Durch die Glocken der gegenüber liegenden Kirche wurden wir rechtzeitig vor dem Frühstück geweckt, so dass wir in aller Ruhe packen konnten. Das Frühstück setzte quasi das gute Abendessen fort, so dass wir etwas länger brauchten um loszukommen. Nach einer kurzen Besichtigungsrunde in Berrien stürzten wir uns in die Tiefe. Die fünf Kilometer lange Abfahrt nach Srignac hat richtig Spaß gemacht. Bei 55 km/h habe ich das Bremsen angefangen… ich wollte nicht am vierten Tag aus der Kurve fliegen.
Auf der ehemaligen Bahnlinie ging es überwiegend bergab nach Carhaix. Außer etlichen Radfahrerinnen und Radfahrern kamen uns fünf Pferdefuhrwerke entgegen. Wie auch in Deutschland machten mein Liegerad und ich (ich hoffe vor allem das Rad …) den Pferden ziemlich Angst. Durch frühzeitiges Anhalten beschränkte sich die Reaktion auf kritische Blicke und ein paar Hopser.
Carhaix war etwas enttäuschend. Ein großer Teil der Läden in der Innenstadt ist geschlossen. Mit Mühe gelang es uns bei einem Metzger ein Baguette, Taboulé und Apfelstückchen einzukaufen. Danach stärkten wir uns mit einer Pizza. Etwas mühsam, dafür weitgehend autofrei, fuhren wir über Großparkplätze an den Ortsrand, von hier ging es wieder auf einer ehemaligen Bahnstrecke komfortabel bergab bis zum Kanal Brest – Nantes.
Leicht steigend, der kaum sichtbaren Strömung entgegen fuhren wir am Kanal entlang. Es ist bei den vielen Schleusen, die teilweise fast im Abstand einer Schiffslänge stehen, kaum vorstellbar, dass hier ernsthaft Frachten transportiert wurden. So gewannen wir rasch an Höhe. Das hatte ich so nicht erwartet und kam kräftig ins Schwitzen. Zum Glück hatte es bei leicht bewölktem Himmel und etwas über 20 Grad ideales Radwetter.
Spannend war ein Abschnitt in dem für Arbeiten das Wasser abgelassen war. Zum Einen wurde deutlich, wie wenig Wasser dort fließt, zum Anderen welcher Aufwand beispielsweise für gemauerte Stützmauern getrieben wurde.
An die Steigung schloss sich ein längerer ebener Abschnitt an, auf dessen Treidelpfad wir fuhren, bis wir mit den Seen Étang de Trébel bzw. Mezouët den Scheitel in diesem Abschnitt des Kanals erreichten. Das letzte Stück nach Rostrenen fuhren wir zügig bergab.
Unsere Übernachtung lagt direkt am Kanal und sparte uns die Weiterfahrt in den Ort Rostrenen. Zu unserer Überraschung wird auch sie von Briten geführt, die kaum Französisch können. Liebevoll wurden wir in Empfang genommen und das Haus erklärt. Nach dem Duschen saßen wir mit einer Flasche Rose bei angenehmer Wärme im Garten und aßen unsere Mitbringsel. Während in der Gegend ein Dudelsackspieler übte, habe ich den Text geschrieben… soviel Klischee glaubt sicher Niemand.