Bis nach Socourt sausten wir auf einem sehr guten Weg entlang der Mosel flussabwärts Richtung Nancy. Die Strecke wird von Freizeitsportlerinnen und -sportlern mit Rad, zu Fuß oder mit Inlinern genutzt. Nach diesen rund 40 Kilometern erwartete uns allerdings eine Hoppelpiste, die teilweise nur aus einer Wegspur im Gestrüpp bestand und kaum noch befahrbar war. Ich hüpfte mit dem Grasshopper von Schlagloch zu Schlagloch und meine Sorge war, dass ich die Kontrolle verliere und in den Kanal oder die Mosel falle. Das vor allem dann, wenn der Weg Richtung Kanal oder Richtung Mosel an manchen Stellen bereits abbröckelte und mehrere Meter Fallhöhe aufwiese. Auf der Höhe von Tonnoy zog die Herzallerliebste die Notbremse und wir wechselten auf die angrenzende Straße D 570, die vergleichsweise wenig befahren war. In Richardménil verließen wir das Tal der Mosel und kämpften uns einen kräftigen Anstieg hoch. Leider war der Abschnitt so nervig, dass ich noch nicht einmal ein Bild gemacht habe.
Nach kurzer Abfahrt
erreichten wir den Verbindungskanal nach Nancy, an dem wir auf einem gut
ausgebauten Weg zügig Richtung Nancy hinabrollten. Am Marne-Rhein-Kanal bogen
wir Richtung Nancy ab. Später wechselten wir an die Meurthe, ein Zufluss der
Mosel, und fuhren an ihr entlang in einem Bogen durch Nancy. Nach einer
abschließenden Bergetappe erreichten wir unsere Unterkunft.
Am Abend machten wir
einen Spaziergang in die schöne Innenstadt und kauften zwei Leinen-T-Shirts für
mich, die in der Hitze wesentlich angenehmer sind als Funktions-T-Shirts, die
die Feuchtigkeit vom Körper wegtransportieren.
In der Innenstadt
brauchten wir einen Moment um zu begreifen, warum die Straßen eher leer und
dafür die Kneipen und Restaurants umso voller waren. Frankreich spielte bei der
Fußball-WM der Männer. Nach dem Gewinn des französischen Teams herrschte eine
ausgelassene Stimmung in der Stadt. Während wir beim Abendessen saßen wurde ich
von zwei begeisterten Anhängerinnen des französischen Teams in den Arm genommen
und geküsst. Beim Weg zurück ins Quartier ließen wir uns Zeit, da die
Geräuschkulisse ein frühes Einschlafen unmöglich gemacht hätte.
Am nächsten Morgen wurden wir mit einem ausgiebigen „Continental“-Frühstück verwöhnt. Da die Entfernung nach
La-Rochére nur wenige Kilometer beträgt, beschlossen wir die ältestes
Glasfabrik Frankreichs, die seit 1475 besteht, zu besuchen. Wir kamen uns fast
vor wie im Schwarzwald, Tannenbäume, Hügel, Bäche und eine kleine Siedlung mit
Glashütte. Die liegt aus heutiger Sicht ziemlich ungünstig, da außer Wasser
alle anderen Grundstoffe dort hintransportiert werden müssen. Bei der Gründung
stand mit dem Wald die notwendige Energie zur Verfügung. Wir schauten zu, wie
Glas geblasen wird. Es ist immer wieder faszinierend. In einem Museum wird
moderne Glaskunst gezeigt. Das Gebäude ist in einen kleinen japanischen Garten
eingefügt und hat so einen ganz besonderen Charakter.
Interessant finde ich,
dass neben Produkten für den Haushalt auch Glasbausteine für den Bau
hergestellt werden. In der Verkaufsausstellung entschied ich mich für eine kleine
Glasschüssel … und durfte dann nicht mehr über die Likörgläser der
Herzallerliebsten lästern.
Von La-Rochére fuhren wir
zurück an den Kanal der Vogesen. Der zweigt in Corre von der Saône ab und führt
zur Mosel. Die erste Begegnung mit dem Kanal hatten wie an der Drehbrücke in
Selles, die auch heute noch per Hand bedient wird.
Im Höhenprofil lässt sich
gut nachvollziehen, wie wir schrittweise von Schleuse zu Schleuse mit dem Kanal
bis kurz hinter Girancourt aufgestiegen sind.
In Epinal erfolgt dagegen
ein schneller Abstieg, bei dem die Schleusen in dichter Folge liegen und
teilweise ineinander übergehen.
In Epinal erreichten wir
unser Hotel in der Nähe vom Bahnhof. Nach einer kurzen Dusche wollten wir
eigentlich nur noch kurz etwas essen gehen. Dabei kamen wir in ein USA Festival
Musik mit Straßenkreuzern und Trucks, Sqaredance und Cheerleading. Die ganze
Stadt hatte Spaß – und ich keinen Foto dabei… aber eine solche Atmosphäre
lässt sich mit ein paar Bildern sowieso nicht einfangen.
Nach einer angenehmen Nacht
und einem leckeren Bio-Frühtück wurden wir herzlich verabschiedet. Wir brachen
zu einer der längsten Etappe auf. In Ray-sur-Saône schauten
wir uns den alten Ortskern mit dem Waschhaus an. Weiter ging die Fahrt entlang
der Saône.
In Rupt-sur-Saône machten
wir einen kurzen Fotostop und folgten danach wieder der Saône.
Bei Ovanches kürzt der
Schifffahrtskanal eine Schleife der Saône ab und macht sie dadurch erst
schiffbar. Dies ist nur durch einen Tunnel möglich. Über den Hügel mussten wir
mit den Rädern fahren.
Der Weg führt in diesem
Bereich nur teilweise an der Saône entlang. Teilweise müssen kleine Sträßchen
genutzt werden, so dass der Eindruck von der hügeligen Landschaft deutlich
erfahrbar wird. In Scey-sur-Saône kauften wir ein, um für ein Picknick
ausgestattet zu sein. In Port-sur-Saône gönnten wir uns einen Kaffee und
stärkten uns für die nächste Bergpassage.
Auf ein Stück des engen
Saône-Tals verzichteten wir, um Passavant-la-Rochèr mit möglichst moderater
Steigung zu erreichen. Das war eine gute Idee, denn wir sind ziemlich müde in
Passavant-la-Rochèr angekommen… und die Unterkunft lag etliche Dutzend
Höhenmeter über der Ortsmitte, so dass wir noch einen letzten Aufstieg hatten.
Dafür wurden wir herzlich empfangen. Wir bezogen eine Haushälfte und die
Fahrräder durften wir durch den Hausflur in einen eigenen großen Lagerraum
bringen. Nach dem Duschen bekamen wir ein leckeres dreigängiges Abendessen und
genossen dann noch eine mitgebrachte Flasche Cidre. Ziemlich müde legten wir
uns ins Bett.
Entsprechend dem Namen der Unterkunft Maison Brocante („Haus Altwarenhändler“) war die gesamte Unterkunft mit meist sehr schönen alten Möbeln und Dekoration ausgestattet. Leider war ich zu müde, um ein paar Fotos zu machen. Die Verkaufsausstellung zeigte auch ihre Wirkung. Die Herzallerliebste war von vier – wirlich schönen – Likör-Gläsern völlig begeistert … und so hatten wir nach sehr kurzen Verkaufsverhandlungen ein etwas schwereres Gepäck und schöne Erinnerungsstücke an die Reise.
Nach dem Frühstück brachen wir rasch auf, um am kühleren Vormittag zu fahren. Nach kurzer Zeit erreichten wir den Marne-Saône-Kanal, der einen kurvenreichen Abschnitt der Saône abkürzte und schiffbar machte.
Um möglichst viel Strecke am kühlen Vormittag zu fahren, entschieden wir uns auch, auf einen Besuch des Schlosses in Talmay zu verzichten. Wir folgten deshalb nicht der Beschilderung sondern dem Track. Etwas verwundert waren wir schon, wie urwüchsig der Waldweg war. Als wir die Räder an einer Stelle über umgestürzte Bäume heben mussten, kamen uns dann doch ziemliche Zweifel, ob unsere „Abkürzung“ eine gute Idee war. Als nach einer Weile ein asphaltierter Weg nach Talmay abzweigte, entschlossen wir uns doch, über Talmay zu fahren.
Das Schlösschen
entschädigte uns ein wenig für den Umweg. Eindrücklich war die sich langsam
ändernde Landschaft. Neben den größeren Wäldern waren die Hügel sichtbarer. Die
Zahl der Radtouristen nahm schon deutlich ab, nachdem wir den Eurovelo 6
verlassen hatten. In diesem Abschnitt waren wir fast alleine auf dem Radweg 50
unterwegs. Der Radweg 50 wird durch das Departement Haute-Saône unterhalten und
ist in den allermeisten Abschnitten sehr gut ausgebaut, so dass wir gut
vorankamen und die Landschaft genießen konnten.
In Gray machten wir eine
Mittagspause in einen kleinen Park am Ufer der Saône, nachdem wir in einem
Hyper-Intermaché noch eine Hautcreme für die Herzallerliebste besorgt hatten.
Danach schauten wir uns die historische Altstadt an, die durch das Schloss bzw.
die Burganlage, das Rathaus und die Kirche geprägt werden. Nach einem Espresso
machten wir uns weiter auf den Weg.
Am Nachmittag begegneten
wir einer Gruppe Rennradfahrer, die das Klischeebild fast abdeckten. Da es
Mittwoch Nachmittag war, an dem Nachmittags schulfrei ist, waren es jedoch
nicht ältere Männer sondern offensichtlich eine Jugendmannschaft eines
Sportvereins. Außerdem beeindruckte uns eine junge Mountainbikerin, die uns
einmal entgegenkam, einmal bei einer Pause überholte und uns dann etliche
Kilometer entfernt wieder entgegenkam… und so langsam waren wir eigentlich
auch nicht unterwegs, ihrem Trainingsstand aber nicht ansatzweise gewachsen.
Auch die Schifffahrt auf
der Saône hatte einiges zu bieten. Neben diversen Kanälen, an denen wir oft
unter Bäumen im Schatten gemütlich entlangfuhren, gibt es in diesem Bereich
sogar einen Schiffstunnel. Leider müssen Räder über den Hügel, so hatte ich
mich vergeblich auf eine kühle Tunnelpassage gefreut. Dafür hatten wir eine
tolle Abfahrt zurück zum Kanal. Nach einigen weiteren Kilometern erreichten wir
unsere Unterkunft.
Dort erwartete uns leider
nicht die erhoffte Dusche. Wir waren trotz fast 10 Kilometern Umweg gegenüber
der geplanten Strecke zu früh. Das Warten im Schatten bot mir die Gelegenheit
diesen Blogbeitrag zu schreiben während die Herzallerliebste sich in der
Zeitung über das Neueste aus der Region informierte.
Um so mehr Freude bereitete dann die solarbeheizte Dusche im kühlen Passivhaus. Voller Vorfreude auf das Bio-Dreigängemenü konnten wir dann noch Zeit im Naturgarten verbringen und den Vögeln zuhören bzw. zuschauen.
Der Aufenthalt im Haus und Garten Les Gourmandises war sicher ein Höhepunkt unserer Tour. Die Hausherrin Christine kümmert sich engagiert um Ihre Gäste. Sie lebt „Bio“ von ganzem Herzen und wie wir am Beispiel anderer Hausgäste sehen konnten überzeugt sie nicht durch Worte und Theorie sondern einfach indem das von ihr gekochte Bioessen toll schmeckt. Deshalb können wir nur empfehlen, das Essen bei einem Aufenthalt unbedingt mit zu bestellen.
Nach einem leckeren
Frühstück bedankten wir uns für den tollen Abend und machten uns auf den Weg.
In Saint-Jean-De-Losne fließt der „Canal de Bourgogne“ in die Saône, der für
den Freizeitverkehr eine große Bedeutung hat. An der dortigen Schiffahrtskirche
Saint-Jean-Baptiste trafen wir zufällig unsere Gastgeber der letzten Nacht.
Weiter auf dem Weg kamen wir an den Abzweig des „Canal Rhône-Rhin“ der „direkt“ nach Mulhouse führt und von dort weiter bis zum Rhein kurz vor Basel. An der Abzweigung trafen wir eine Familie mit dem Pino Stufentandem, die einem Schiff beim Schleusen zusah. Wir folgten dem Kanal eine Weile und freuten uns über den beschatteten Weg. Nach kurzer Zeit mussten wir wieder Richtung Saône abbiegen. An dieser fuhren wir weiter bis zum Verbindungskanal nach Auxonne. Dort setzten wir uns in den Schatten an einer Schleuse und schauten während dem Mittagessen dem Schleusen zu.
Das machte viel Spaß, da
dort wohl ausschließlich Freizeitkapitäne unterwegs sind. Es gibt dann oft das
typische Bild von „Vadder“ am Steuer und „Mudder“ als Hilfspersonal. Leider
mussten wir dann doch weiter als eines der Schleusentore sich nicht mehr
öffnete und eine resolute Belgierin des Wartens auf ein Boot mit
neuseeländischer Besatzung überdrüssig war und ins Geschehen eingriff, indem
sie den Service von Voies navigables de France anforderte.
Darauf wollten wir dann
nicht mehr warten und fuhren weiter am Verbindungskanal entlang nach Auxonne.
Dort besichtigten wir die alte Burg, die von Ludwig dem 11. als Machtsymbol
erbaut und in den folgenden Jahrhunderten immer weiter an die Entwicklung der
Militärtechnik angepasst wurde. Zuletzt diente die Burg im Ersten Weltkrieg als
Feldlazarett. In der Stadt befinden sich bis heute noch Kasernen.
Der weitere Weg verlief
bis auf einen größeren Umweg entlang der Saône. So konnten wir die zunehmende
Zahl an Freizeitkapitänen in Leihbooten beobachten – und das obwohl die
Hochsaison noch gar nicht begonnen hat. Bei der zunehmenden Wärme waren wir
froh, als wir in Pointailler-sur-Saône ankamen und gleich duschen konnten.
Anschließend machten wir eine kleine Runde durch den Ort und besorgten wir uns
noch ein paar Kleinigkeiten zum Essen und eine Flasche Cidre doux (ja, den
süßen). Nach einer Pause an der Saône setzten wir uns in den Garten der
Unterkunft. Während die Herzallerliebste las, strickte und schlief, machte ich
mich an diesen Text.
Nach dem Abendessen
schliefen wir bald ein. Das Fahren bei fast 30 Grad ist doch anstrengend und
lässt im kühlen Zimmer gut schlafen.
Beim Frühstück plauderten
wir mit einem deutschen Radreisenden, der seit vier Wochen von Faro in Portugal
auf dem Eurovelo 6 über Spanien und Frankreich nach Freiburg im Breisgau
unterwegs war. Nach den Berichten scheidet für mich Radfahren in Spanien aus.
Es gibt dort wohl kaum Radinfrastruktur und die Wege sind auf Mountainbikes
ausgelegt. Beim Abschied sollte ich noch kurz die Vorteile des Liegerad
erklären – was ich gerne tat.
Auf Nebenstraßen
verließen wir Chalon-sur-Saône und ab der Querung des Kanal „du Centre“ am
Ortsrand von Chalon-sur-Saône fuhren wir auf eigenem Radweg oder sehr wenig
befahrenen Nebenstraßen bis zur Mündung des Doubs in Verdun-Sur-Le-Doubs. Bis
La Barre fuhren wir am Doubs entlang bis wir wieder an die Saône wechselten.
Die Landschaft ist beeindruckend. Bis auf wenige kleine Erhebungen ist es flach. Durch die großflächige Landwirtschaft wird diese Weite noch unterstrichen. Das hat allerdings den Nebeneffekt (neben den nachteiligen ökologischen Wirkungen der Intensivlandwirtschaft), dass der Wind um so besser wehen kann. Entsprechend der Wettervorhersage wehte es der Herzallerliebsten entgegen. Ich hatte es mal wieder viel leichter.
In Seurre deckten wir uns
mit Lebensmitteln ein. In den nächsten Tagen wird die Besiedlung eher geringer
und wir wollen nicht zu viel Zeit mit der Suche nach Lebensmittelläden
verbringen. Leider haben die jeweiligen Restaurants und Läden noch nicht wie
beispielsweise am Mainradweg erkannt, dass da Kundschaft vorbeifährt.
Auf teilweise gut
geschotterten oder asphaltierten Feldwegen und kleinen Nebenstraßen erreichten
wir Lechâtelet und unsere Unterkunft. Cascarot ist ein ehemaliges Dorfgasthaus
und liegt direkt an der Saône. Da wir heute richtig gut vorangekommen sind,
freuten wir uns besonders, dass wir schon unser Zimmer beziehen konnten. Nach
der Besprechung des Abendmenüs, das trotz der britischen Wirtin ohne Minzsauce
angeboten wird, machten wir uns an die Urlaubsaktivitäten: Kette schmieren,
Blog schreiben, Stricken und Lesen.
Nach dem leckeren und
ausgiebigen Abendmenü mit Blick auf die Saône machten wir noch einen kleinen
Abendspaziergang zur ehemaligen Schleuse.
Nach einem kurzen Weg zur
und entlang der Saône mussten wir uns entscheiden – dem „offiziellen“ Track
über größere und kleinere Straßen folgen oder den Grasweg entlang der Saône
nutzen. Wir entschieden uns für den Grasweg. Der ließ sich recht gut fahren.
Allerdings gab es an etlichen Stellen Spurrillen unter dem Gras, so dass ich
mich zweimal hinlegte. Das ist dann einer der Nachteile des Grasshopper und wohl
der meisten Liegeräder mit kleinem Vorderrad, dass sie spurrillenempfindlich
sind.
Zum Glück ließ sich der
größte Teil gut fahren, so dass wir die offene Landschaft genießen konnten. Es
ist schon beeindruckend wie flach es hier ist. Noch hat der Mais auch eine
Höhe, aus der ich in die Landschaft schauen kann.
Wir kamen so früh in
Chalon-sur-Saône an, dass wir noch auf den Markt in der Innenstadt gehen
konnten. Da hatte sich die Frage schnell geklärt, ob wir Essen gehen. Bei so
vielen leckeren Sachen, deckten wir uns mit Quiches, Fougasses, einem Käse aus
der Region, leckeren Minitomaten in allen Farben usw. ein und picknickten auf
der Saône-Insel unter Bäumen.
Nach einem Kaffee
spazierten wir ein bisschen durch die Altstadt und besuchten dann das
Fotomuseum. Dort wird die Geschichte der Fotografie beschrieben. Joseph
Nicéphore Niépce hat die Heliografie entwickelt, die als erste fotografische
Technik gilt. Neben der Dauerausstellung gibt es dort auch immer wieder
Wechselausstellungen zu sehen. Wer Interesse an Fotografie hat, sollte sich
dafür auch Zeit einplanen.
Nach dem Museumsbesuch
schlenderten wir zurück zur Unterkunft und gingen der üblichen Routine nach:
Duschen, Waschen, lecker Abendessen. Danach setzten wir uns auf die Terrasse im
Innenhof und ich kann diesen Text bei dem mitgebrachten leckeren Weißwein aus
Mâcon-Mancey aufschreiben.
Vom üppigen Abendessen
und dem guten Frühstück etwas in den Sitz gedrückt fuhren wir zurück zur Rhône.
Dort wurden wir dann auch bald gefordert. Nach kurzer Zeit kam ein etwa zwei
bis drei Kilometer langer Wegabschnitt der kaum noch fahrbar war. Um den Weg zu
befestigen wurde eine dicke Schicht Kiesel mit Durchmessern von bis zu 5 cm
aufgeschüttet. Da musste ich dann teilweise schieben und selbst zwei
Montain-Biker die wir getroffen haben waren der Meinung, dass das wirklich kein
geeigneter Weg sein. Die Herzallerliebste war ziemlich fertig, hat aber tapfer
durchgehalten.
Nach gut 20 Kilometern
hatten wir es bis Mâcon geschafft. Einem schönen Städtchen, das wir für eine
ausgiebige Pause genutzt haben. In der Stadt überraschte uns Musik an vielen
Ecken. Es wurde für das große Musikfest am Abend geprobt. Unter anderem
begegnete uns eine Brass-Band einer Schule, die spielend durch die Stadt lief,
und eine Gruppe mit Streichinstrumenten, die vor historischer Kulisse
mittelalterliche Schreittänze übte. Wir schauten uns einige historische
Bauwerke an. In einer Apotheke grub die Apothekerin stolz ihre
Deutschkenntnisse aus, ein regelmäßiger Kunde war völlig verblüfft, dass sie
multilingual sei. Zu großem Gelächter führte ihre Antwort, dass sie mit Chemie
und Physik mehr Probleme hatte als mit Deutsch.
Ab Mâcon fuhren wir dann
auf der „Voie Bleue“. Dieser Weg war toll ausgebaut und so konnten wir zügig
und entspannt weiterfahren. Das tat unseren doch müden Beinen gut und wir
genossen es, dahinzugleiten. Viel früher als erwartet kamen wir in Tournus an.
Das gab uns Gelegenheit,
das Fahrradmuseum zu besichtigen. Wir hatten viel Spaß die Schätze und
Raritäten anzuschauenden zum Teil sogar auszuprobieren Leider musste wir zur
vereinbarten Zeit zur Unterkunft und brachen dann etwas hastig auf.
Noch pünktlich kamen wir
an der Unterkunft an. Da sich die Herzallerliebste nicht ganz sicher war, ob
die Klingel ging, drückte sie gleich zweimal. Das quittierte die Zimmerwirtin
mit dem Ruf, sie käme schon aber das Haus sei groß – das war auch nicht
untertrieben. Unser Zimmer war in der ehemaligen Kapelle des Anwesens
eingerichtet. Schade nur, dass 1968 die Autobahn „Route de Soleil“ in knapp 100
Metern Abstand gebaut wurde, so dass die gesamte Umgebung verlärmt war.
Als wir so richtig
angekommen waren, fiel uns ein, dass wir kein Wein für das Abendessen besorgt
haben. Zum Glück war wenige hundert Meter entfernt ein großer Weinladen mit
Degustation. Wir erkundeten die Erlebniswelt und rochen an den
unterschiedlichen Geruchsproben, die wir trotz eines gewissen Eigengeruchs gut
erkannten. Danach ließen wir uns beraten und probierten einen Wein. Dann war
unsere Entscheidung klar. Mit zwei unterschiedlichen Flaschen Weißwein aus
Mâcon machten wir uns auf den Weg und hatten damit auch einen Vorrat für den
nächsten Abend.
Nach dem Frühstück
machten wir uns auf den Weg. Der erste Kilometer ging mit bis zu 14 Prozent
bergab an die Saône. Dann fuhren wir auf selbstständigen Radwegen durch das
Stadtgebiet entlang der Saône. Mit Ausnahme mancher fast rechtwinkliger „Kurven“
war das sehr angenehm zu fahren und gab uns die Möglichkeit, noch einmal Teile
der Stadt anzuschauen. Am Ende des Stadtgebiets bis Fontaines-sur-Saône wird
der Weg entlang von stark befahrenen Straßen geführt – diese rund fünf
Kilometer machen keinen Spaß.
Bei Fontaines-sur-Saône
wechselten wir die Seite und fuhren auf dem östlichen Ufer der Saône weiter.
Reiseräder und Rennräder begegneten uns nach dem Stadtgebiet von Lyon nicht
mehr. Das ist auch nicht verwunderlich. Der Weg ist teilweise nur eine Wegspur
im Gras und zum Großteil der Weg für die Wasserwirtschaft, meist eine
geschotterte Piste mit etlichen Schlaglöchern.
Kurz: Der Grasshopper war
voll in seinem Element. Ich hopste über die Löcher und war einmal wieder von
der Federung begeistert. Im Gegensatz zur Herzallerliebsten auf ihrem Reiserad
hatte ich keine belasteten Handgelenke und auch der wieder einsetzende Gegenwind
betraf mich nicht so stark. Trotzdem habe ich mich gefreut als wir am
Nachmittag ohne Schäden an uns und den Rädern angekommen sind.
Die Landschaft
unterscheidet sich deutlich von der Rhône. Sie wirkt weiter und die Hügel auf
der Seite niedriger. Schade, dass das Fahren ziemlich viel Konzentration
erfordert. Den Abend beendeten wir mit einem dekadenten ausgiebigen
französischen Essen einschließlich leckerem Nachtisch und gutem Wein.
Den Ruhetag hatten wir gut ausgewählt. In Lyon gibt es wirklich sehr viel zu sehen und bei knapp 35 Grad bieten sich Besuche im klimatisierten Museen geradezu an. Nach einem gemütlichen Frühstück im Garten machten wir uns mit der Standseilbahn auf in dem Weg in die Stadt. Zuerst besuchten wir die Markthalle und schauten uns Köstlichkeiten an. Die Gastronomie Lyons ist in Frankreich besonders berühmt. Spannend dabei ist die Entwicklung dahin. Während in den letzten Jahrzehnten vor allem von Köchen die Rede war, entstand die Restaurant-Kultur dadurch, dass nach dem verlorenen Krieg 1870/71 die weiblichen Hausangestellten des Bürgertums entlassen wurden und sich mit kleinen Kneipen vor allem für die Arbeiter selbstständig machen. Viele bekannte Köche Frankreichs haben ihre Lehrzeit bei diesen Frauen verbracht.
Danach besuchten wir das
Stadtmuseum und das Puppenspielmuseum, denn in Lyon wurde der französische
Kaspar erfunden. Die Dame an der Eingangskontrolle war etwas irritiert als wir
aus die Frage, mit was wir starten wollen, mit „Mittagessen“ antworteten. Aber
das Museum hat einen schönen Garten, in dem wir ein leckeres Mittagessen
bekamen und uns mit einem Kaffee wieder wach machten. So gestärkt schauten wir
uns die Stadtgeschichte von Lyon an und die Erfindung des Kaspers und der
Puppenspiele in Frankreich. Dabei hatten wir viel Spaß.
Danach schauten wir uns
den „Ökotunnel“ an. Neben einem Autotunnel wurde 2013 eine zweite Tunnelröhre
als Fluchtweg errichtet. Dieser 1,7 km lange Tunnel ist dem Rad- und Fußverkehr
sowie einer Buslinie vorbehalten. Damit keine Angsträume entstehen ist der
Tunnel nicht nur beleuchtet. An seine Wände wird eine Videoanimation
projiziert. Das ist schon sehr spannend. Da der Tunnel auch eine wichtige
Verbindung innerhalb Lyons darstellt und gut in das Radnetz eingebunden ist,
ist es kein Wunder, dass hier mehr als 2000 Radfahrende pro Tag unterwegs sind.
Den Abschluss unseres Stadtbummels bildete eine Fahrt mit der zweiten Standseilbahn zur Wallfahrtskirche Notre-Dame de Fourvière auf dem Fourvière-Hügel. Von dort ist ein guter Überblick über die Stadt möglich. Mit einem Abendessen im Freien bei lustiger Musik einer Gruppe älterer Männer schlossen wir den Tag.
In unserer Unterkunft angekommen hatte ich endlich einmal die Gelegenheit in Katzenbild für einen Liegeradblog zu machen … Kater Pascha hatte es sich wieder auf dem Sitz des Grasshoppers gemütlich gemacht und das obwohl ich als Schutz gegen die Sonne die Regenhülle aufgezogen hatte. Am Ankunftstag sprang er gleich auf den Sitz und leckte freudig den Schweiß ab.
Mit einem Gläschen Rose
machte ich mich endlich daran, die letzten beiden Tage in Textform zu bringen.