Wunderschönes Herbstwetter und schon zwei Tage kein Liegerad mehr gefahren, da beschloss ich, den defekten Gepäckträger einfach per Grasshopper nach Kriftel zu fahren (und damit den Weg zum Logistikdienstleister zu sparen). Damit es ein Besuch und kein Überfall wird, habe ich kurz vor Start noch Alexander Kraft, den Pressesprecher von HP, angerufen.
Danach fuhr ich los und ärgerte mich erst mal, dass ich zwar gestern den Gepäckträger getauscht habe, aber das Ölen der Kette ebenso vergessen hatte wie die Absenkung des Drucks im hinteren Dämpfer, den ich für die Schwarzwaldfahrt erhöht hatte. So rumpelte ich leicht quietschend durch den Wald. Am Bahnübergang über die Riedbahn musste ich fast 15 Minuten warten … das erforderte schon ziemlich viel Disziplin, das Rad nicht einfach um die Schranken herum zu schieben. Danach trat ich noch etwas kräftiger in die Pedale, um halbwegs zur angekündigten Zeit anzukommen.
In Kriftel angekommen, kam mir Alexander Kraft auch schon am Eingang entgegen und begrüßte mich. Alexander Kopp aus dem technischen Vertrieb, mit dem ich auf der Eurobike über meinen Gepäckträger gesprochen hatte und Bilder zugeschickt hatte, war leider krank. So bin ich gespannt, was er noch zum Bruch des Gepäckträgers sagt.
Mit Alexander Kraft hatte ich noch Gelegenheit einen Kaffee zu trinken. Ich wollte natürlich wissen, ob es schon erste Rückmeldungen nach der Eurobike gibt. Insgesamt ist der Stand mit der neuen Messetechnik und der neuen Corporate Identity sowohl bei den Besucherinnen und Besuchern, die bewusst zu HP Velotechnik an den Stand gekommen sind, und den zufälligen Besucherinnen und Besuchern auf gute Resonanz stieß. Auch die Resonanz auf die Neuigkeiten war gut. Vor allem der Blinker für die Dreiräder und die Pinion-Schaltung im Ausleger wurden positiv wahrgenommen. Der Blinker hat offenbar viel Interesse gerade im Reha-Bereich ausgelöst.
Aus der Diskussion, ob nun die Pinion- oder die Rohloff-Schaltung die bessere Option ist, hält sich HP raus. Für den Einsatz mit Hinterradmotor ist die Pinion-Schaltung technisch bedingt die einzige Nabenschaltungsoption. Ich bin gespannt, ob diese dann doch ziemlich hochpreisige Ausführung auch entsprechend nachgefragt wird – so soll beispielsweise eine Streetmachine Gte mit Go Swissdrive-Motor und Pionion-Schaltung rund 6.300 Euro kosten. Wie sich die Neuheiten auf die Verkaufszahlen auswirken, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen. Mit dem Blinker und der Pinion-Schaltung bietet HP nachrüstbare Optionen an, die weit über kleine Ergänzungen wie die weiter angebotene Airzound-Hupe oder Ersatzteile hinausgehen.
Speziell für die Kundinnen und Kunden in den USA hat HP ein neues Angebot entwickelt, was stärker auf die dortigen Markt- und Kaufverhältnisse eingeht. Zu den Kaufgewohnheiten in den USA gehört es, dass die Kundinnen und Kunden die Produkte im Laden in der Regel sofort mitnehmen wollen. Dazu bauen die Fahrradhändler in den USA die Fahrräder in der Regel größtenteils selbstständig auf – im Gegensatz beispielsweise zu den Händlern in Deutschland, die in der Regel ein weitgehend vormontiertes Fahrrad beziehen, das die Kundinnen und Kunden nach Wunsch aus dem reichhaltigen Baukasten von HP konfiguriert haben. Damit sinkt bei diesen Rädern in der USA der „Kriftel-Anteil“ deutlich. Der Markt insbesondere für Liegedreiräder unterscheidet sich ebenfalls. In den USA besteht ein wesentlich breiteres Angebot an günstigen Liegedreirädern.
Deshalb gibt es speziell für die USA spezielle Editionen „Sport“ und „Performance“ für das Gekko 26 (unfaltbar), das Gekko fx 20 (faltbar) und das Gekko fx 26 (faltbar). Diese sind weitgehend vorkonfiguriert und werden an die Händler als Pakete zur Montage ausgeliefert. Dadurch – und insbesondere durch den Verzicht auf die Falteigenschaft – können im Vergleich zu heute günstigere Preise angeboten werden. Im günstigsten Fall sind das knapp 1.900 Dollar – oder mit dem aktuellen Wechselkurs rund 1.600 Euro. Damit gibt es erstmals ein Angebot deutlich unter dem „Eckpreis“ von 2.000 Dollar. Im Vergleich dazu kosten die frei konfigurierbaren und faltbaren Modelle aus Kriftel rund 2.900 (Gekko fx 20) bzw. 3.000 Dollar (Gekko fx 26) – hier sind Zoll und Versandkosten wesentliche Kostentreiber.
Ich bin gespannt, ob sich HP damit noch stärker in den USA etablieren kann. Ich hoffe, dass das Konzept aufgeht und dadurch der Standort Kriftel gestärkt wird – auch damit die Konfigurationsmöglichkeiten in Deutschland erhalten bleiben.
Auf der Rückfahrt habe ich am Main eine kleine Mittagspause eingelegt. Da die Windrichtung passte, konnte ich dabei gut die am nahen Flughafen startenden Flugzeuge beobachten. Nach der Unterquerung der Landebahn kam ich noch am Übungsgelände der Flughafenfeuerwehr vorbei – nach der Anzahl der Zuschauer jenseits des Zauns war wohl gerade eine größere Übung zu Ende gegangen. Nachdem ich das Flughafengelände verlassen hatte, ging es unspektakulär wieder zurück. Unterwegs überholte mich ein E-Scorpionfahrer mit dem Streamer (Windschutz), der offensichtlich täglich auf der Strecke unterwegs war. Am Bahnübergang musste ich auf der Rückfahrt nur eine knappe Minute warten und konnte bald darauf den schönen Tagesausflug daheim beenden.