebene macht sie nach meiner Erfahrung bei Liegezweirädern nur in der Version über 25 km/h einen Sinn. Alexander Kraft berichtete, dass es explizite Anfragen nach E-Unterstützung gab und HP diesen allgemeinen Trend berücksichtigen wollte. HP hat dabei bislang Wert darauf gelegt, auf Systeme zurückzugreifen, die keine Änderungen im Rahmen erfordern. Damit konzentriert sich HP auf Systeme, die mit einem Motor im Hinterrad funktionieren. Um möglichst einheitliche Teile zu verbauen, wird der tropfenförmige Akku des aktuellen GO Swissdrive -Antriebs in allen Modellen verbaut. Das sieht gerade an den Zweirädern für mein Empfinden ziemlich grauselig aus … aber das ist wie so oft Geschmackssache.

Die Verkaufszahlen haben die Entscheidung bestätigt. Mehr als ein Drittel aller Räder werden inzwischen mit E-Unterstützung ausgeliefert, davon mehr als 10 Prozent als schnelles E-Bilkes mit einer Unterstützung bis 45 km/h. Bei den Einspurern ist der Anteil der Räder mit E-Unterstützung erwartungsgemäß sehr viel geringer.

Die schnellen E-Bikes sind dabei kein Marketing-Gag sondern sprechen eine eigene Kundengruppe an. Im Gegensatz zu anderen Fahrradherstellern, die schnelle E-Bikes verkaufen, ist HP noch kein Kraftfahrzeughersteller und hat deshalb keine Serienzulassung für die Kraftfahrzeuge. Das bedeutet, dass jedes einzelne Fahrzeug durch den TÜV abgenommen werden muss. HP erspart sich damit die aufwändige Zertifizierung und die Regelungen, die mit der Anerkennung als Kraftfahrzeughersteller verbunden sind. Ich bin gespannt, ob und wann HP diesen Schritt geht. Ganz entscheidend für die weitere Entwicklung der E-Bikes wird sicher sein, ob die derzeitige 25 km/h-Grenze für die Unterscheidung zwischen Fahrrad und Kraftfahrzeug wie diskutiert auf 30 km/h erhöht wird. Das würde die Attraktivität für die kleine E-Unterstützung deutlich erhöhen.

Woher kommt der Trend weg vom einspurigen Liegerad? (Besuch bei HP Velotechnik – Teil 3)

Alexander Kraft, Pressesprecher von HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Alexander Kraft, Pressesprecher von HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Eigentlich wollte ich mit Alexander Kraft über meine Hypothese reden, dass der Trend weg vom Liegezweirad hin zum Liegedreirad geht und was die Gründe dafür sind. Doch die Diskussion verlief anders als von mir gedacht. Zwar kennt auch HP die Hintergründe der Kaufentscheidungen gegen Liegezweiräder nicht, aber auch dort werden natürlich Vermutungen angestellt. Eine Theorie ist, dass die Vorteile der Liegezweiräder, komfortabel und vergleichsweise schnell voranzukommen, inzwischen auch durch E-Bikes gegeben sind. Diese gibt es von zahlreichen Herstellern und in großer Bandbreite, so dass viele Wünsche abgedeckt werden können.

Einen weiteren Aspekt sieht HP in der stetig wachsenden Diversifizierung des Fahrradmarktes. Es gibt kaum noch eine Nische, für die es kein Spezialangebot gibt. Damit steigt die Konkurrenz für Liegezweiräder. Eine weitere Konkurrenz ist die wachsende Velomobilszene, die verstärkt Serienprodukte bereithält. In diesem Bereich will HP explizit nicht tätig werden.

Martin Wöllner in seinem Velomobil (Bild: Hanno Hirsch)

Martin Wöllner in seinem Velomobil (Bild: Hanno Hirsch)

Im Velomobilbau ist viel Knowhow vorhanden. So hat Martin Wöllner, der bei HP Räder entwickelt, auch ein eigenes Velomobil gebaut. Der Aufwand für den Aufbau einer Serienfertigung ist jedoch immens und dabei sind dann auch die weitgreifenden rechtlichen Regelungen bis hin zur Produkthaftung zu beachten. Und zum Schluss müssten dann auch noch bezahlbare Preise dabei rauskommen. Anders als beim „Konstruktiven Individual-Nahverkehrsfahrzeug der Zukunft“, das Paul Hollants und Daniel Pulvermüller während ihrer Studienzeit nach eigenen Angaben als „Ingenieur-Nachwuchswettbewerbs-Siegerfahrzeug“ gebaut haben, dessen Charakteristik die beiden als „Maximale Überzeugungskraft auf allen Wettbewerben, Fahrspaß in Fernsehstudios und Überzeugende Vollverkleidung auch bei Foto-Shooting“ beschreiben und den Preis als „jenseits der Vorstellungskraft“ einstufen.

„Konstruktives Individual-Nahverkehrsfahrzeug der Zukunft“ von Paul Hollants und Daniel Pulvermüller (Bild: Klaus Dapp)

„Konstruktives Individual-Nahverkehrsfahrzeug der Zukunft“ von Paul Hollants und Daniel Pulvermüller (Bild: Klaus Dapp)

Ein weiterer Faktor, der den Trend weg vom Liegezweirad unterstützt, ist die Berichterstattung und öffentliche Wahrnehmung. Während Liegezweiräder nicht mehr so spektakulär sind, wird in den Fachmagazinen gerne über Liegedreiräder berichtet. Da HP keine neuen Modelle vorstellt, wird darüber auch nicht berichtet. Eine Ausnahme ist in dieser Hinsicht aus meiner Wahrnehmung das Stufentandem Pino von Hase. Mit der Cargo-Option und dem „Ersatz-Familienkutsche“-Image ist hier auch außerhalb der Fachmagazine eine gewisse Resonanz erzielt worden.

Meine These, dass der demographische Wandel auch in der Liegeradszene zu spüren ist und mit zunehmendem Alter eher auf Dreiräder umgestiegen wird, konnte Alexander Kraft nicht bestätigen. Klar ist aber, dass gerade der Reha-Bereich der Dreiräder ganz andere Kundengruppen anspricht. Insgesamt machen die neuen Kundengruppen die Zuwächse der letzten Jahre aus. So stieg die Gesamtzahl der produzierten Räder von ca. 600 im Jahr 2006 auf ca. 2000 im Jahr 2015.

Ein großer Vorteil der Liegedreiräder ist sicher auch die einfache Nutzung. So hatte auch schon der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir viel Spaß auf einem Liegedreirad von HP.

Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Tarek Al-Wazir auf einem E-unterstützen Scorpion Enduro (Bild: Horst Schneider)

Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Tarek Al-Wazir auf einem E-unterstützen Scorpion Enduro (Bild: Horst Schneider)

Auslaufen des Spirit – Der Anfang von Ende der Zweiräder bei HP? (Besuch bei HP Velotechnik – Teil 2)

Das Wavey in der Modellversion um 2000 (Bild: HP Velotechnik)

Das Wavey in der Modellversion um 2000 (Bild: HP Velotechnik)

Wer sich die Internetseiten zur Produktentwicklung bei HP anschaut erkennt deutlich, dass sich vor 2005 bei den Einspurern von HP Velotechnik regelmäßig etwas verändert hat. Neue Modelle kamen … und gingen. Wer erinnert sich noch an das Wavey, das 1998 eingeführt wurde. Zum Modellwechsel 2015/2016 gibt es wieder einen Abgang: Das Spirit läuft aus.

Das Modell wurden 2009 zuletzt kräftig überarbeitet und dabei vorne und hinten auf gleichgroße 20 Zoll-Räder gestellt. Obwohl ich auf meinen Liegerädern eher eine aufrechte Sitzposition bevorzuge, haben mich Sesselräder nicht überzeugt. Das liegt vermutlich daran, dass ich die Untenlenkung bevorzuge, denn damit stellt sich das Fernsehsessel-Gefühl am besten ein. Trotzdem wollte ich von Alexander Kraft wissen, warum das Rad von HP aus dem Programm genommen wurde.

Zuerst räumte er mit meiner Vermutung auf, dass das Spirit als „Einsteigermodell“ gedacht war. Auf Grund der Fahrposition zeigte er auf, dass das Spirit als Stadtfahrrad gedacht war. Es ist HP auch nicht leicht gefallen, das Spirit aus dem Programm zu nehmen, da das Urbane Radfahren immer mehr zum Trend wird. Allerdings hat sich das nicht im notwendigen Maß in den Verkaufszahlen des Spirit niedergeschlagen. Es gibt zwar eine treue Anhängerschaft … aber die – so meine Interpretation – freut sich an der Langlebigkeit der Produkte und bestellt nur wenige neue Räder.

Spirit in der Modellversion vor 2009 mit kleinem Vorderrad (Bild: HP Velotechnik)

Spirit in der Modellversion vor 2009 mit kleinem Vorderrad (Bild: HP Velotechnik)

An dem Beispiel konnte mir Alexander Kraft verdeutlichen, wie aufwändig alleine die Bereithaltung der unterschiedlichen Komponenten des im Rahmen des Baukastensystems ist. Da das Spirit dabei auch eine Reihe von Spezialteilen enthält, die in den anderen Rädern nicht vorkommen, bedeutet dies, dass hier erhebliche Kosten für die Lagerung speziell für dieses Modell anfallen. Das Problem besteht dabei aber nicht nur bei HP selber sondern auch bei den Händler, die eben noch ein Rad mehr im Sortiment haben müssten. Auch hier geht es natürlich nicht nur um die Kosten für Lagerhaltung im engen Sinn sondern auch um Kapitalkosten.

Da sich diese Kosten nicht auf das Modell alleine umlegen lassen, ohne die kleinen Stückzahlen durch einen höheren Verkaufspreis noch weiter zu senken, würde sich so ein einzelnes Modell auf die Kalkulation der gesamten Produktpalette auswirken. Ich hätte auch keine gute Antwort, warum der Verkauf der anderen Räder das Spirit subventionieren soll. Die Pläne liegen jetzt „in der Schublade“ – falls es in eine entsprechende Nachfrage geben sollte, kann die Produktion theoretisch wieder aufgenommen werden.

Die gute Nachricht für alle Besitzerinnen und Besitzer des Spirit ist, dass HP für Garantiefälle noch Teile und insbesondere Rahmen vorrätig hat – auch hier steht HP zu seiner 10-Jahres-Garantie auf den Rahmen.

Am Beispiel des Spirit sind wir den üblichen Weg zu einem neuen Modell durchgegangen. Damit ein neues Modell auf der Eurobike vorgestellt werden kann, müssen zwei Jahre vorher die strategischen Weichen gestellt werden. Dann beginnt die Entwicklungsphase mit der Konstruktion, die mit dem Bau eines Prototypen in Kriftel abgeschlossen wird. Dann gilt es, die Feinheiten zu klären. So müssen beispielsweise Ausstattungsvarianten festgelegt, Preise kalkuliert und das Marketing vorbereitet werden. Dazu gehört unter anderem ein Fotoshooting für das sogar ein Fotostudio zur Verfügung steht. Am Vorserienmodell werden dann Qualitätstest durchgeführt und der gesamte Fertigungsprozess durchgeplant. Erst dann kann das Vorserienmodell auf der Eurobike vorgestellt werden – und dann beginnt im November mit dem neuen Katalog auch die Serienfertigung. Mir wurde deutlich, wo überall die Fallstricke liegen und welche Tragweite die Entscheidung für oder gegen eine neues Modell bzw. eine neue Modellvariante hat.

Eine ganz schwierige Aufgabe ist die Prognose des Absatzes – und zwar in den unterschiedlichen Ausstattungen. Auf dieser Basis müssen die zentralen zugelieferten Teile – und dazu gehören auch die in Taiwan gefertigten Rahmen – bestellt werden. Bei den Rahmen muss darüber hinaus auch noch je Modell die Standardfarbe festgelegt werden. Liegt die Prognose falsch, kommt es entweder zu langen Wartezeiten, bis die notwendigen Teile wieder da sind, oder aber zu Überbeständen. Gerade bei hochpreisigen Zubehörteilen wie der Rohloff-Schaltung mit den unterschiedlichen Farbvarianten sind das Entscheidungen, die schnell auch Kapital binden.

Vor diesem Hintergrund ist für mich die Entscheidung verständlich, das Spirit aus dem Programm zu nehmen. Klar wird meiner Meinung nach auch, warum es gute Gründe geben muss, um ein neues Modell in das Programm zu nehmen bzw. grundlegende Änderungen an den Modellen umzusetzen.

Die Zweiradecke am HP Velotechnikstand (Bild: Klaus Dapp)

Die Zweiradecke am HP Velotechnikstand (Bild: Klaus Dapp)

Warum ist es eigentlich so ruhig hier? (Besuch bei HP Velotechnik – Teil 1)

Firmensitz von HP Velotechnik in Kriftel (Bild: Klaus Dapp)

Firmensitz von HP Velotechnik in Kriftel (Bild: Klaus Dapp)

Warum es so ruhig ist, war eine meiner ersten Fragen an Alexander Kraft, den Pressesprecher von HP Velotechnik, bei meinem Besuch des Firmensitzes in Kriftel am 21. Januar 2016. Ich hatte den Eindruck, dass es in der Fertigung fast ruhiger war als in den Büros, durch die wir in den Besprechungsraum kamen.

Und damit hatten wir schon einen Einstieg in einen spannenden Nachmittag gefunden. Alexander Kraft erläuterte mir, dass an dem Tag mehrere Faktoren zusammentrafen

  • das im Fahrradsektor übliche Winterloch, das HP durch Exporte u.a. nach Amerika verkleinert,
  • der Arbeitszeitausgleich, mit dem HP versucht, die jahreszeitlichen Saisonschwankungen teilweise auszugleichen und der den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit bietet, Überstunden aus der Saison abzubauen,
  • die in 2015 angekündigte Preiserhöhung zum 1. November, die zu vorgezogenen Bestellungen in den Vormonaten führte und
  • die Vorfertigung, die zumindest an diesem Tag eher ruhige Arbeiten umfasste.

Auch wenn die Saison stark wetterabhängig ist und deshalb vom (frühen) Frühjahr bis in den (späten) Herbst reichen kann, bleibt der Winter die beste Zeit, um ein neues Fahrrad zu bestellen. So lag im Januar die Lieferzeit 2016 für ein Standardmodell bei etwa einer Woche und für Räder mit Sonderfarben, die erst auf Kundenwunsch beschichtet werden, bei etwa vier Wochen. Zeiten, von denen sich im Sommer nur träumen lässt.

Der Gang durch den Firmensitz war – wie beim Tag der offenen Tür (### LINK) – beeindruckend. Am Eingang konnte ich bei der Warenannahme zusehen bevor mich der nette Mitarbeiter durch die Fertigung zu Alexander Kraft brachte. Die Fertigung war fast so gut aufgeräumt wie am Tag der offenen Tür und mindestens so gut wie im Film „HP Velotechnik Factory Tour“ (### LINK: http://www.hpvelotechnik.com/ueberuns/index_d.html). Es wird deutlich, dass hier nicht was lieblos zusammengeschraubt wird, sondern sorgfältig und ordentlich gearbeitet wird.

Ordnung im Bürstenregel bei HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Ordnung im Bürstenregel bei HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Während es in der Fertigung eher ruhiger zuging, hatte ich den Eindruck dass im Großraumbüro des Vertriebs Einiges los war. Der Bereich der Konstruktion und Entwicklung erinnerte mich an den Besuch in einem Architekturbüro – es herrscht eine gewisse Aura von Kreativität. Zu einem positiven Betriebsklima trägt sicher die Cafeteria bei, die modern und hell eingerichtet ist. Ob die Wunschmusik der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dies immer tut, habe ich lieber nicht gefragt.

Nachgefragt habe ich aber nach dem Anteil der Frauen in der Fertigung. Immerhin eine Frau ist dort derzeit tätig – offensichtlich gilt Fahrradtechnik noch immer als „männlich“. Das zeigt sich auch daran, dass derzeit keine Auszubildende im Produktionsbereich tätig ist. Eigentlich schade, denn die gesamte Werkstatttechnik bei HP ist so ergonomisch aufgebaut, dass dort nicht nur „ganze Kerle“ arbeiten können. Im gesamten Betrieb sind vier der 35 Beschäftigten Frauen.

Auf mich wirkte der gesamte Betrieb angenehm unaufgeregt. Dazu passte auch das Auftreten der beiden Geschäftsführer Paul Hollants und Daniel Pulvermüller, die kein großes Aufheben machten sondern einfach beim zufälligen Treffen freundlich grüßten.

An dieser Stelle ein großes Dankeschön für den Tag in Kriftel, an dem ich mit Alexander Kraft intensiv über die Liegezweiräder bei HP Velotechnik diskutieren konnte. Einige Eindrücke habe ich in den folgenden Beiträgen zusammengefasst:

P.S. Bevor die Nachfrage über die Kommentare oder per Mail kommt: Meinen Grasshopper habe ich 2014 zum regulären Preis erworben und am 21. Januar 2016 habe ich mich von Alexander Kraft „nur“ zum Kaffee und einem Brötchen beim Bäcker einladen lassen. Und noch ein Hinweis zur Neutralität meiner Blogbeiträge. Im Gegensatz zu einer journalistischen Berichterstattung trenne ich die einzelnen Beiträge nicht in „Sachdarstellung“ und „Meinung“, sondern kombiniere dies – hoffentlich nachvollziehbar – in den einzelnen Beiträgen. Damit bei dem Gespräch auch möglichst viel herauskommt, habe ich einen großen Teil der Fragen schon vorab an Alexander Kraft geschickt, was sich als gute Ausgangsbasis bewährt hat.

 

Schwarzwald Panoramaradweg – 3. Tag … Zurück nach Karlsruhe (3.773 km)

Aufbruch in die Sonne (Bild: Klaus Dapp)

Aufbruch in die Sonne (Bild: Klaus Dapp)

Sonne zum Frühstück! Schon relativ bald war der Nebel verdrängt und wir machten uns auf den Weg. Eigentlich war ich ja der Meinung wir wären auf dem Weg nach Bad Wildbad fast nur bergauf gefahren. Da hatte ich mich doch etwas getäuscht. Trotzdem machten die vielen Bergab-Passagen richtig Spaß.

Enz-Radweg (Bild: Klaus Dapp)

Enz-Radweg (Bild: Klaus Dapp)

Ernüchterung trat in Rotenbach ein. Wir wollten hier das Enztal über ein in der Karte als „Steigung über 8%“ gekennzeichneten Weg verlassen. Es war klar, dass es anstrengend wird. Was nicht in der Karte zu sehen ist, dass der Weg im Bau war. Der Weg war so weich, dass wir gut zwei Kilometer bergauf schieben mussten… ich war ziemlich am Ende, die gesamte Strecke in gebückter Haltung – rückenschonend war das sicher nicht.

Blick auf die Ebene (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf die Ebene (Bild: Klaus Dapp)

Die weitere Fahrt entschädigte dann für vieles. Bei fast 15 Grad ging es weite Strecken bergab oder eben nach Marxzell und von dort weiter das Albtal hinunter nach Ettlingen. Nach dem ersten Spargel im Jahr 2016 fuhren wir weiter nach Karlsruhe. Dank der guten Beschilderung kamen wir auch gut zum Hauptbahnhof.

Albtal oberhalb Marxzell (Bild: Klaus Dapp)

Albtal oberhalb Marxzell (Bild: Klaus Dapp)

Leider fuhr am 26.3. (neben zwei weiteren Tagen im Jahr) der Zug um 15:10 Uhr nicht … so konnte ich mich noch zwei Stunden in die Sonne setzen, bevor es wieder Richtung Darmstadt ging.