Eindrücke von der Eurobike 2018 (9.030 km)

Besucherrad am Eingang der Eurobike 2018 (Bild: Klaus Dapp)

Besucherrad am Eingang der Eurobike 2018 (Bild: Klaus Dapp)

Offensichtlich gehört Verkehrschaos dazu, wenn ich auf die Eurobike fahre. Da habe ich die Herzallerliebste – auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin – um 5:20 Uhr geweckt und wir haben schnell einen Kaffee getrunken. Dann bin ich durch das noch schlafende Basel zum Zug geradelt … um eine lange Geschichte kurz zu fassen. Der letzte Zug nach Basel am Vortag ist in Basel nicht funktionsfähig angekommen. Da musste dann erst ein Ersatzzug beschafft werden, der dann nur auf einem kleinen Abschnitt fuhr. Statt direkt in zweieinhalb Stunden ans Ziel zu kommen, brauchte ich gute vier Stunden und musste dreimal umsteigen und kein Klo funktionierte. Aber alles hat auch sein gutes: Inzwischen habe ich Übung mein neues Brompton Faltrad zu falten.

Endlich in Friedrichshafen angekommen, konnte ich diesmal direkt zur Messe hinradeln. Dabei ist mir aufgefallen, wie wenig am Bahnhof und in den Straßen zur Messe los war – und ich war immer an den Fachbesuchertagen da Und da herrsche immer Chaos – allerdings war ich diesmal deutlich später.

Dass die Messe dieses Jahr ein Problem hat, zeigte sich aber auch schon in der letzten Woche. Da hat die Messe Friedrichshafen angekündigt, dass die nächste Eurobike zu einem späteren Termin – nämlich vom 31. Juli 2019 bis 3. August 2019 stattfinden soll. Die ersten Tage sind nur für Fachpublikum und am Samstag den 3. August 2019 ist wie 2017 und in den Jahren zuvor auch die Öffentlichkeit zugelassen. Damit liegt der Termin zwar immer noch in der Saison und bildet nicht wie in den Jahren vor 2018 am Saisonende.

In einer Presseerklärung zum Termin 2019 der Eurobike (Messe Friedrichshafen) feiert die Messe den Publikumstag, der 2018 abgeschafft wurde, als große Bereicherung. Ich wollte vom Pressesprecher der Messe, Frank Gauss, wissen, was diesen Meinungsumschwung bewirkt hat. Er teilte mir mit, dass etliche Industriepartner, die die Änderungen in 2018 gewünscht haben, ihre Meinung verändert haben. Ich habe nicht nachgefragt, wie eine solche Meinungsänderung erfolgt, ohne dass das „neue“ Modell 2018 erst einmal getestet wurde. Auf meinen Hinweis, dass der Termin für viele Bundesländer und angrenzende Nationen in den Schulferien liegt, merkte er an, dass das Schulferien-Thema bedacht wurde und es keinen sinnvollen Termin außerhalb der Schulferien gebe und Bayern sowie Baden-Württemberg noch keine Schulferien hätten. Außerdem wollte ich wissen, ob es wieder einen Schwerpunkt Liegeräder geben wird, wie beispielsweise in 2017. Hier teilte er mit, dass die Schwerpunkte noch nicht definiert sind und jetzt mit den Industriepartnern gemeinsam erarbeitet werden. Dabei sei ausschlaggebend, wie stark sich die einzelnen Firmen im Liegeradbereich engagieren bzw. überhaupt wieder auf der Eurobike ausstellen. Er wies in dem Zusammenhang aber noch einmal auf den Publikumstag und die aus Sicht der Messe verbundenen Emotionen hin. Ich bin gespannt.

An einigen Ständen habe ich auch nach dem Messekontakt gefragt. Teilweise wurde dann auf Firmen hingewiesen, die erst gar nicht gekommen sind, und auf gefühlt weniger Interessierte, was auf den Termin 2018 mitten in der Saison zurückgeführt wurde. Ich habe niemanden gefunden, der das Konzept 2018 geht fand – aber ich habe natürlich auch keine repräsentative Umfrage gemacht sondern die für mich interessanten Stände besucht.

Werbung auf der Toilette (Bild: Klaus Dapp)

Werbung auf der Toilette (Bild: Klaus Dapp)

Sexistische Werbung habe ich diesmal keine gesehen – zumindest auf der Herrentoilette ging es diesmal sehr bieder zu.

An dieser Stelle ein besonderer Dank an Mirjam Reisch von der Messe Friedrichshafen, die mir auch einen spontanen Telefonkontakt zu Frank Gauss als Pressesprecher hergestellt hat, und Gunnar Fehlau vom pressedienst-fahrrad, die beide gemeinsam die Blogger betreuten. Ich hoffe ich kann nächstes Jahr mehr vom Blogger-Programm nutzen.

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork auf einer virtuellen "Protected Bikelane" (Bild: Klaus Dapp)

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork auf einer virtuellen „Protected Bikelane“ (Bild: Klaus Dapp)

Meinen inhaltlichen Start hatte ich am Stand des ADFC. Eigentlich wollte ich nur ein Lebkuchenherz gewinnen bei einer Fahrt auf einer virtuellen „Protected Bikelane“ … dann traf ich den Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork und wir plauschten kurz. Manchmal lässt sich in meinem Bereich berufliches und privates eben doch nicht trennen.

Im Liegeradbereich war außer HP Velotechnik und AZUB kein relevanter Hersteller auf der Messe. Ich habe deshalb einen ausgedehnten Besuch bei HP Velotechnik gemacht, über den ich einen eigenen Beitrag schreibe, und mir dann noch Zubehör angeschaut. Leider hatte ich mal wieder weniger Zeit als notwendig, deshalb nur ein paar – teilweise im Wortsinn – Highlights.

Reflektierende Rainleg (Bild: Klaus Dapp)

Reflektierende Rainleg (Bild: Klaus Dapp)

Es gibt die Rainlegs jetzt in einer vollreflektierenden Version. Sozusagen ein leuchtender Lendenschurz. Ich finde die Rainlegs sowieso schon großartig. Beim Aufrechtrad ersetzen sie für kurze Wege auch bei starkem Regen eine Regenhose und auf dem Grasshopper nutze ich sie in Kombination mit Gamaschen für die Schuhe. Das hat den Vorteil, dass ich viel weniger schwitze als in einer „richtigen“ Regenhose. Das hat natürlich Grenzen. Aber gerade an warmen Tagen bin ich lieber vom Regen an den Waden und ggf. von unten nass als in der Regenhose rumzuschicken. Die neue gefütterte Version der Rainlegs werde ich wohl nicht brauchen. Aber bei sehr tiefen Temperaturen kann dass vielleicht auch eine Idee sein.

Gut sichtbare Helme (Bild: Klaus Dapp)

Gut sichtbare Helme (Bild: Klaus Dapp)

Das Thema Sichtbarkeit wird auch von Alpina angesprochen. Am Stand wurde unter „Be visable“ eine gelbe Edition unterschiedlicher Modelle vorgestellt. So unnötig ich in der Regel zusätzliche Warnwesten finde, so sinnvoll halte ich es auffällig zu sein.

Miniaturisierung von Rücklichtern (Bild: Klaus Dapp)

Miniaturisierung von Rücklichtern (Bild: Klaus Dapp)

Mit Sorge sehe ich den Trend zur Miniaturisierung der Beleuchtung. Busch & Müller hat stolz das kleinste zugelassene Rücklicht präsentiert. Auf meine Nachfrage hat eine Mitarbeiterin angedeutet, dass damit ein spezieller Markt bedient werden soll, der Wert auf puristisches auftreten hat. Dies zeigten auch Entwicklungen bei anderen Herstellern. Zum Glück wird aber auch die Entwicklung von großflächigen und leuchtstarken Rücklichtern fortgesetzt. Hier hat Busch & Müller mit dem Bremslicht eine meiner Meinung nach wichtige Pionierarbeit geleistet.

Teststrecke des Bosch ABS (Bild: Klaus Dapp)

Teststrecke des Bosch ABS (Bild: Klaus Dapp)

Sehr spannend fand ich auch die eindrückliche Vorführung des Antiblockiersystems, das Bosch für elektrisch unterstützte Fahrräder anbietet. Da zeigt sich, für was sich die vielen Sensoren der Unterstützung noch nutzen lassen.

Anhänger Carry M von Roland (Bild: Klaus Dapp)

Anhänger Carry M von Roland (Bild: Klaus Dapp)

Bei Roland habe ich mich gefreut, wie schön inzwischen der Carry M geworden ist. Da wurde wirklich über Jahre Produktpflege betrieben. Auch angetrieben durch inzwischen viele innovative Hersteller, die den traditionellen Karren mit Obenkupplung doch deutlich in den Hintergrund gedrängt haben. Auch wenn Roland noch immer die Option bietet, wie im Bild die Deichsel umzustecken und den Wagen dann von Hand zu ziehen.

Regen-Strampelanzug von VAUDE (Bild: Klaus Dapp)

Regen-Strampelanzug von VAUDE (Bild: Klaus Dapp)

Bei Vaude habe ich einen Regen-Strampelanzug entdeckt. Leider gab es kein Proberad, auf dem sich das mal ausprobieren ließ. Ich kann mir nicht vorstellen, dass – vor allem beim Liegerad – da immer irgendwo was zieht.

Smartes Schloss von ABUS (Bild: Klaus Dapp)

Smartes Schloss von ABUS (Bild: Klaus Dapp)

ABUS hat ein neues smartes Bügelschloss vorgestellt. Ich gebe offen zu, ich bin da immer etwas skeptisch. Aber ich muss zugeben, die haben sich eine ganze Menge einfallen lassen. Das wichtigste zuerst: Mechanisch entspricht das Schloss dem Level 15, d.h. dem höchsten Standard. Als Start wird nur ein Bügelschloss angeboten. Wenn es entsprechende Nachfrage gibt, sind weitere Produkte wie das Faltschloss, das es bereits mit Alarmanlage gibt, angedacht. Das Schloss wird über eine App genutzt. Mit dieser wird das Schloss initialisiert und administriert. Es können bis zu acht Mobiltelefone eine Zugangsberechtigung bekommen. Damit kann auf elektronischem Weg die bisherige Option der gleichen Schlüssel erreicht werden. Die Datenübertragung erfolgt mit Bluetooth in einem Abstand von ca. 2 Metern. Das Schloss bekommt das Signal zu öffnen und verschließt automatisch, wenn es das Signal verliert. Fahrräder am Schloss aufhängen wird dann wohl etwas schwieriger. Ist das Schloss verriegelt und wird bewegt, löst es einen Voralarm aus. Erfolgen weiter Bewegungen, folgt der Hauptalarm. Ist der Akku des Schlosses leer, bleibt das Schloss verriegelt und muss erst wieder über eine USB-C-Buchse geladen werden. Allerdings informiert die App über den Ladezustand, so dass dies eigentlich nicht überraschen passieren sollte. Der Akku ist auf eine Lebensdauer von 8 bis 10 Jahren kalkuliert. Es soll ab April 2019 lieferbar sein und rund 200 Euro kosten. Damit ist es noch etwas höherpreisiger als die sonstigen hochwertigen Schlösser. Dies relativiert sich jedoch durch den Aufpreis für die gleiche Schließung bei mehreren Schlössern, was sich bei mir mit mehreren Fahrrädern auch der Herzallerliebsten schon oft bewährt hat. Da ABUS einen Ruf zu verlieren hat ist zu hoffen, dass die Manipulationsmöglichkeiten gering sind – es ist fest davon auszugehen, dass die ersten Modelle auch als Ansporn zum Hacken dienen. Das gilt allerdings auch für das Lockpicking. Keine Verbesserung bringt das Schloss jedoch, wenn wie bei mir geschehen, Nachts mit einem Akku-Trennschleifer versucht wird, das Schloss aufzubrechen. Das macht einen Höllenlärm, der sicher lauter als der Alarm ist. Dann hilft nur Qualität des Materials, damit genug Zeit für die Nachbarn bleibt, die Polizei zu rufen und die Diebe zu verjagen.

Für mehr außerhalb des Berichts über HP hatte ich leider zu wenig Zeit … oder aber es gab im Vergleich zur letzten EUROBIKE nichts wirklich neues, da durch den frühen Termin einfach zu wenig Zeit für die Hersteller blieb… oder aber einfach „nur“ Produktpflege gemacht wird wie bei Rohloff, die eben gerade nicht darauf angewiesen sind, ständig „Neues“ zu haben. Hier wird bewährtes weiterentwickelt und neue Anwendungsfelder erschlossen.

Rhône-Saône-Rhin – Tag 23: Karlsruhe – Darmstadt (9.030 km)

Schild "Willkommen in Hessen" an der Landesgrenze zwischen Baden-Württemberg und Hessen bei Heppenheim (Bild: Klaus Dapp)
Schild „Willkommen in Hessen“ an der Landesgrenze zwischen Baden-Württemberg und Hessen bei Heppenheim (Bild: Klaus Dapp)

Obwohl ich jetzt alleine unterwegs war, brauchte ich doch genau so lange wie sonst, um mein Zeug zusammenzutragen. Ein Grund dafür war, dass ich wegen des Regens viel mehr ausgepackt hatte als sonst und ich merkte doch, dass die gestrige Fahrt ziemlich viel Kraft gekostet hat. Dabei hatte ich weniger „Bein“ als befürchtet. Aber insgesamt war ich ziemlich müde.

Das änderte sich erst durch den Kaffee zum Frühstück. Als Unterhaltungsprogramm gab es auf der anderen Straßenseite drei Handwerker (vielleicht waren es aber auch völlige Amateure), die sich eine gute halbe Stunde damit beschäftigten, einen kleinen Hubsteiger in Stellung zu bringen, ohne die Straßenbeleuchtung runterzureißen und Fenster einzuschlagen. Als sie die Position endlich hatten, fuhren sie alles ein, da sie das Werkzeug nicht im Korb hatten … und dann wurde auch noch ein Parkplatz frei, von dem aus sich das Ziel viel besser erreichen ließ…

In Karlsruhe besorgte ich mir noch statt des üblichen Baguettes zwei Laugenstangen und dann ging es los. Bei strahlendem Sonnenschein fuhr ich dann Richtung Darmstadt. Da ich schon einmal zwischen Karlsruhe und Darmstadt gefahren bin, kannte ich den Weg aus Karlsruhe heraus noch gut und fuhr auf asphaltierten Wegen bis zum ehemaligen Kernforschungszentrum.

Blick auf den Rhein bei Altlußheim (Bild: Klaus Dapp)
Blick auf den Rhein bei Altlußheim (Bild: Klaus Dapp)
Vorderes Schutzblech des Grasshoppers (Bild: Klaus Dapp)
Vorderes Schutzblech des Grasshoppers (Bild: Klaus Dapp)
Blick unter den Sitz beim Grasshopper (Bild: Klaus Dapp)
Blick unter den Sitz beim Grasshopper (Bild: Klaus Dapp)

Danach ging es auf gut ausgebauten Waldwegen weiter. Mittagspause machte ich in Altlußheim am Rhein und schaute mit an, wie dreckig das Rad trotz einiger Fahrtstrecke noch immer war.

Grasshopper vor dem Schild "Wilkommen in Hessen" an der Landesgrenze zwischen Baden-Württemberg und Hessen bei Heppenheim (Bild: Klaus Dapp)
Zurück in Hessen (Bild: Klaus Dapp)

An der Gemeindegrenze von Heppenheim erreichte ich Hessen. Auch wenn die Beine müder wurden, gab mir das noch einmal Schwung. Als nach 113 gefahrenen Kilometern an der Wendeschleife der Straßenbahn schon die Bahn in Richtung Darmstadt stand, wurde ich schwach und fuhr bis Darmstadt-Eberstadt mit. Beim üblichen Andrang an der Haltestelle dort stieg ich wieder aus und fuhr die letzten sieben Kilometer wieder per Rad. Damit machte ich die letzten Kilometer auf die 1.300 pannenfreien Kilometer voll – eine tolle Radtour war zu Ende.

Rhône-Saône-Rhin – Tag 22: Eckwersheim – Karlsruhe (8.917 km)

Warnschild beim Industriegebiet von Wantzenau (Bild: Klaus Dapp)
Warnschild beim Industriegebiet von Wantzenau (Bild: Klaus Dapp)

Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück brachen wir gemeinsam auf Richtung Straßburg, von wo die Herzallerliebste den Zug genommen hat. Kurz unterhalb von Reichstett trennten wir uns. Ich bog ab Richtung Gambsheim, wo ich den Rhein nach Deutschland überqueren wollte.

Schutzstreifen an der Departementsstraße zwischen Wantzenheim und Kilstett (Bild: Klaus Dapp)
Schutzstreifen an der Departementsstraße zwischen Wantzenheim und Kilstett (Bild: Klaus Dapp)

Leider bestätigte sich der Wetterbericht und es nieselte ab und an. Der Weg verlief in weiten Bereichen auf dem Seitenstreifen stark befahrender Straßen, auf denen auch viele LKW unterwegs waren. Auch wenn die allermeisten Fahrzeuge genug Abstand hielten, war das nicht besonders angenehm und ich war froh, als ich Gambsheim trocken erreichte.

Baustelle an der Schleuse in Gambsheim mit provisorischem Steg (Bild: Klaus Dapp)
Baustelle an der Schleuse in Gambsheim mit provisorischem Steg (Bild: Klaus Dapp)
Treppenturm zum provisorischen Steg bei der Schleuse Gambsheim (Bild: Klaus Dapp)
Treppenturm zum provisorischen Steg bei der Schleuse Gambsheim (Bild: Klaus Dapp)
Blick auf den Grasshopper vom Steg (Bild: Klaus Dapp)
Blick auf den Grasshopper vom Steg (Bild: Klaus Dapp)

Dort wartete leider eine unangenehme Überraschung. Die Schleuse wurde saniert und bei der Gelegenheit eine neue Brücke für den Rad- und Fußverkehr gebaut. Deshalb musste ich das Rad eine provisorische Brücke hoch- und runtertragen. Das war eine ziemliche Plagerei, obwohl ich die Taschen abgemacht habe und unabhängig vom Grasshopper hochgetragen habe. Gleichzeitig begann es richtig zu regnen.

Rheinradweg bei Grauelsbaum (Bild: Klaus Dapp)
Rheinradweg bei Grauelsbaum (Bild: Klaus Dapp)
Schleuse Iffezheim als letzte Rheinschleuse vor dem Meer (Bild: Klaus Dapp)
Schleuse Iffezheim als letzte Rheinschleuse vor dem Meer (Bild: Klaus Dapp)

Da es relativ warm war, war das am Anfang nur ein bisschen lästig. Allerdings verläuft der Rheinradweg bis Karlsruhe zu großen Teilen auf den Rheindeichen. Der Weg ist überwiegend als wassergebundene Decke angelegt. Was bei schönem Wetter gut zu fahren ist, entwickelte sich mehr und mehr zur Schlammschlacht. Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass ich steckenbleibe. Das war sicher übertrieben, aber der Rollwiederstand war schon ziemlich groß.

Auf der Höhe von Karlsruhe wurde es auf einmal sonnig und die Wege waren trocken. Es war kaum zu glauben. Dementsprechend schauten mich die Menschen auch ziemlich irritiert an. Besonders lustig war die im Bereich des Freibades am Rhein in Karlsruhe. Während ich noch das völlig verdreckte Regenzeug anhatte, kamen mir Menschen in T-Shirt und kurzen Hosen, im Badeanzug oder im Bikini entgegen.

Nachdem ich halbwegs getrocknet war, zog mich dementsprechend um. Dann radelte ich der Alb entlang ins Stadtzentrum von Karlsruhe. Ich hatte mit Hilfe von Luftbildern, auf denen die Radinfrastruktur gut zu erkennen war, eine Strecke vorbereitet, die sich als sehr gut erwies. So kam ich problemlos in mein Hotel. Dort handelte ich einen Platz zum Unterstellen des Rades aus, stellte es ab und habe dann erst einmal die Satteltaschen und das Regenzeug geduscht und damit entschlammt. Danach genoss ich die Dusche. Halbwegs wieder zum Menschen geworden, ging ich Maultaschen essen.

In der Nacht regnete es dann auch in Karlsruhe, so dass ich froh war, dass der Grasshopper überdacht stand. So konnte der völlig durchweichte Sitzbezug wenigstens halbwegs abtrocknen.

Rhône-Saône-Rhin – Tag 21: Saverne – Eckwersheim (8.823 km)

Radweg am Rhein-Marne-Kanal bei Ingenheim (Bild: Klaus Dapp)
Radweg am Rhein-Marne-Kanal bei Ingenheim (Bild: Klaus Dapp)
Blick vom Rhein-Marne-Kanal nach Ingenheim (Bild: Klaus Dapp)
Blick vom Rhein-Marne-Kanal nach Ingenheim (Bild: Klaus Dapp)

Nach einem gemütlichen Frühstück sind wir zum Schloss in Saverne gefahren. Von dort sind wir auf den Radweg am Rhein-Marne-Kanal gefahren. Gemütlich rollten wir in Richtung Straßburg. Vom Kanal aus konnten wir auf die elsässischen Städtchen und Dörfer schauen.

Gedenktstätte für das Zugunglück am 15. November 2015 in Eckwersheim (Bild: Klaus Dapp)
Gedenktstätte für das Zugunglück am 15. November 2015 in Eckwersheim (Bild: Klaus Dapp)

In Eckwersheim schauten wir uns die Gedenkstätte für das Unglück auf der Probefahrt des TGV am 15. November 2015 an. An diesem Tag war ein Messzug in der Kurve vor der südlichen Brücke über den Rhein-Marne-Kanal entgleist. Durch den Unfall starben 11 Menschen, 37 weitere wurden verletzt, 12 davon schwer. Die Gedenkstätte ist sehr eindrücklich.

"Unser" Schiff Ophry (Bild: Klaus Dapp)
„Unser“ Schiff Ophry (Bild: Klaus Dapp)
"Unser" Schiff Ophry (Bild: Klaus Dapp)
„Unser“ Schiff Ophry (Bild: Klaus Dapp)
Die Herzallerliebste auf dem Sonnendeck "unseres" Schiffs Ophry (Bild: Klaus Dapp)
Die Herzallerliebste auf dem Sonnendeck „unseres“ Schiffs Ophry (Bild: Klaus Dapp)
Unsere Kajüte auf der Ophry (Bild: Klaus Dapp)
Unsere Kajüte auf der Ophry (Bild: Klaus Dapp)

Von dort fuhren wir weiter zur letzten gemeinsamen Übernachtung. Die Herzallerliebste hatte eine Übernachtung auf dem umgebauten Frachtschiff Ophrys organisiert. Wir verbrachten den Nachmittag auf dem Schiff und hatten viel Spaß dabei, die Hobbykapitäne zu beobachten, die mit den meist gemieteten Booten vorbeifuhren. Es war wie im schlechten Film. Entweder zeigte der Vater seinem Sohn oder seiner Frau, wie gefahren wird. Da kurz unterhalb von uns eine Schleuse kam, brach dann meist die Panik aus und unter wilden Kommandos wurde versucht, ohne Havarie in die Schleuse zu kommen. Das und die neidischen Blicke auf „unser“ großes Schiff – vom Kanal aus ist nicht zu sehen, dass das Schiff fest mit dem Land verbunden ist – brachten uns regelmäßig zum Lachen. Wir grüßten freudig und genossen den letzten gemeinsamen Tag.

Rhône-Saône-Rhin – Tag 20: Xouaxange – Saverne (8.790 km)

Tafel am Canal de La Marne au Rhin in Saverne (Bild: Klaus Dapp)
Tafel am Canal de La Marne au Rhin in Saverne (Bild: Klaus Dapp)

Am Morgen musste ich kurz einen Büroanruf machen, was die Laune auch der Herzallerliebsten ein wenig trübte… die Arbeit kommt langsam näher. Nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg. Wie so oft, konnte ich mit einer kleinen Proberunde ein wenig Werbung für das Liegerad machen.

Rhein-Marne-Kanal bei Xouaxange (Bild: Klaus Dapp)
Rhein-Marne-Kanal bei Xouaxange (Bild: Klaus Dapp)

Mit der Aussicht auf eine kurze Etappe fuhren wir eher trödelig weg und kamen schnell an den Rhein-Marne-Kanal. Bei einem kurzen Fotohalt wunderten wir uns ein wenig über zwei Montainbiker, die uns entgegenkamen und auf dem Weg rumeierten. Als wir weiterfuhren merkten wir schnell, warum es die Probleme gab. In der Steigung hatten sich durch Regenfälle Spurrillen ausgewaschen, die vermutlich in guter Absicht ein schlauer Mensch mit feinem Splitt gefüllt hatte. Deshalb war es kaum möglich hochzufahren. Die Herzallerliebste rutschte aus und fiel hin, zum Glück ohne größeren Schaden zu nehmen. Später entdeckten wir, dass eine Speiche am Hinterrad nicht mehr im Speichennippel war und sich auch nicht mehr festziehen ließ. Da das Rad keinen Höhen- oder Seitenschlag hatte, fuhren wir weiter.

Auf der anderen Seite des Hügelchens ging es bergab … und da ist mit das Hinterrad des Grasshoppers weggerutscht und ich saß neben dem Rad auf dem Hintern. Zum Glück hat es nur die Klingel gekostet und die linke Hand etwas aufgeschürft. Lenker, Bremse und Sitz sind – soweit sich das unterwegs erkennen lässt – ganz geblieben. Mit einem etwas schmerzenden Hintern konnte ich dann weiterfahren.

Ortschild am ehemaligen Landbahnhof Hesse, der vor allem zur Holzabfuhr gebaut wurde (Bild: Klaus Dapp)
„fast daheim“ – Ortschild am ehemaligen Landbahnhof Hesse, der vor allem zur Holzabfuhr gebaut wurde (Bild: Klaus Dapp)
Blick auf den Schwarzwald (Bild: Klaus Dapp)
Blick auf den Schwarzwald (Bild: Klaus Dapp)

In Arzviller fuhren wir an der alten Schleusentreppe mit 17 Schleusen entlang ins Tal. Dann schauten wir uns das Schiffshebewerk an, das die Schleusen seit 1969 ersetzt. Mit einem Trog auf Schienen, der quer zur Transportrichtung am Hang entlang bewegt wird, können die Schiffe einen Höhenunterschied von knapp 45 Metern überwinden. Spannend ist dabei das Energiemanagement des Schrägaufzugs. Der 900 Tonnen schwere Trog (41,5 m lang, 5,5 m breit mit einer Wassertiefe von 3,2 m) ist mit Gegengewichten verbunden. Bei der Talfahrt ist der Trog schwerer als die Gegengewichte und zieht sich dadurch nach unten. Bei der Bergfahrt wird Wasser aus dem Trog abgelassen, so dass die Gegengewichte den Trog nach oben ziehen. Als Antrieb reichen zwei Elektromotoren mit 88kW (entsprechen 120 PS) aus.

Schiffshebewerk bei Arzviller (Bild: Klaus Dapp)
Schiffshebewerk bei Arzviller (Bild: Klaus Dapp)

Während dem Mittagessen schauten wir beim Schiffstransport zu und amüsierten uns über die diversen Hobbykapitäne.

Blick auf Lutzelbourg (Bild: Klaus Dapp)
Innenstadt von Saverne (Bild: Klaus Dapp)
Innenstadt von Saverne (Bild: Klaus Dapp)
Zugfahrzeug für die Schiffe in Saverne (Bild: Klaus Dapp)
Zugfahrzeug für die Schiffe in Saverne (Bild: Klaus Dapp)

Danach fuhren wir weiter nach Saverne und gönnten uns in der Patisserie Haushalter einen Kaffee mit Leckereien. So gestärkt machten wir uns auf zur Unterkunft, die mal wieder oben lag. Dort nutzte ich die Zeit, um diesen Text zu schreiben, bevor wir uns – zu Fuß – die Innenstadt anschauten.

Baguettetransport mit dem Grasshopper (Bild: Klaus Dapp)
Baguettetransport mit dem Grasshopper (Bild: Klaus Dapp)
Das Wappentier von Saverne: Ein Einhorn (Bild: Klaus Dapp)
Das Wappentier von Saverne: Ein Einhorn (Bild: Klaus Dapp)

Dort klärten wir, wo wir am nächsten Morgen unser Mittag- und Abendessen einkaufen können. Außerdem haben wir eine witzige Version des Wappentiers von Saverne gekauft: Ein großer Schwimmring mit Einhorn. Da es das letzte Einhorn im Laden war, mussten wir gemeinsam mit den beiden Verkäuferinnen die Luft raus lassen und hatten dabei viel Spaß, da sich das Tier intensiv dagegen wehrte.

Nach diesem lustigen Erlebnis gingen wir in ein bretonisches Restaurant und aßen Crêpes und tranken elsässischen Cidre, damit wir wenigstens einmal zu Crêpes kamen. Auf dem Heimweg besorgten wir uns noch eine Flasche elsässischen Rose und ließen den Abend gemütlich in unserer Unterkunft ausklingen – ein bisschen traurig, weil das Ende der Fahrt so nah ist.

Rhône-Saône-Rhin – Tag 19: Nancy – Xouaxange (8.746 km)

Stau vor der Klappbrücke an der Meurthe in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Stau vor der Klappbrücke an der Meurthe in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Autobrücke und neue Radbrücke an der Meurthe in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Autobrücke und neue Radbrücke an der Meurthe in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Rhein-Marne-Kanal in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Rhein-Marne-Kanal in Nancy (Bild: Klaus Dapp)

Nach dem Frühstück stürzten wir uns in die Tiefe und erreichten schnell das Ufer der Meurthe. Diese fuhren wir entlang und wechselten nach einiger Zeit an den Rhein-Marne-Kanal. So kamen wir auf selbstständigen Radwegen an den Ortsrand von Nancy. Dort wollten wir in einem französischen Supermarkt einkaufen, der leider wegen Inventur geschlossen hatte. So landeten wir bei einer deutschen Supermarktkette. Das Brot schien uns zu sehr „aus der Tüte zu kommen“, so dass wir uns entschieden, auf einen Bäcker auf dem weiteren Weg zu warten.

Brücke des Rhein-Marne-Kanals über die Meurthe bei Art-sur-Meurthe (Bild: Klaus Dapp)
Brücke des Rhein-Marne-Kanals über die Meurthe bei Art-sur-Meurthe (Bild: Klaus Dapp)

So verließen wir Nancy und waren guter Stimmung, dass wir jetzt „Strecke machen“. Leider spielte der Weg nicht mit. Kurz nach der Einmündung des Verbindungskanals zur Mosel standen wir vor der Wahl, ob wir auf einer vielbefahrenen Straße (D2) fahren oder auf dem ehemaligen Treidelpfad am Kanal bleiben sollten. Der Track des Paneuroparadwegs zeigte die Straße an, Open Streetmap zeigte den Radweg 52 entlang des Kanals an. Wir entschieden uns für den Weg am Kanal. Der wurde leider nach kurzer Zeit immer schlechter. Als uns zwei Montainbiker entgegenkamen war die Lage klar – der Weg ging weiter und das als Montainbiker-Strecke. Wir kämpften uns weiter vor und kamen dadurch zu der Erfahrung auf einer Kanalbrücke die Meurthe zu queren. Nach einiger Zeit erreichen wie wieder die D2 / D400. Dort fuhren wir weiter und waren froh, dass wir nach rund 10 Kilometern in Dombasle-sur-Meurthe auf ruhigere Straßen kamen.

Abzweigung auf den selbstständigen Radweg bei Maixe (Bild: Klaus Dapp)
Abzweigung auf den selbstständigen Radweg bei Maixe (Bild: Klaus Dapp)
Radweg am Rhein-Marne-Kanal bei Maixe (Bild: Klaus Dapp)
Radweg am Rhein-Marne-Kanal bei Maixe (Bild: Klaus Dapp)

Danach kamen wir zügig voran. Noch größer war die Freude als ab Maixe der Weg als selbstständiger Radweg am Kanal entlang autofrei verlief.

Bild auf die Saline von Einville-au-Jard (Bild: Klaus Dapp)
Bild auf die Saline von Einville-au-Jard (Bild: Klaus Dapp)

Der Weg wechselte dann teilweise auf vergleichsweise wenig befahrene Straßen und wieder zurück an den Kanal. Die Strecken am Kanal waren sehr angenehm, da es durch die Bäume – oft alte Alleen – schön schattig war und kaum stieg. Die Fahrt am Kanal war auch deshalb so interessant, da sie in der Regel einen guten Blick über das angrenzende Tal ermöglichte, da der Kanal im Hang verlief. Die Landschaft ist teilweise sehr abwechslungsreich und teilweise stark von der industriellen Landwirtschaft geprägt und recht monoton. Die Straßenabschnitte waren meist ziemlich anstrengend, da dort keine schattenspendenden Bäume wuchsen und die Steigungen manchmal doch kräftig waren.

Auf wenig befahrenen Sträßchen unterwegs (Bild: Klaus Dapp)
Auf wenig befahrenen Sträßchen unterwegs (Bild: Klaus Dapp)

Die Gegend wird insgesamt recht einsam und uns gelang es bis zum Abend nicht mehr, ein Brot einzukaufen. Die wenigen Bäckereien, die wir gefunden haben, hatten montags zu. So gab es zum Mittagessen den Käse ohne Brot … verhungert sind wir nicht.

Steigungen im Abschnitt zwischen Lagarde und Mossey (Bild: Klaus Dapp)
Steigungen im Abschnitt zwischen Lagarde und Mossey (Bild: Klaus Dapp)

Die Steigungen an den Straßen sind besonders auf einem rund sechs Kilometer langen Abschnitt zwischen Lagarde und Mossey aufgefallen. Die wenig befahrene D89 verläuft hier völlig gerade durch den Wald. Vermutlich aus Brandschutzgründen ist die Schneise für die Straße dort sehr breit angelegt, so dass der Wald keinen Schatten oder Kühle spendet. Stattdessen lassen sich jeweils die nächsten Hügel sehen. Ich habe die „Schwung-Taktik“ gewählt und immer bergab kräftig getreten, damit ich möglichst weit auf den nächsten Hügel komme. Die Herzallerliebste hat bergab nicht die Vorteile des Liegerads und war durch den aufkommenden Gegenwind zusätzlich gefordert.

Vorboten für das nahende Elsass - Störche auf einem Strommast in Réchicourt-le-Château (Bild: Klaus Dapp)
Vorboten für das nahende Elsass – Störche auf einem Strommast in Réchicourt-le-Château (Bild: Klaus Dapp)
Blick auf den Schwarzwald oberhalb von Offenburg von der Straße nach Gondrexange aus (Bild: Klaus Dapp)
Blick auf den Schwarzwald oberhalb von Offenburg von der Straße nach Gondrexange aus (Bild: Klaus Dapp)

Wir freuten uns deshalb besonders über den Abschnitt am Kanal nach Gondrexange, auch wenn er bald wieder in kleine Sträßchen überging, auf denen wir Xouaxange erreichten. Dort wurden wir von der Vermieterin der Zimmer mit einem kalten Bier begrüßt – einfach herrlich. Außerdem fragte sie uns, ob wir denn Abendessen wollten. Wir sagten sofort zu und sie fand sogar ein Essen, dass auch für mich als Vegetarier geeignet war.

Nach der Dusche und einer kurzen Pause wurden wir zum Essen gerufen. Es war ein toller Abend und wir hatten viel Spaß am gemeinsamen mehrstündigen Abendessen mit unseren Gastgebern und den anderen Gästen. Die Themen waren vielfältig und ich glaube alle haben etwas mitgenommen. Von der Geschichte des Moselgebietes und des Elsass bis zu Fahrradfahren im allgemeinen und speziellen. Der Gastgeber war ziemlich beeindruckt, was die Herzallerliebste alles über die Geschichte seit 1870 des Gebietes wusste, was wirklich ziemlich speziell ist – bis hin zum „Schafssprung“ der Züge, die im Elsass wie in Deutschland rechts fahren und im restlichen Frankreich links. Es wurde ziemlich spät… und es wurde wieder einmal deutlich, dass kleine Übernachtungsmöglichkeiten viel spannender sind als anonyme Hotelketten. Statt hungrig im Bett zu liegen, kämpften wir eher damit, etwas überfressen zu sein. Soviel zum Thema wie asketisch unser diesjähriger Radurlaub verläuft.

Rhône-Saône-Rhin – Tag 18: Nancy (8.665 km)

Basilisque du Sacré Coeur in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Basilisque du Sacré Coeur in Nancy (Bild: Klaus Dapp)

In Nancy haben wir einen Ruhetag eingeplant, um uns ein bisschen die Stadt anschauen zu können. Nach einem ausgiebigen Frühstück liefen wir in die Stadt, da der Bus sonntags morgens nur sporadisch fährt. Unser Ziel waren die Jugendstilhäuser in der Stadt und das dazugehörige  Museum. Schon bald stellten wir fest, dass unser Wegweiser zu den wichtigsten Häusern eigentlich überflüssig war, da es in den entsprechenden Vierteln fast überall schöne Häuser gab, an denen sich der jeweilige Stand der Mode gut ablesen lies.

Villa Marojelle in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Villa Marojelle in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Tour de la Commanderie Saint-jean-du-Vieil-Aître in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Tour de la Commanderie Saint-jean-du-Vieil-Aître in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Hauseingang in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Hauseingang in Nancy (Bild: Klaus Dapp)

Im Museum wurde dann die Nancyer Schule dieser Kunstrichtung dargestellt. Besonders spannend fand ich auch die Serienfertigung der Häuser und Gegenstände wie Möbel oder Haushaltswaren. So war es möglich, ansprechende – für meinen Geschmack manchmal schon fast überladene – Fassaden so großräumig zu verbreiten.

Porte Notre Dame in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Porte Notre Dame in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Porte de la Citadelle aus Richtung Altstadt in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Porte de la Citadelle aus Richtung Altstadt in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
 Ehemalige Außenseite der Porte de la Citadelle in Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Ehemalige Außenseite der Porte de la Citadelle in Nancy (Bild: Klaus Dapp)

Die Herzallerliebste nutze die offenen Läden und ergänzte den Kleidungsbestand. Mir gab das Gelegenheit zu lesen. Witzig fand ich, dass ich mehrfach auf meine Barfußschuhe angesprochen wurde. Offensichtlich sind die ähnlich bekannt wie Liegeräder … und führen zu einem ähnlichen Grinsen der Betrachtenden.

Am Abend bereitete ich mich mit einer Pizza mit Münsterkäse kulinarisch auf die Fahrt Richtung Straßburg vor… und auf das Zusammenpacken am späteren Abend, das ich so wenig leiden kann, mit einem leckeren Pastis.

Rhône-Saône-Rhin – Tag 17: Epinal – Nancy (8.665 km)

Erinnerungsstätte an den zweiten Weltkrieg in Nomexy (Bild: Klaus Dapp)
Erinnerungsstätte an den zweiten Weltkrieg in Nomexy (Bild: Klaus Dapp)
Zeichen alter Industrie - Verlassene Fabrik in Vincey (Bild: Klaus Dapp)
Zeichen alter Industrie – Verlassene Fabrik in Vincey (Bild: Klaus Dapp)

Bis nach Socourt sausten wir auf einem sehr guten Weg entlang der Mosel flussabwärts Richtung Nancy. Die Strecke wird von Freizeitsportlerinnen und -sportlern mit Rad, zu Fuß oder mit Inlinern genutzt. Nach diesen rund 40 Kilometern erwartete uns allerdings eine Hoppelpiste, die teilweise nur aus einer Wegspur im Gestrüpp bestand und kaum noch befahrbar war. Ich hüpfte mit dem Grasshopper von Schlagloch zu Schlagloch und meine Sorge war, dass ich die Kontrolle verliere und in den Kanal oder die Mosel falle. Das vor allem dann, wenn der Weg Richtung Kanal oder Richtung Mosel an manchen Stellen bereits abbröckelte und mehrere Meter Fallhöhe aufwiese.  Auf der Höhe von Tonnoy zog die Herzallerliebste die Notbremse und wir wechselten auf die angrenzende Straße D 570, die vergleichsweise wenig befahren war. In Richardménil verließen wir das Tal der Mosel und kämpften uns einen kräftigen Anstieg hoch. Leider war der Abschnitt so nervig, dass ich noch nicht einmal ein Bild gemacht habe.

Nach kurzer Abfahrt erreichten wir den Verbindungskanal nach Nancy, an dem wir auf einem gut ausgebauten Weg zügig Richtung Nancy hinabrollten. Am Marne-Rhein-Kanal bogen wir Richtung Nancy ab. Später wechselten wir an die Meurthe, ein Zufluss der Mosel, und fuhren an ihr entlang in einem Bogen durch Nancy. Nach einer abschließenden Bergetappe erreichten wir unsere Unterkunft.

Marktplatz von Nancy (Bild: Klaus Dapp)
Marktplatz von Nancy (Bild: Klaus Dapp)

Am Abend machten wir einen Spaziergang in die schöne Innenstadt und kauften zwei Leinen-T-Shirts für mich, die in der Hitze wesentlich angenehmer sind als Funktions-T-Shirts, die die Feuchtigkeit vom Körper wegtransportieren.

In der Innenstadt brauchten wir einen Moment um zu begreifen, warum die Straßen eher leer und dafür die Kneipen und Restaurants umso voller waren. Frankreich spielte bei der Fußball-WM der Männer. Nach dem Gewinn des französischen Teams herrschte eine ausgelassene Stimmung in der Stadt. Während wir beim Abendessen saßen wurde ich von zwei begeisterten Anhängerinnen des französischen Teams in den Arm genommen und geküsst. Beim Weg zurück ins Quartier ließen wir uns Zeit, da die Geräuschkulisse ein frühes Einschlafen unmöglich gemacht hätte.

Rhône-Saône-Rhin – Tag 16: Passavant-la-Rochére – Epinal (8.583 km)

Tafel an der Grenze des Departments Vogesen am Kanal der Vogesen (Bild: Klaus Dapp)
Tafel an der Grenze des Departments Vogesen am Kanal der Vogesen (Bild: Klaus Dapp)

Am nächsten Morgen wurden wir mit einem ausgiebigen „Continental“-Frühstück verwöhnt. Da die Entfernung nach La-Rochére nur wenige Kilometer beträgt, beschlossen wir die ältestes Glasfabrik Frankreichs, die seit 1475 besteht, zu besuchen. Wir kamen uns fast vor wie im Schwarzwald, Tannenbäume, Hügel, Bäche und eine kleine Siedlung mit Glashütte. Die liegt aus heutiger Sicht ziemlich ungünstig, da außer Wasser alle anderen Grundstoffe dort hintransportiert werden müssen. Bei der Gründung stand mit dem Wald die notwendige Energie zur Verfügung. Wir schauten zu, wie Glas geblasen wird. Es ist immer wieder faszinierend. In einem Museum wird moderne Glaskunst gezeigt. Das Gebäude ist in einen kleinen japanischen Garten eingefügt und hat so einen ganz besonderen Charakter.

Interessant finde ich, dass neben Produkten für den Haushalt auch Glasbausteine für den Bau hergestellt werden. In der Verkaufsausstellung entschied ich mich für eine kleine Glasschüssel … und durfte dann nicht mehr über die Likörgläser der Herzallerliebsten lästern.

Drehbrücke über den Kanal der Vogesen in Selles (Bild: Klaus Dapp)
Drehbrücke über den Kanal der Vogesen in Selles (Bild: Klaus Dapp)
Echte Hand- und Fußarbeit an der Drehbrücke über den Kanal der Vogesen in Selles (Bild: Klaus Dapp)
Echte Hand- und Fußarbeit an der Drehbrücke über den Kanal der Vogesen in Selles (Bild: Klaus Dapp)
Drehbrücke über den Kanal der Vogesen in Selles (Bild: Klaus Dapp)
Drehbrücke über den Kanal der Vogesen in Selles (Bild: Klaus Dapp)

Von La-Rochére fuhren wir zurück an den Kanal der Vogesen. Der zweigt in Corre von der Saône ab und führt zur Mosel. Die erste Begegnung mit dem Kanal hatten wie an der Drehbrücke in Selles, die auch heute noch per Hand bedient wird.

Rad- und Schiffsverkehr am Kanal der Vogesen (Bild: Klaus Dapp)
Rad- und Schiffsverkehr am Kanal der Vogesen (Bild: Klaus Dapp)
Wir erreichen das Departemant Vogesen - hier noch mit der alten Bezeichnung des Kanals als Canal de l-Est (Bild: Klaus Dapp)
Wir erreichen das Departemant Vogesen – hier noch mit der alten Bezeichnung des Kanals als Canal de l-Est (Bild: Klaus Dapp)
Blick vom höherliegenden Kanal auf den Ort Chaumousey (Bild: Klaus Dapp)
Blick vom höherliegenden Kanal auf den Ort Chaumousey (Bild: Klaus Dapp)
Straßenunterführung des Kanals Chaumousey (Bild: Klaus Dapp)
Straßenunterführung des Kanals Chaumousey (Bild: Klaus Dapp)

Im Höhenprofil lässt sich gut nachvollziehen, wie wir schrittweise von Schleuse zu Schleuse mit dem Kanal bis kurz hinter Girancourt aufgestiegen sind.

Brücke des Kanals der Vogesen über die Mosel in Epinal (Bild: Klaus Dapp)
Brücke des Kanals der Vogesen über die Mosel in Epinal (Bild: Klaus Dapp)
Blick auf die Mosel von der Brücke des Kanals der Vogesen in Epinal (Bild: Klaus Dapp)
Blick auf die Mosel von der Brücke des Kanals der Vogesen in Epinal (Bild: Klaus Dapp)

In Epinal erfolgt dagegen ein schneller Abstieg, bei dem die Schleusen in dichter Folge liegen und teilweise ineinander übergehen.

Blick auf die Basilika Saint-Maurice (Bild: Klaus Dapp)
Blick auf die Basilika Saint-Maurice (Bild: Klaus Dapp)
Bahnhof in Epinal (Bild: Klaus Dapp)
Bahnhof in Epinal (Bild: Klaus Dapp)

In Epinal erreichten wir unser Hotel in der Nähe vom Bahnhof. Nach einer kurzen Dusche wollten wir eigentlich nur noch kurz etwas essen gehen. Dabei kamen wir in ein USA Festival Musik mit Straßenkreuzern und Trucks, Sqaredance und Cheerleading. Die ganze Stadt hatte Spaß – und ich keinen Foto dabei… aber eine solche Atmosphäre lässt sich mit ein paar Bildern sowieso nicht einfangen.

Am nächsten Morgen ... ausschlafen nach der langen Nacht in Epinal (Bild: Klaus Dapp)
Am nächsten Morgen … ausschlafen nach der langen Nacht in Epinal (Bild: Klaus Dapp)

Rhône-Saône-Rhin – Tag 15: Recologne – Passavant-la-Rochére (8.512 km)

Kirche von Ray-sur-Saône (Bild: Klaus Dapp)
Kirche von Ray-sur-Saône (Bild: Klaus Dapp)
Historisches Waschhaus von Ray-sur-Saône (Bild: Klaus Dapp)
Historisches Waschhaus von Ray-sur-Saône (Bild: Klaus Dapp)
Im historischen Waschhaus von Ray-sur-Saône (Bild: Klaus Dapp)
Im historischen Waschhaus von Ray-sur-Saône (Bild: Klaus Dapp)

Nach einer angenehmen Nacht und einem leckeren Bio-Frühtück wurden wir herzlich verabschiedet. Wir brachen zu einer der längsten Etappe auf. In Ray-sur-Saône schauten wir uns den alten Ortskern mit dem Waschhaus an. Weiter ging die Fahrt entlang der Saône.

Schattige Verbindungsstraße (Bild: Klaus Dapp)
Schattige Verbindungsstraße (Bild: Klaus Dapp)
Blick auf Rupt-sur-Saône (Bild: Klaus Dapp)
Blick auf Rupt-sur-Saône (Bild: Klaus Dapp)

In Rupt-sur-Saône machten wir einen kurzen Fotostop und folgten danach wieder der Saône.

Zufahrt zum Schiffstunnel bei Ovanches (Bild: Klaus Dapp)
Zufahrt zum Schiffstunnel bei Ovanches (Bild: Klaus Dapp)
Über dem Schiffstunnel bei Ovanches (Bild: Klaus Dapp)
Über dem Schiffstunnel bei Ovanches (Bild: Klaus Dapp)
Schiffstunnel bei Ovanches (Bild: Klaus Dapp)
Schiffstunnel bei Ovanches (Bild: Klaus Dapp)
Abzeigung des Schifffahrtskanals von der Saône (Bild: Klaus Dapp)
Abzeigung des Schifffahrtskanals von der Saône (Bild: Klaus Dapp)

Bei Ovanches kürzt der Schifffahrtskanal eine Schleife der Saône ab und macht sie dadurch erst schiffbar. Dies ist nur durch einen Tunnel möglich. Über den Hügel mussten wir mit den Rädern fahren.

Verbindungsstraße bei Purgerot oberhalb der Saône (Bild: Klaus Dapp)
Verbindungsstraße bei Purgerot oberhalb der Saône (Bild: Klaus Dapp)
Blick nach Baulay (Bild: Klaus Dapp)
Blick nach Baulay (Bild: Klaus Dapp)

Der Weg führt in diesem Bereich nur teilweise an der Saône entlang. Teilweise müssen kleine Sträßchen genutzt werden, so dass der Eindruck von der hügeligen Landschaft deutlich erfahrbar wird. In Scey-sur-Saône kauften wir ein, um für ein Picknick ausgestattet zu sein. In Port-sur-Saône gönnten wir uns einen Kaffee und stärkten uns für die nächste Bergpassage.

Verbindungsstraße von Vougécourt nach Passavant-la-Rochèr (Bild: Klaus Dapp)
Verbindungsstraße von Vougécourt nach Passavant-la-Rochèr (Bild: Klaus Dapp)

Auf ein Stück des engen Saône-Tals verzichteten wir, um Passavant-la-Rochèr mit möglichst moderater Steigung zu erreichen. Das war eine gute Idee, denn wir sind ziemlich müde in Passavant-la-Rochèr angekommen… und die Unterkunft lag etliche Dutzend Höhenmeter über der Ortsmitte, so dass wir noch einen letzten Aufstieg hatten. Dafür wurden wir herzlich empfangen. Wir bezogen eine Haushälfte und die Fahrräder durften wir durch den Hausflur in einen eigenen großen Lagerraum bringen. Nach dem Duschen bekamen wir ein leckeres dreigängiges Abendessen und genossen dann noch eine mitgebrachte Flasche Cidre. Ziemlich müde legten wir uns ins Bett.

Entsprechend dem Namen der Unterkunft Maison Brocante („Haus Altwarenhändler“) war die gesamte Unterkunft mit meist sehr schönen alten Möbeln und Dekoration ausgestattet. Leider war ich zu müde, um ein paar Fotos zu machen. Die Verkaufsausstellung zeigte auch ihre Wirkung. Die Herzallerliebste war von vier – wirlich schönen – Likör-Gläsern völlig begeistert … und so hatten wir nach sehr kurzen Verkaufsverhandlungen ein etwas schwereres Gepäck und schöne Erinnerungsstücke an die Reise.