Nach dem gestrigen Tag war klar, dass wir einen Schlenker über Schloss Chambord machen mussten. Nach einem Einrollen auf dem gut markierten Eurovelo 6 sind wir Richtung Chambord abgebogen.
Es ist der ländlichen Gegend nicht anzusehen, was für ein gigantisches Bauwerk dort hineingebaut wurde, um Macht zu demonstrieren. Meinen ersten Eindruck bestätigte auch ein Bericht von Bewohnern, die von den umgebenden Sümpfen berichten, die erst Jahrzehnte später durch den Bau eines Kanals trockengelegt wurden.
Es war spannend durch die auf die höfischen Rituale ausgelegt ausgelegten Fluchten zu schreiten. Mein Funktions-T-Shirt und die knarzende Fahrradschuhe standen in krassem Kontrast zu den aufwändig gestalteten Räumen. Interessant war auch zu sehen, wie das gesamte Ensemble gewachsen ist. Dass zum Schluss von einzelnen Bauphasen auch mal das Interesse schwand oder das Geld ausging, führte teilweise zu ziemlichen Pfusch am Bau. Da wurden auch mal schnell die halbfertigen Säulen eingesetzt…
Und natürlich sind wir auf den berühmten gegenläufigen Wendeltreppen nach oben geschritten, auf denen wir uns zwar immer wieder gesehen haben, aber nur auf den einzelnen Stockwerken treffen konnten. Das ist schon sehr beeindruckend.
Nach einigen Stunden sind wir dann wieder zu unseren Rädern geschritten, um die letzten rund 30 km nach Blois zu fahren. Dank der Autoverkehr meidenden Führung des Eurovelo 6 kamen wir um den Rückreisetrubel herum und haben nur einige Eltern in die Verlegenheit gebracht, ihren Kindern erklären zu müssen, warum ich mit meinen kleinen Rädern weit schneller als ihre Kinderräder fahre.
Zum Glück erwiesen sich die in der Karte eingezeichneten Weinberge eher als Weinfelder, so dass auch ich „bergauf“ gut vorankam. In Blois wurde gerade die Brücke über die Loire saniert, die deshalb nur auf einer Spur nutzbar war. Und obwohl wir den ganzen Verkehr aufgehalten haben, gab es kein Gedrängel oder Gehupe.
Mit Hilfe eines öffentlichen Stadtplans haben wir unsere Unterkunft schnell gefunden. Wobei das Wort Residenz eher angebracht wäre. Es fehlte lediglich die großzüge Zufahrt… aber ohne Satteltaschen ließen sich die Räder gut über die Eingangstreppe auf das Grundstück tragen.
Bei der Suche nach einem Abendessen wurde nochmal klar, dass noch Nebensaison war. Ein großer Teil der Restaurants hatte zu. Dafür gab es dann sogar einen Gemüseteller – es ist schon erstaunlich, dass Essen gehen in Frankreich so fest mit Fleisch verbunden ist.