Nach dem Frühstück stürzten wir uns in die Tiefe und erreichten schnell das Ufer der Meurthe. Diese fuhren wir entlang und wechselten nach einiger Zeit an den Rhein-Marne-Kanal. So kamen wir auf selbstständigen Radwegen an den Ortsrand von Nancy. Dort wollten wir in einem französischen Supermarkt einkaufen, der leider wegen Inventur geschlossen hatte. So landeten wir bei einer deutschen Supermarktkette. Das Brot schien uns zu sehr „aus der Tüte zu kommen“, so dass wir uns entschieden, auf einen Bäcker auf dem weiteren Weg zu warten.
So verließen wir Nancy und waren guter Stimmung, dass wir jetzt „Strecke machen“. Leider spielte der Weg nicht mit. Kurz nach der Einmündung des Verbindungskanals zur Mosel standen wir vor der Wahl, ob wir auf einer vielbefahrenen Straße (D2) fahren oder auf dem ehemaligen Treidelpfad am Kanal bleiben sollten. Der Track des Paneuroparadwegs zeigte die Straße an, Open Streetmap zeigte den Radweg 52 entlang des Kanals an. Wir entschieden uns für den Weg am Kanal. Der wurde leider nach kurzer Zeit immer schlechter. Als uns zwei Montainbiker entgegenkamen war die Lage klar – der Weg ging weiter und das als Montainbiker-Strecke. Wir kämpften uns weiter vor und kamen dadurch zu der Erfahrung auf einer Kanalbrücke die Meurthe zu queren. Nach einiger Zeit erreichen wie wieder die D2 / D400. Dort fuhren wir weiter und waren froh, dass wir nach rund 10 Kilometern in Dombasle-sur-Meurthe auf ruhigere Straßen kamen.
Danach kamen wir zügig voran. Noch größer war die Freude als ab Maixe der Weg als selbstständiger Radweg am Kanal entlang autofrei verlief.
Der Weg wechselte dann teilweise auf vergleichsweise wenig befahrene Straßen und wieder zurück an den Kanal. Die Strecken am Kanal waren sehr angenehm, da es durch die Bäume – oft alte Alleen – schön schattig war und kaum stieg. Die Fahrt am Kanal war auch deshalb so interessant, da sie in der Regel einen guten Blick über das angrenzende Tal ermöglichte, da der Kanal im Hang verlief. Die Landschaft ist teilweise sehr abwechslungsreich und teilweise stark von der industriellen Landwirtschaft geprägt und recht monoton. Die Straßenabschnitte waren meist ziemlich anstrengend, da dort keine schattenspendenden Bäume wuchsen und die Steigungen manchmal doch kräftig waren.
Die Gegend wird insgesamt recht einsam und uns gelang es bis zum Abend nicht mehr, ein Brot einzukaufen. Die wenigen Bäckereien, die wir gefunden haben, hatten montags zu. So gab es zum Mittagessen den Käse ohne Brot … verhungert sind wir nicht.
Die Steigungen an den Straßen sind besonders auf einem rund sechs Kilometer langen Abschnitt zwischen Lagarde und Mossey aufgefallen. Die wenig befahrene D89 verläuft hier völlig gerade durch den Wald. Vermutlich aus Brandschutzgründen ist die Schneise für die Straße dort sehr breit angelegt, so dass der Wald keinen Schatten oder Kühle spendet. Stattdessen lassen sich jeweils die nächsten Hügel sehen. Ich habe die „Schwung-Taktik“ gewählt und immer bergab kräftig getreten, damit ich möglichst weit auf den nächsten Hügel komme. Die Herzallerliebste hat bergab nicht die Vorteile des Liegerads und war durch den aufkommenden Gegenwind zusätzlich gefordert.
Wir freuten uns deshalb besonders über den Abschnitt am Kanal nach Gondrexange, auch wenn er bald wieder in kleine Sträßchen überging, auf denen wir Xouaxange erreichten. Dort wurden wir von der Vermieterin der Zimmer mit einem kalten Bier begrüßt – einfach herrlich. Außerdem fragte sie uns, ob wir denn Abendessen wollten. Wir sagten sofort zu und sie fand sogar ein Essen, dass auch für mich als Vegetarier geeignet war.
Nach der Dusche und einer kurzen Pause wurden wir zum Essen gerufen. Es war ein toller Abend und wir hatten viel Spaß am gemeinsamen mehrstündigen Abendessen mit unseren Gastgebern und den anderen Gästen. Die Themen waren vielfältig und ich glaube alle haben etwas mitgenommen. Von der Geschichte des Moselgebietes und des Elsass bis zu Fahrradfahren im allgemeinen und speziellen. Der Gastgeber war ziemlich beeindruckt, was die Herzallerliebste alles über die Geschichte seit 1870 des Gebietes wusste, was wirklich ziemlich speziell ist – bis hin zum „Schafssprung“ der Züge, die im Elsass wie in Deutschland rechts fahren und im restlichen Frankreich links. Es wurde ziemlich spät… und es wurde wieder einmal deutlich, dass kleine Übernachtungsmöglichkeiten viel spannender sind als anonyme Hotelketten. Statt hungrig im Bett zu liegen, kämpften wir eher damit, etwas überfressen zu sein. Soviel zum Thema wie asketisch unser diesjähriger Radurlaub verläuft.