„Für mich machst Du so was nicht“ quengelte die Herzallerliebste vor dem Aufstehen und auch ich frage mich auf dem Weg zum Bus, ob der Aufwand gerechtfertigt ist… Aber ich war gespannt, was es wirklich Neues gibt. Und um ein etwas breiteres Bild zu bekommen, habe ich das erste mal an einem geführten Rundgang für Blogger genommen.
Leider hat der ÖPNV in Friedrichshafe völlig versagt. Ich bin um 8:42 angekommen. Die von der Messe gecharterten Direktbusse sind leider wegen Stau nicht gekommen… die Idee, die Busse über den Messezubringer zu schicken, kommentiere ich lieber nicht. 9:10 Uhr kam dann endlich ein erster Bus. Der Fahrer verkaufte dann 10 Minuten lang Einzeltickets verkauft statt einen Versuch zu unternehmen, die Verspätung einzuholen. Der Standardlinienbus reichte natürlich nicht aus, so dass mindestens 100 Menschen zurückbleiben mussten. Statt 9:13 kam ich dann 9:45 endlich an und verpasste damit leider das „Speeddating“ mit einigen Firmenvertreterinnen und -Vertretern. Meine Frage an die Messevertreter, ob das eine eindrucksvolle Demonstration für die Vorteile des Fahrradverkehrs sein sollte, wurde verneint. Meine Anregung solle aufgegriffen werden, ich bin gespannt.
Bei einer Butterbrezel und Kaffee kam ich dann mit einigen anderen Bloggerinnen und Bloggern ins Gespräch, bevor es mit dem Blogger-Rundgang losging. Das Spektrum reichte von Profis wie Anita Posch von den Bikesisters oder Carolin Ott-Friesl, die Ciclista, die „in Medien“ arbeiten und entsprechend anspruchsvolle Blogs haben … bis hin zu Laien wie mir, die Ihre Gedanken mit ein paar Bildern zusammen ins Netz stellen und sich daran freuen.
Mir hat der Blogger-Rundgang viel Spaß gemacht. Das Team rund um Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad und die Messe Friedrichshafen haben sich eine spannende Runde ausgedacht Und mich damit in Bereiche gelockt, die ich sonst nicht angeschaut hätte. Gunnar stellte auf dem Weg jeweils kurz die Firmen vor und es wurde wieder einmal deutlich, dass er wirklich schon lange im Fahrradbereich aktiv ist und sich auch mit den Hintergründen auskennt.
Die erste Station war die Firma Garmin, die einer der Pioniere der GPS-Geräte ist. Am Stand wurde das neue Modell Edge 1030 vorgestellt. Als besondere Neuerung wurde die längere Laufzeit von bis zu 20 Stunden hervorgehoben. Darüber hinaus nutzt das Gerät die Daten, die Nutzerinnen und Nutzer auf dem Portal „Garmin Connect“ hochgeladen haben. Nach dem Motto „Wo schon Viele gefahren sind, kann es so schlecht nicht sein“ werden die Informationen beim Routing berücksichtigt. Ein spannender Ansatz, der auch von manchen Apps wie Bike Citizens genutzt wird. Mich interessierte das große und gut ablesbare Display – meiner Altersweitsicht würde eine größere Schrift usw. weiterhelfen. Bei meiner letzten Tour ist mir öfter aufgefallen, dass ich die Ortsnamen auf dem kleinen Display meines GPS-Gerätes (GPSMAP 62) beim Fahren kaum noch lesen kann. Einem Umstieg auf ein neues System steht bei mir die Bedienung per Touch-Screen entgegen. Ich bin ein großer Freund der bei allen Wetterlagen funktionierenden Tastenbedienung.
Als weiteres neues Produkt wurde die Vektor-Pedale zur Leistungsmessung. Hier ist es Garmin gelungen, das Gesamtsystem in die Pedale zu integrieren um damit die erbrachte Leistung anzusetzen. Für knapp 1000 Euro ist das eine Trainingshilfe für sehr ambitionierte Sportlerinnen und Sportler…
Richtig Spaß gemacht hat der Standbesuch bei Binachi. Gunnar stellte die Firma als italienische Traditionsfirma im Rennradbereich vor und betonte, dass Binachi sogar einen eigenen Farbton für die Räder entwickelt hat. Bei der Standführung bekamen wir in bestem italienischen Englisch mit viel Begeisterung vorgetragen, dass mit dem neuen Konfigurator die Möglichkeit besteht, das gewünschte Rad in einer breiten Palette von Farbtönen zu bestellen – selbstverständlich auch in der Originalfarbe. Mit den 20.000 Möglichkeiten lassen sich damit individuelle Räder herstellen.
Überraschend war die Vorstellung eines E-Bikes mit italienischem Motor für viele Anwendungsbereiche das nur 14 Kilogramm wiegt.
Auf große Skepsis der rennradaffinen Blogger stieß die Ankündigung, künftig mit Ferrari zu kooperieren. Dabei ist auch vorgesehen, die Produkte in speziellen Showrooms zu präsentieren und die Kundengruppe exklusiv anzusprechen. Auf die kritischen Nachfragen, was das den Kundinnen und Kunden bringe, wurde darauf hingewiesen, dass damit ein bezahlbares Exklusivangebot geschaffen werden solle. Mit der Kooperation würden die Ferrari DNA ins Radfahren integriert. Die Gesichter der Fachblogger wirkten nicht sehr überzeugt…
Bei der Marke Koga konnte ich Dank Gunnars Einführung lernen, dass sie aus den Niederlanden kommt – und nicht wie ich dachte aus Japan. Die Ausrichtung liegt bei sportlichen Rädern.
Im Mittelpunkt der Vorstellung standen Highend T-Tourenräder die wegen (oder trotz) der hochwertigen Ausstattung u.a. mit Rohloff-Schaltung und Zahnriemen um die 6.000 Euro kosten. Dafür erhalten die Kundinnen und Kunden ein solides hochwertiges Rad, mit dem sich sicher mit viel Spaß auch große Entfernungen zurücklegen lassen. Da passt es gut ins Bild, dass Koga das Projekt unterstützt, mit dem Rad in 80 Tagen um die Welt zu fahren.
Für Liebhaber und sicher auch um Kompetenz zu beweisen führt Koga die Marke Van Nicholas für Titanräder. Damit wird der Beweis angetreten, dass auch schöne Räder im Retro Look mit Hightech Komponenten zu richtig edlen Gefährten werden können. Alleine dass alle Kabel im Rahmen verschwinden gibt ein sehr aufgeräumtes und edles Bild.
Haibike wurde von Gunnar als Pionier für die Elektrifizierung der Sporträder vorgestellt. In weiten Teilen der Vorstellung fühlte ich mich ein wenig an die IAA erinnert … schneller, härter, breiter. Aber vielleicht lassen sich einige Ideen auch einmal auf das „normale Radfahren“ übertragen. Sicher spannend ist die Digitalisierung der E-Bikes. Neben Routing und Live Tracking besteht durch die eingebauten Komponenten die Möglichkeit einer direkten Unfallmeldung und der Verfolgung des Rades bei Diebstahl.
Interessant fand ich die Antwort auf die Nachfrage von Gunnar, ob es zukünftig überhaupt noch Mountainbikes ohne E-Unterstützung geben wird. Da die Mehrzahl der Nutzerinnen und Nutzern auf Waldwegen fahre, werde es sicher auch zukünftig Sporträder ohne Unterstützung geben. Allerdings werde die Mehrheit hin zur E-Unterstützung gehen, da dadurch der Rhythmus Schmerzen, Schmerzen, Glück umgewandelt werde in dauerhafte Freude.
HP Velotechnik wurde von Gunnar als wirkliches Nischenunternehmen angekündigt. Heiko Truppel wollte gleich mit den Neuheiten beginnen, stellte dann aber die Frage, wer eigentlich Liegeräder kenne. Das Ergebnis war doch etwas erschütternd: es hoben sich nur zwei oder drei Hände. Das nahm Heiko zum Anlass, kurz die Entwicklung bei HP von den Zwei- zu den Dreirädern darzustellen. Besonders gut hat mir gefallen, dass Paul Hollands quasi auf das Stichwort als Firmenchef mit einem Trike vorfuhr und jeweils zu den beschriebenen Besonderheiten das entsprechend Rad präsentierte.
Beeindruckt hat vor allem die nichtdeutschen Blogger, dass HP rund 50 Prozent seiner Räder exportiert… und damit 2017 sogar eine Auszeichnung des Hessischen Wirtschaftsministers erhalten hat.
Als eine Neuheit stellte Heiko den Blinker vor und betonte, dass dieser den besonderen deutschen Vorschriften entspricht … was ein wenig Irritation bei den ausländischen Bloggern auslöste, als er kurz erläuterte, was für ein Aufwand das war.
Bei der Pinion-Schaltung als weiterer Neuheit erläuterte er den Aufwand, der im Bereich der Kettenführung notwendig war, um den Qualitätsanspruch von HP Velotechnik zu erfüllen. Nicht nur bei mir kam die Aussage gut an, dass HP nicht etwas Neues einführe weil es neu sei, sondern wenn es für die Liegeräder gut sei.
Zum Abschluss des Blogger-Rundgangs besuchten wir den Stand von Simplon. In bestem Schwarzenegger-Englisch wurde das Sortiment und die Neuheiten vorgestellt. Ich kannte Simplon eigentlich nur als Hersteller von Tourenrädern – dabei ist Simplon auch im Mountain-Bike Bereich sehr aktiv. Dabei spielt auch die E-Unterstützung eine große Rolle.
Ein echter Hingucker ist das Rennrad „Pride“. Um den Windwiderstand zu senken, wurde der Vorbau geteilt, damit die Luft hindurchströmt. Außerdem wurden alle Kabel in den Rahmen integriert. Das trägt nicht nur zur Verminderung des Luftwiderstandes bei, das sieht auch richtig gut aus. Bevor ich allerdings über 5.000 Euro für ein solches Rad ausgeben würde, würde ich doch mal nach einem Liegerad schauen, dessen Windwiderstand sicher geringer ist …
Nach dieser interessanten Tour gönnte ich mir eine kleine Pause, um dann auch noch einmal zum HP Stand zu gehen … aber das gibt dann vielleicht noch einen weiteren Beitrag.