So langsam komme ich mir fast vor wie im Altenheim… da ist das wichtigste Thema das (angeblich schlechte) Essen. Aber auch dieses leckere Frühstück war ein guter Start in den Tag. Leckeres Brot, selbstgebackene Muffins und vor allem kleine Crèpes mit einem Sirup aus Karamell mit gesalzener Butter oder selbstgemachter Erdbeermarmelade waren richtig lecker.
Nach der gestrigen 90 km – Tour starteten wir erstaunlich frisch – und das auf gut asphaltierter Strecke. Leider überraschte uns nach kurzer Zeit kräftiger Nieselregen. Der Weisheit meines Nachbarn Georg folgend – bei Regen einfach mal fünf Minuten warten – stellten wir uns unter einer alten Eiche unter … und konnten tatsächlich ohne Regenzeug weiterfahren.
Vor zwei Tagen ist mir eingefallen, dass ich zwar Antje an einen Ersatzschlauch erinnert und diverses (Spezial-)Werkzeug eingepackt habe… aber den Ersatz für den Grasshopper vergessen habe. Deshalb sind wir bei einem Hinweis auf eine Radwerkstatt in dem kleinen Ort Saint Congard abgebogen. Eigentlich rechnete ich mir nur auf Grund der Fahrradanhänger eine kleine Chance aus. Von außen sah der Laden wie ein reiner Mountain-Bike-Laden aus und es war noch deutlich vor 10 Uhr Innen wurden wir von einem breiten Angebot und einer begeisterten Fahrradmechanikerin überrascht, die sich mit uns freute, den passenden Schlauch im Sortiment zu haben. Jetzt hoffe ich, dass dies eine Investition wird, die ich nicht unterwegs brauche.
So ausgestattet fuhren wir gut gelaunt weiter. Leider endete bald der asphaltierte Abschnitt. Während ich mich an der guten Federung freute, klagte Antje bald über das Gehoppel. Viel Spaß hatten wir weiter an den Schleusen. Das Personal der Schleusen bzw. die Besitzer der ehemaligen Personalhäuser überboten sich in der Anordnung zusätzlicher Blumenkästen und liebevoll wurden die abgeblühten Blüten entfernt.
In Redon, einem historischen Verkehrsknoten mit wichtigen Straßenverbindungen und Wasserwegen, schauten wir uns die historische Innenstadt an. Die alten Gebäude in der Grand-Rue, der historischen Hauptstraße, sind sehr schön. Beeindruckend ist die Kirche Saint-Sauveur, obwohl 1780 ein Teil abbrannte und nicht wieder aufgebaut wurde. Besonders einladend ist auch der zugehörige Kreuzgang, den heute eine Schule mit nutzt. Dank der Schulferien konnten wir darin flanieren.
Im der örtlichen Markthalle besorgten wir uns noch ein Baguette. Auf dem Rückweg zu unseren Rädern kaufte ich mir noch zwei Baumwoll T-Shirts für sehr warme Tage, die ich zu Hause vergessen habe. Wenn es sehr heiß ist, hat Baumwolle den Vorteil, dass der Schweiß langsamer verdunstet als bei Funktionswäsche und dadurch besser kühlt. Antje konnte bei der Gelegenheit noch schöne Schläppchen kaufen. Der Sommer kann kommen!
Da die Raststätte direkt am Kanal belegt war, fuhren wir zum Ortsrand zum Picknicken. Dort fuhr ein Liegeradler vorbei. Leider war ich mit meinem Foto zu langsam. Er fuhr mit einem sogenannten Highracer (Optima Orca 26-26) vorbei, d. h. mit zwei 26 Zoll Rädern und damit deutlich höher als mein Grasshopper. Etwas kurios war jedoch der Hundeanhänger. Das entspricht fast schon einer Fahrt mit dem Ferrari zum Baumarkt – und das mit Anhänger…
Völlig irritiert war ein französischer Familienvater, der kurz darauf mit seinen Kindern an unserem Rastplatz vorbeikam. Er erzählte Antje ganz aufgeregt, dass er noch nie solche merkwürdigen Räder gesehen habe. Sie antwortete ganz gelassen, dass der Grasshopper ein ganz normales Liegerad sei.
Nach der kleinen Angeber-Einlage fuhren wir weiter am Kanal entlang. Dabei war der Weg teilweise zwischen Bahnlinie und Kanal eingeklemmt. Im Guenrouët stärkte ich mich mit einern Kaffee und Antje mit einem Pastis. Dann bogen wir vom Kanal ab, um zu unserer Unterkunft zu kommen. Einem Biobauernhof mit kuriosen Unterkünften vom Baumhaus bis zum Berberzelt.
Die Bäuerin fuhr mit ihrem E- Lastendreirad stolz voraus zum Zelt. Das war ein großes Rundzelt mit Doppelbett, Sesseln und Stromanschluss für die Lampe. Unser leckeres Abendessen bekamen wir ans Zelt gebracht, wo wir am zugehörigen Gartentisch speisten. Der Cidre zum Essen und danach war sehr lecker. Nur der Weg zum Klo war weiter als bei den Unterkünften zuvor… dafür war der nächtliche Sternenhimmel richtig toll.