Die Packroutine am Morgen verlief noch etwas zäh, trotzdem schafften wir es, zügig aufzubrechen. Wir genossen den Sommermorgen bei einem kleinen Frühstück in einem benachbarten Café.
Danach fuhren wir auf dem provisorischen Rhone-Radweg Richtung Norden aus Avignon hinaus. Ich hatte schon bei der Planung das Gejammer über den Weg aus Avignon hinaus nicht ganz verstanden. Der Bikeline Führer (Auflage 2017) hat mit der Bemerkung „in Pont-Saint-Esprit ist es dann vorerst mal vorbei mit den Radwegen“ eine Alternativroute östlich der Rhone beschrieben. Mir hat – mit Ausnahme der Drängelgitter – der Weg gut gefallen. Ein Großteil wird als reiner Radweg geführt, ein weiterer Teil auf Nebenstraßen meist in Wohngebieten und nur ein kleiner Teil verläuft auf befahrenen Straßen oder nicht ganz so schön durch Gewerbegebiete.
Unser erstes Zwischenziel war Châteauneuf-du-Pape. Die alte Burganlage liegt beeindruckend über den Weinbergen. Wir bogen vom offiziellen Weg ab, um uns die Burganlage anzuschauen. Leider wurde sie nicht nur ein Opfer diverser Religionskriege sonder auch der deutschen Wehrmacht. Die 1944 einen großen Teil der verbliebenen Anlage sprengte. In den 1960er Jahren wurde durch die Kommune ein Teil wieder hergestellt.
Danach fuhren wir weiter über Wirtschaftswege durch die berühmten Weinberge und vergleichsweise unbefahrene Straßen nach Orange. Am Eingang zur Altstadt hatte ich ein nettes Missverständnis mit einem Polizisten, der das Einfahrtsverbot für Autos in die Innenstadt überwachte. Er wollte mich darauf hinweisen, dass Markt war – und wie wir später erfahren haben ein spezieller Mittelaltermarkt – und er in Sorge war, ob ich mit meinem Gefährt in der Lage war, das Gleichgewicht halten könne. Ich dachte er wäre von meinem Rad angetan und interpretierte seine Gesten als das Handreichen zur Begrüßung … Wir durften dann vorsichtig in die Innenstadt rollen. Was angesichts der Menschenmenge nicht einfach war.
Am großen römischen Theater stellten wir dann die Räder einfach ab und besichtigten den beeindruckenden Bau. Gestärkt durch einen Kaffee machten wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft. Dabei fuhren wir auf Nebenstraßen und kamen gut voran. Wir waren überrascht, wie gut beschildert der Weg ist.
Bei der Querung des Flüsschens l‘Eygues hatte ich Glück, dass das Geländer so niedrig ist. So konnte ich mich mit einer Hand festhalten und vorsichtig über die weniger als einen Meter breite Brücke fahren. Das habe ich mit nur einer kleinen Berührung des Außenspiegels hinbekommen. Schieben wäre viel anstrengender geworden.
Ziemlich früh kamen wir bei unserer Unterkunft an, wo uns die Tochter des Hauses in Empfang nahm. Durch die knapp 30 Grad waren wir trotz der vergleichsweise kurzen Strecke ziemlich müde und klebrig. So ruhten wir uns nach der Dusche und der täglichen Waschroutine erst einmal aus. Am späteren Nachmittag begrüßte uns die Hausherrin mit Bisous (Küsschen). Danach mussten wir uns nur noch mental auf das Abendessen vor Ort vorbereiten. Wie gut, dass Antje das gebucht hatte.
Uns erwartete ein mehrgängiges Menü und ich war wirklich froh, dass ich danach nur noch ins Bett gehen musste … mit dem Abnehmen wird das so sicher nichts.