Archiv für den Monat: August 2017

Vélodyssée / Eurovelo 1 – ein Rückblick über rund 1.200 Kilometer und drei Wochen (6.874 km)

Atlantik mit Grasshopper bei Les Sables-d'Olonne (Bild: Antje Hammer)

Atlantik mit Grasshopper bei Les Sables-d’Olonne (Bild: Antje Hammer)

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. Dabei war Unsere Fahrt doch schön entschleunigend. Es war eine tolle Zeit.

Bevor ich einige Rückblicke mache, hier noch einmal die Etappen:

Strecke

Ich finde es eine tolle Idee, eine solche Fernstrecke zu konzipieren. Wir haben sehr unterschiedliche Landschaften erlebt. Die Streckenführung hat mir insbesondere auf den alten Bahnlinien und entlang von Kanälen sehr gut gefallen. In anderen Abschnitten ist die Strategie, Wege mit schlechtem Belag oder Steigungen in Kauf zu nehmen um dem Autoverkehr auszuweichen teilweise fraglich. Gerade wenn viele Menschen per Rad unterwegs sind und für Reisende mit Anhängern wäre es teilweise besser, vorhandene, wenig vom Autoverkehr befahrene Straßen zu nutzen.

Fahrt auf der ehemaligen Bahntrasse nach Carhaix (Bild: Klaus Dapp)

Fahrt auf der ehemaligen Bahntrasse nach Carhaix (Bild: Klaus Dapp)

Die Strecke ist nur zum Teil asphaltiert. Bis Nantes überwiegen geschotterte Wege, die je nach Witterung ziemlich schlammig werden können. Ich habe die Familien mit Kindern bewundert, die auch dort noch begeistert mit Fahrradanhänger, Zelt und Kindern unterwegs waren.

Phantasiereiche Verkehrsführung des Radverkehrs (Bild: Klaus Dapp)

Phantasiereiche Verkehrsführung des Radverkehrs (Bild: Klaus Dapp)

Teilweise gefährlich ist die Gestaltung der Wege. Poller, Drängelgitter, der häufige Wechsel der Straßenseite von Radwegen oder die rechtwinklige Wegführung erfordern nicht nur hohe Aufmerksamkeit sonder zwingen auch zu sehr langsamen Fahren, was mit Gepäck teilweise kaum machbar ist. Die Qualität der Beschilderung schwankt sehr, so dass wir regelmäßig froh waren, dass wir den GPS-Track als Leitschnur hatten.

Reiseführer / Internetangebot

Wir nutzten die Tracks und Beschreibungen von https://www.velodyssey.com und kamen damit gut zurecht. Die kostenlos herunterladbarer Tracks habe ich als Vorbereitung jeweils an die Übernachtungen angepasst. Dabei hat die Velomap wieder gute Dienste geleistet. Weitere Informationen enthält auch das Radreise-Wiki.

Als Reiseführer hatten wir den französischsprachigen Reiseführer La Vélodyssée (Verlag hachette tourisme, ISBN 978-2-01-912491-5) dabei. Dieser enthält sehr kurze Beschreibungen der relevanten Orte, die bei besonderen Sehenswürdigkeiten etwas ausführlicher ausfallen. Leider werden diese nicht entsprechend der Fahrtroute aufgelistet sondern jeweils für einen Abschnitt alphabetisch. Das macht die Nutzung unnötig kompliziert, da jeweils von der Karte zum entsprechenden Ort geblättert werden muss. Bei den Orten werden jeweils einige Übernachtungsmöglichkeiten angegeben. Da hätten wir uns im Vorfeld Aufwand sparen können. Wir haben vor allem auf Basis der Internetrouten gesucht.

Eine detaillierte Wegbeschreibung gibt der Reiseführer nicht, die Abschnitte werden in einigen Sätzen zusammengefasst und Etappen als Kartenauszüge dargestellt. Die für die Etappen angegebenen Streckenlängen stimmen mit unseren Erfahrungen überein. Dagegen haben die Zeitangaben teilweise deutlich von unseren Erfahrungen abgewichen. Sie waren oft zu lang aber teilweise auch zu kurz angegeben. Höhenprofile fehlen, so dass oft auch nicht nachvollziehbar ist, wie die Zeiten zustande kommen. Die Schwierigkeit wird zweistufig angegeben. Bei Passagen mit Autoverkehr wird auch bei sehr geringem Autoverkehr die mittlere Schwierigkeitsstufen angegeben. Wie Steigungen einfließen ist mir bis zum Schluss nicht ganz klar geworden. Die in der Karte durch unterschiedliche Farben bzw. Strichgestaltung dargestellten Beläge stimmen weitgehend mit unseren Erfahrungen überein.

Wetter

Bis auf wenige Stunden hatten wir ideales Radfahrwetter, fast ohne „zu“ heiß / kalt / windig… Das hätte im Juli und August auch anders ausgehen können. Der Blick auf die Wetterkarte zeigte uns regelmäßig Kälte und Regen in Deutschland und Hitze in Südfrankreich. Da hatten wir richtig Glück. Der Wind, von vielen Menschen im Vorfeld thematisiert, war bis auf wenige Ausnahmen kein Problem, dann zeigt sich der Unterschied zwischen Liegerad und „Aufrechtrad“ deutlich. Im Gegensatz zu Antje konnte ich quasi unter dem Wind fahren.

Reisezeit

An so manchem Standabschnitt habe ich unsere Entscheidung, in der Hauptreisezeit zu fahren, bedauert. Es war teilweise viel zu voll und sehr anstrengend zu fahren. Auf der anderer Seite hatten alle Unterkünfte, Museen oder sonstige Sehenswürdigkeiten offen. Gleichzeitig waren die Preise – vor allem für die Unterkünfte – teilweise deutlich höher als in der Nebensaison.

Gepäck und Ausstattung

Regenkleidung im Bahnhof Morlaix (Bild: Antje Hammer)

Regenkleidung im Bahnhof Morlaix (Bild: Antje Hammer)

Wieder einmal hat es sich bewährt, täglich T-Shirt, Unterhose und Socken Abends von Hand zu waschen. Bis zum nächsten Morgen waren die Sachen wieder trocken und konnten angezogen werden. Dank der angenehmen Temperaturen hatte ich auch nur selten etwas anderes an. Bewährt haben sich auch die beiden Waschaktionen an den Ruhetagen.

Zum ersten mal hatte ich neben der Regenhose auch sogenannte Rainlegs dabei. Die wirken wie eine Schürze bis zu den Knien. In Kombination mit Gamaschen sah das zwar sehr kurios aus, war aber weit weniger schweißtreibend als die rundum geschlossene lange Regenhose. Den Regen zwischen Knie und Anfang der Gamasche empfand ich als wesentlich angenehmer als die Schwitzerei in der Regenhose.

Ganz wichtig war der Rollgabelschlüssel („Engländer“). Ohne den hätte ich keine Chance gehabt, nach dem Unfall von Antje im Wald das Kettenblatt von ihrem Rad wieder so gerade zu biegen, dass wir gut weiterfahren konnten. Das bestätigte auch unsere Erfahrungen in den letzten Jahren, bei dem wir damit unter anderem Fahrradabteile an französischen Regionalzügen öffneten oder defekte Wasserhähne reparierten.

Völlig verschätzt hatte ich mich wieder einmal bei den Energieriegeln. Da habe ich fast die Hälfte wieder zurück nach Darmstadt gefahren. Wir bevorzugen doch ein richtiges Essen

Sprache

Ohne Französisch geht es nicht. Für mich war es deshalb sehr angenehm, dass Antje alle Kommunikation erledigt hat. Das war vor allem bei der Bestellung von vegetarischen Berichten nicht immer einfach. Für mich war das ein großer Luxus. Ich hatte quasi eine Reiseleitung und kümmerte mich dann einfach um die Räder und die Strecke. Spannend war die Erfahrung, dass es in der Bretagne (fast rein) englischsprachige Übernachtungsmöglichkeiten gab – ich bin gespannt, wie sich der Brexit auswirken wird.

Reisevorbereitung

Wesentlicher Aufwand für die Reisevorbereitung war die Buchung der Unterkünfte, die Antje wegen der Hauptsaison vorab buchte. Das hat einige Stunden in Anspruch genommen. Rund acht Stunden habe ich gebraucht, um die Tracks runter zu laden und die einzelnen Tagesetappen mit den Anpassungen für die Unterkünfte zu versehen. Beides hat sich gelohnt. Wir sind gut überall angekommen und die Übernachtungen haben auch alle funktioniert. Die Vorbuchung hatte auch den Vorteil, dass wir an den regnerischen Morgen gar nicht lange überlegten, ob wir losfahren wollten.

Kombination Liegerad und Aufrechtrad

Grasshopper im Wind auf der Passage du Gois (Bild: Klaus Dapp)

Grasshopper und „Aufrechtrad“ im Wind auf der Passage du Gois (Bild: Klaus Dapp)

Bei einer gemeinsamen Fahrt mit Liegerad und Aufrechtrad müssen so einige Dinge beachtet werden, damit es Spaß macht. Beim Nebeneinanderfahren muss die Partnerin bzw. der Partner auf dem „Aufrechtrad“ lernen, dass das Liegerad immer etwas vorausfahren muss, damit beide nebeneinander sitzen – das ist nicht ganz einfach.

Auf Wegen mit viel Fußgängerverkehr sollte das Liegerad möglichst hinten fahren, oft drehen sich Menschen, die noch nie ein Liegerad gesehen haben, einfach um und laufen dann noch einige Schritte, um besser hinterherschauen zu können. Damit laufen sie dem bzw. der Folgenden direkt ins Rad. Das hört sich ziemlich blöd an, aber ich musste auch schon miterleben, dass zwei Radfahrer hinter mir ineinander gefahren und gestürzt sind, da der entgegenkommende Radfahrer nur nach mit geschaut hat und dabei die Spur wechselte.

Auf freier Strecke bietet es sich an, dass das „Aufrechtrad“ hinten fährt, dann sehen wie beim Stufentandem Pinos von Hase Beide die gesamte Landschaft, da vom Aufrechtrad aus gut über das Liegerad hinweggeschaut werden kann.

Und natürlich unterscheiden sich die Räder im Fahrverhalten. Bergab ist das Liegerad bei gleicher Kraftanstrengung schneller … und bergauf ist der Trainingsstand ganz entscheidend. Da kam ich mir am Anfang der Reise machmal wie ein nasser Sack vor… mit den Tagen spürte ich einen deutlichen Trainingseffekt. Bergab wartete ich dann einfach ab und zu.

Gesundheit / Unfall

Ein wenig überschattet wurde die Fahrt durch Antjes Unfall. Dessen echte Folge – ein (an)gebrochenes Handgelenk – erst eine Woche nach unserer Rückkehr diagnostiziert wurde. Da hat ihr Körper eine ganze Menge weggesteckt. Es bleibt zu hoffen, dass das wieder richtig zusammenheilt. Gut war, dass wir gleich eine stabile (und teure) Manschette gekauft haben und Antje die auch getragen hat. Deshalb hat sie auch keinen Gips bekommen sondern die Auflage, die Manschette Tag und Nacht zu tragen.

Wie reagieren wir darauf bei der nächsten Tour? Sicherlich hat das Vorbuchen den Effekt, weiterfahren zu wollen. Allerdings ist es sehr schwer zu unterscheiden, ob ein Handgelenk nur geprellt oder geprellt und gebrochen ist. Die Manschette sollten wir wohl mitnehmen. Auf jeden Fall war ich froh, dass wir Verbandsmaterial, Schmerzmittel und Sälbchen dabei hatten.

Gut war auch die Idee, ein Mittel gegen das Jucken bei Mückenstichen mitzunehmen. Das hat mit dazu beigetragen, dass ich meist gut geschlafen habe.

Von Erkältungen usw. blieben wir erfreulicherweise verschont.

Und zum Schluss

Ich bin ziemlich sicher, dass wir auch im nächsten Jahr eine längere Radtour machen.

 

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 24: Basel – Darmstadt (6.874 km)

Ein Beitrag ohne Fotos kommt in meinem Blog eigentlich nicht vor. Aber heute hatte ich entweder keine Zeit zu fotografieren oder wollte auf jeden Fall Aufsehen vermeiden.

Gestern habe ich intensiv versucht herauszubekommen, welche Züge denn fahren. Auf der Hinfahrt nach Basel saß ich sogar in einem IC mit Fahrradabteil, der als Ersatzzug zwischen Baden-Baden und Basel fuhr. Das würde mir das Falten ersparen. Leider konnte mir weder die Deusche Bahn noch die SBB irgendeine belastbare Auskunft geben. Also faltete ich am Morgen den Grasshopper zusammen und stellt das gute Stück in Basel an die Garderobe des Speisewagens des Ersatz ICE. Um kein Aufsehen zu erregen, machte ich lieber kein Foto sondern bestellt mir ein Kaffee.

Als ich in Baden-Baden als Endstation des Ersatzzuges dabei war, den Grasshopper wieder aufzufalten, fragte mich die Zugchefin, ob ich Aufbaue oder Abbaue und bot mir an, ein Abteil für das Rad umzuwidmen. Das hätte ich mal in Basel wissen müssen, ich habe mich nicht einmal getraut nach so etwas zu fragen, um keinen Ärger zu bekommen.

Ich versuchte erst gar nicht, mit dem Rad in einen der Busse des Schienenersatzverkehrs zu kommen. In Baden-Baden standen rund 200 Menschen und warteten auf einen Bus … ich habe nur ganz kurz überlegt ein Bild zu machen. Ich sah so schon die neidischen Blicke – immerhin konnte ich ja fahren.

Das tat ich dann auch und fuhr zügig nach Rastatt. Dort kam ich zur planmäßigen Abfahrt des Ersatz-ICE nach Karlsruhe an. Am Bahnhof herrschte ziemliches Chaos und ich sah, dass sich die Menschenmenge auf den Ersatz-ICE konzentrierte, der noch nicht da war. Auf einem anderen Gleis stand der Nahverkehrspendelzug nach Karlsruhe. Da der weitgehend leer war und entsprechend dem Ersatzfahrplan fast zur selben Zeit wie der Ersatz-ICE in Karlsruhe ankommen sollte, rannte ich mit meinem Grasshopper über die Treppen dort hin. Mit 10 Minuten Verspätung fuhren wir dann vor dem Ersatz-ICE los, der zwischenzeitlich aus Karlsruhe angekommen war – und durch den Ausstieg und Einstieg natürlich noch nicht losfahren konnte. So hatte ich sogar noch Zeit in Karlsruhe einen Kaffee zu trinken, bevor der nächste Zug mit Fahrradplätzen nach Darmstadt fuhr. Das Fahrradabteil war zwar durchreserviert, aber letztendlich kamen nur drei Radler mit. Die anderen hatten vermutlich versucht mit dem Ersatz-ICE mitzukommen. Dort sah ich auf dem Bahnsteig wilde Demontagen von Vorderrädern usw..

Glücklich kam ich in Darmstadt an und radelte die letzten Kilometer nach Hause. Damit ist unsere Fahrt gut, aber ohne ein Bild zu Ende gegangen.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 23: Basel – Darmstadt (6.858 km)

Reisendeninfo am Badischen Bahnhof (Bild: Klaus Dapp)

Reisendeninfo am Badischen Bahnhof (Bild: Klaus Dapp)

Das war schon eine abenteuerliche Fahrt zurück nach Darmstadt. Im Internet war nicht zu recherchieren, welcher Zug fährt und von wo nach wo der Schienenersatzverkehr fährt. Ich änderte deshalb meine Reisepläne und ließ den Grasshopper in Basel zurück und fuhr schon am Morgen los. Ich war ziemlich sicher, dass der von mir gebuchte Eurocity nicht fahren würde.

Morgens stand ich dann am Badischen Bahnhof und war gespannt, welche Zug überhaupt fährt – und wohin. Ich nutze die erste Möglichkeit: ein ICE der bis Offenburg fahren sollte. Der Zugbegleiter verkündete den vielen Reisenden, denn eigentlich sollten ja zwei ICE-Züge fahren, dass es ab Offenburg einen Schienenersatzverkehr nach Karlsruhe geben würde.

Kurz vor Offenburg kam dann die Durchsage, dass der Zug weiter nach Baden-Baden fahren würde und es ab dort einen Schienenersatzverkehr nach Rastatt geben sollte. Dort herrschte dann ziemliches Chaos – ich war froh als ich in einem Bus mit einem ruhigen Busfahrer einen Stehplatz bekommen hatte. Er fuhr den knallvollen Bus ruhig durch das am Sonntag Vormittag relativ leere Baden-Baden und Rastatt. Dort wurden dann alle in einen Nahverkehrszug nach Karlsruhe verfrachtet. Ab Karlsruhe ging es dann „normal“ weiter. Statt dreieinhalb Stunden brauchte ich wegen eines verpassten Anschlusses in Frankfurt dann insgesamt fast sechs Stunden… und war froh, dass ich nicht versucht hatte, den Grasshopper mitzunehmen. Den werde ich dann wohl nachholen müssen.

… und der reservierte EC ist dann tatsächlich ausgefallen…

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 22: Bordeaux – Basel (6.858 km)

Grasshopper im Regionalzug von Bordeaux nach Rochelle (Bild: Klaus Dapp)

Grasshopper im Regionalzug von Bordeaux nach Rochelle (Bild: Klaus Dapp)

Es ist wohl ein Naturgesetz, dass Nächte vor längeren Reisen unruhig verlaufen. Erst war es warm und es herrschte gute Stimmung auf der Raucherterrasse unter unserem Zimmer, dann wollten wohl einige Mädchen noch heimlich jemanden treffen – was dank der Stöckelschuhe richtig Lärm gemacht hat. Gegen 4:30 Uhr reisten dann die ersten Gäste türenknallend ab. Trotz allem fand ich unser Zweierzimmer in der Jugendherberge gut.

Bahnhof in La Rochelle (Bild: Klaus Dapp)

Bahnhof in La Rochelle (Bild: Klaus Dapp)

Am Morgen schappten wir uns noch ein schnelles Frühstück und fuhren zum benachbarten Bahnhof. Dort warteten wir, bis das Abfahrtsgleis bekannt gegeben wurde – ich werde wohl nie verstehen, warum das nicht mit dem Fahrplan dargestellt wird sondern erst 20 Minuten vor Abfahrt, so dass viele Menschen gleichzeitig zum Zug laufen. Wir verstauten unsere Räder im Fahrradabteil. Ein netter Mountainbiker, der früher aussteigen wollte, wechselte in ein anderes Radabteil, damit wir mehr Platz hatten. Die einzige Anmerkung kam von der Zugbegleiterin, die meinte, dass nur „normale“ Räder zugelassen seien. Nach Antjes Einwand, dass „normal“ zu definieren sei und es definitiv kein Tandem oder Anhänger sei, konnten wir die Diskussion beenden. Pünktlich erreichten wir La Rochelle. Leider mussten wir dort mit den Rädern Treppensteigen.

In La Rochelle kauften wir uns Proviant für die weitere Fahrt ein und gingen Mittagessen in einem kleinen Restaurant. Der nette Koch hat Antje sogar den Fisch gezeigt und versprochen, dass kein Speck im Gemüse versteckt ist. Nach dem leckeren Essen warteten wir darauf, dass wir in unseren TGV einsteigen durften. Diesmal stand der Zug am Hausbahnsteig, so dass wir direkt einsteigen konnten.

Die Zugbegleiterin störte sich am Lenker des Grasshoppers, der wie jeder Fahrradlenker übersteht, und brachte mich auf die gute Idee, einfach den Schnellspanner zu lösen. Damit konnte ich den Lenker querstellen und damit über den Sitz drehen. Das fand sie dann perfekt. So düsten wir dann Richtung Paris los… während der Fahrt schaute ich in das Mobiltelefon in der DB Fahrplanauskunft nach den Zwischenhalten und erschrak: 60 Minuten Verspätung. Am letzten Zwischenhalt vor Paris hielten wir und es wurde erklärt, dass wegen einer Stellwerksstörung die Strecke nur eingleisig befahren werden könne. Die SNCF hatte es offensichtlich in den letzten drei Wochen nicht geschafft den Fehler zu finden. Für uns wurde es jetzt spannend, da es ab Paris keine Alternative mit Fahrrad nach Basel oder ins Elsass gab.

Mit einer guten Stunde Verspätung kamen wir in Paris Gare Montparnasse an und mussten zum Gare Lyon. Zum Glück hatten wir zwei Stunden Übergang eingeplant, wussten über welche Treppe (!) der Bahnhof per Rad am schnellsten zu verlassen ist, hatten die Strecke als Track im GPS vorbereitet und waren die Straßen wegen der Ferien und der Uhrzeit frei. So drängelten wir uns mit hunderten anderer vielbepackter Menschen und Willkommenkommitees zum Ausgang und sausten unter großzügiger Auslegung der Verkehrsregeln durch Paris. Dort sind wir nach 22 Minuten eingetroffen… und damit noch vor der Bekanntgabe des Gleises.

Zur Feier des erfolgreichen Erreichens gönnten wir uns ein Bier im TGV… und freuten uns, dass dank des „Lenkertricks“ und des großzügigen französischen Zugbegleiters noch weitere Fahrräder und zwei Kinderanhänger auch ohne Reservierung mitgenommen werden konnten. In Basel gab dann eine große Gemeinschaftsaktion und zum Schluss standen eine Mutter mit zwei Kleinkindern, Großeltern, Kinderanhänger und Hund sowie eine Familie mit Baby, zwei Fahrrädern mit Kinderanhänger und wir glücklich auf dem Bahnsteig.

Reisewarnung der SBB (Bild: Klaus Dapp)

Reisewarnung der SBB (Bild: Klaus Dapp)

Im Zug nach Paris hatte ich gelesen, dass es ein Problem auf der Bahnlinie zwischen Baden-Baden und Karlsruhe gibt. Leider machte die Deutsche Bahn keine Angabe, was eigentlich passiert war und auch am späten Abend war nicht klar, welche Züge tatsächlich fahren. Klar war nur, dass es einen Busersatzverkehr gibt… und damit war auch klar, dass ich den Grasshopper nicht mitnehmen konnte.

Mit einem Rotwein ließen wir diesen abenteuerlichen Tag zu Ende gehen.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 21: Bordeaux (6.848 km)

Fahrradparkhaus am Bahnhof Saint-Jean (Bild: Klaus Dapp)

Fahrradparkhaus am Bahnhof Saint-Jean (Bild: Klaus Dapp)

Für den Tag hatten wir uns viel vorgenommen. Nach dem Frühstück machten wir erst einmal eine Erkundungstour um unsere Bahnreise am nächsten Morgen vorzubereiten und zu schauen, wo wir am besten mit den Rädern zum Zug kommen. Dabei schauten wir uns auch das neue Fahrradparkhaus in Bordeaux an.

Modellversuch zur Sperrung der alten Brücke für den Autoverkehr (Bild: Klaus Dapp)

Modellversuch zur Sperrung der alten Brücke für den Autoverkehr (Bild: Klaus Dapp)

Schicke Straßenbahn, die in einigen städtebeaulich besonderen Bereichen den Strom aus einer Stromschiene im Boden bekommt (Bild: Klaus Dapp)

Schicke Straßenbahn, die in einigen städtebeaulich besonderen Bereichen der Innenstadt den Strom aus einer Stromschiene im Boden bekommt (Bild: Klaus Dapp)

Da wir beide im Verkehrsbereich arbeiten, nutzten wir auch die Gelegenheit, uns einige spannende Verkehrsprojekte anzuschauen. Sicher ist nicht alles ist nachahmenswert – aber Projekte wie die Straßenbahn, die so auffällig ist, dass eigentlich gar keine Werbung mehr dafür notwendig ist und die in der Innenstadt mit Stromschienen fährt, damit eine Oberleitung nicht das Stadtbild stört, oder der Mut, eine zentrale Brücke für den Autoverkehr zu sperren, sind beeindruckend.

Aber natürlich schauten wir uns auch die vielen beeindruckendenden Gebäude der historischen Innenstadt an.

Basilika Saint-Michel (Bild: Klaus Dapp)

Basilika Saint-Michel (Bild: Klaus Dapp)

Sehr spannend war in diesem Zusammenhang eine Ausstellung über die Stadtentwicklung von Bordeaux. Auch weil Bordeaux im zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde, stand die Stadt in den 1960er und 70er Jahren vor dem Problem, dass die alte Bausubstanz teilweise in einem sehr schlechten Zustand war und heutigen Vorstellungen an attraktives Wohnen bereits bei der Ausstattung mit Sanitäreinrichtungen nicht ansatzweise entsprach. Es wurde dann beschlossen, den historischen Kern systematisch zu sanieren. Im Gegenzug wurde außerhalb des Bereichs auch in großem Umfang Gebäude abgerissen und durch Hochhäuser und breite Straßen ersetzt. Damit konnte erreicht werden, dass seit 2007 die Altstadt unter der Bezeichnung Historisches Zentrum von Bordeaux („Hafen des Mondes“) UNESCO-Welterbe.

Antje nutzte die Gelegenheit, um den Turm der Basikika von Saint-Michel zu besteigen. Das besondere dabei ist, dass der in einiger Entfernung von der Basikika steht. Er bietet einen Blick über die Altstadt. Ich scheute die Höhe und wollte mir die Moschee in der Innenstadt anschauen. Die hatte ich schnell gefunden, nachdem ich mich kurz gewundert habe, warum aus einem Haus lauter Männer mit Schuhen in der Hand rauskamen. Ich hatte völlig vergessen, dass es Freitag war und am Nachmittag wohl gerade ein Gottesdienst zu Ende war.

Stadthaus in der Altstadt (Bild: Klaus Dapp)

Stadthaus in der Altstadt (Bild: Klaus Dapp)

Sehr interessant war auch eine Ausstellung zu den archeologischen Funden, die im Zuge der neuen TGV-Strecke nach Bordeaux gemacht wurden. Auf einer Strecke von rund 300 Kilometern wurden zwischen Tours und Bordeaux zahlreiche Grabungen gemacht, die Zeugnisse von den Neandertalern bis in die Neuzeit erbrachten.

Mit einem guten Abendessen beendeten wir unseren letzten Tourtag … ok wir mussten noch Packen, aber das habe dann selbst ich ohne zu große Dramen hinbekommen.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 20: Lége-Cap-Ferret – Bordeaux (6.848 km)

Wegweiser zum Abzweig nach Bordeaux (Bild: Klaus Dapp)

Wegweiser zum Abzweig nach Bordeaux (Bild: Klaus Dapp)

Bei der Vorbereitung des letzten Abschnitts unserer Tour habe ich ziemlich lange gebraucht, um einen Weg zu finden. Aber dank OpenStreetmap habe ich eine tolle Radwegverbindung geschafft. Auf alten Eisenbahnlinien hat das Departement Radwege angelegt. Diese sind zwar nicht besonders breit aber durchgehend gut asphaltiert und als Departementsstraße markiert. Unterwegs ist uns dann auch die Straßenunterhaltung begegnet, die mit einem Traktor mit Balkenmäher die Ränder gemäht hat.

So sausten wir von Lége-Cap-Ferret über Le Porge bis kurz vor Lacanau. Dort bogen wir Richtung Bordeaux ab. Von dort ging es weiter über Saumos, Sainte-Hélène, Salaunes und Saint-Médart-en-Jalles nach Bordeaux.

Vor allem in den ersten beiden Stunden wurden wir von immer dichter werden Wolken getrieben. Leider ist es nicht ganz gelungen, vor dem Regen wegzufahren. Einmal sind wir untergestanden und dann haben wir doch für einen Abschnitt Regenklamotten angezogen.

In Salaunes bogen wir kurz ab, um gemütlich Mittag zu essen. Danach machten wir uns wieder auf die Fahrt Richtung Bordeaux. Gut gestärkt kamen wir bald an den Stadtrad als wir noch einmal bei einem Regenschauer unterstanden.

Dank des vorbereiteten Tracks (es lebe Velomap und OpenStreetmap) kamen wir von dort auf diversen Radwegen, -streifen und Busspuren in die Stadt. Bordeaux ist in den letzten Jahren sehr engagiert, um Radverkehr und ÖPNV zu stärken.

Blick auf die Garonne in Bordeaux (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf die Garonne in Bordeaux (Bild: Klaus Dapp)

Hubbrücke über die Garonne (Bild: Klaus Dapp)

Hubbrücke über die Garonne (Bild: Klaus Dapp)

Von der Garonne kamen wir schnell zur Jugendherberge. Dort konnten wir die Räder in einem kleinen Radkeller abstellen und unser Zweierzimmer beziehen. Dort konnten wir dann duschen und uns kurz ausruhen. Der letzte große Abschnitt unserer Tour hat wirklich gut gekappt, so langsam waren wir trainiert und der Weg war richtig gut.

Am frühen Abend gingen wir noch in die Stadt, um einen ersten Eindruck zu bekommen und schon mal Mitbringsel zu besorgen.

Im Rahmen eines Verkehrsversuch wurde die alte Brücke für den Autoverkehr gesperrt (Bild: Klaus Dapp)

Im Rahmen eines Verkehrsversuch wurde die alte Brücke für den Autoverkehr gesperrt (Bild: Klaus Dapp)

Basilika Saint-Michel (Bild: Klaus Dapp)

Basilika Saint-Michel (Bild: Klaus Dapp)

Eckhaus in der Nähe der Jugendherberge (Bild: Klaus Dapp)

Eckhaus in der Nähe der Jugendherberge (Bild: Klaus Dapp)

Erschöpft und glücklich, dass wir so gut so weit gekommen sind, beendeten wir den Abend mit einem leckeren Cidre.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 19: Vendays-Montalivet – Lége-Cap-Ferret (6.766 km)

Im Wald am Lac de Hourtin (Bild: Klaus Dapp)

Im Wald am Lac de Hourtin (Bild: Klaus Dapp)

An manchen Tagen klappt einfach alles: Kurz vor dem Frühstück hörte der Regen auf und die Temperaturen lagen morgens bei 18 Grad und später bei bis zu 24 Grad. Das Frühstück war lecker, wir waren ausgeschlafen und auf dem Weg lag gleich ein Bäcker – gute Startbedingungen für eine lange Etappe.

Im Wald am Lac de Hourtin (Bild: Klaus Dapp)

Im Wald am Lac de Hourtin (Bild: Klaus Dapp)

Auf einem gut asphaltierten Weg, der in einer breiten Brandschutzschneise lag und nur für Radverkehr offen war, kamen wir gut voran und erreichten bald unser erstes Zwischenziel, das nationale Naturreservat zwischen Atlantik und dem Binnensee Lac d’Hourtin – Carcans. Auf einer Straße für Forstverkehr, auf der uns auf 20 Kilometer fünf Autos und ein DHL-Laster entgegen kamen, fuhren wir durch den Pinienwald in den Dünen. Dabei hatte der Weg moderate Steigungen und schöne Abfahrten, auf denen sich etliche Rennradler und teilweise aus den umgebenden Pfaden kommend auch Mountainbiker tummelten.

Auf der Höhe von Carcans-Plage verließen wir die Straße und folgten dem offiziellen Weg. Bei der Wegeführung bestand wohl der Anspruch mal zu zeigen, wie steil Dünen sein können. Auf fast 15 Kilometem führte der meist nur zwei Meter breite Weg in ständigem Auf und Ab mit Steigungen von bis zu zehn Prozent. Ich bewunderte die Familien mit kleinen Kindern und Anhängern … auf der anderen Seite hatte ich oft große Sorge, dass es bei dem vielen Radverkehr zu einem Unfall kommt. Aber es ging alles gut, bis auf einen kurzen Schauer vor Lacanau-Océan. Wir stellten uns kurz unter und zogen die Regenjacke an. Außerdem konnten wir noch einer Mutter und ihrem Kind mit Pflaster aushelfen… es war mit dem Rad gestürzt.

Strand bei Lacanau-Océan (Bild: Klaus Dapp)

Strand bei Lacanau-Océan (Bild: Klaus Dapp)

Eigentlich wollten wir in Lacanau-Océan Mittagessen gehen, im großen Andrang auf den Radwegen haben wir jedoch den Abzweig in das Zentrum verpasst. Da wir am Morgen ein Brot gekauft hatten, erschieden wir uns kurzfristig für ein Picknick am Strand… dank des Regens und der Mittagszeit war dort noch nicht viel los. Dafür gab es tolle Wellen, in denen wir auch noch planschten. Ein schöner Abschied vom Atlantik.

Düne bei Lacanau-Océan (Bild: Klaus Dapp)

Düne bei Lacanau-Océan (Bild: Klaus Dapp)

Düne bei Lacanau-Océan (Bild: Klaus Dapp)

Düne bei Lacanau-Océan (Bild: Klaus Dapp)

Dann machten wir uns auf zu unserer Unterkunft. Auf einem schmalen asphaltierten Weg, bei dessen Löchern und von Wurzeln verursachten Hubbeln ich froh über meine gute Federung war. Antje hopste ziemlich mit und auf ihrem Rad umher. Nachdem der Weg vom Atlantik ins Binnenland abbiegt, verläuft er teilweise wie auf einer alten Bahnlinie nach Lége-Cap-Ferret.
Bei unserer Unterkunft stellten wir fest, dass wir erst um 19:45 Uhr einchecken konnten.

Radweg beim ehemaligen Bahnhof von Lege (Bild: Klaus Dapp)

Radweg beim ehemaligen Bahnhof von Lege (Bild: Klaus Dapp)

Ehemaliger Bahnhof von Lege (Bild: Klaus Dapp)

Ehemaliger Bahnhof von Lege (Bild: Klaus Dapp)

Deshalb kauften wir schon Proviant für Morgen und schauten uns den Bahnhof an, an dem unser Weg nach Bordeaux morgen auf der ehemaligen Bahntrasse vorbei führt. Nach einer leckeren Pizza bezogen wir unser Quartier. Nach der Dusche machte ich mich ans Scheiben… seit fast drei Wochen der erste Abend ohne Wäsche waschen: die Rückkehr in das Normalleben.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 18: Saint-Georges-de-Didonne – Vendays-Montalivet (6.669 km)

Blick auf Royan (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf Royan (Bild: Klaus Dapp)

Nach einer Nacht mit Gewitter und starkem Regen starteten wir ziemlich unausgeschlafen in den Tag und auch das einfache Frühstück gab den notwendigen Kick nicht. Noch beim Aufladen der Packtaschen erwischte uns der erste Schauer… und davon gab es bis zum Mittag noch einige. Meist reichte ein kurzes Unterstellen und nur an Vormittag zog ich meine windabweisende Weste für ein paar Kilometer an.

Am Morgen fuhren wir zügig zum Fähranleger in Royan – und Dank des Wetters war die Strandpromenade frei kamen wir auch gut voran. Etwas motiviert hat auch, dass die Fähre schon aus der Entfernung zu sehen war und ich den Wunsch hatte, dass wir die auch erreichen. Kaum waren wir an Bord, ging es auch schon los… und für die fünf Euro pro Person wurde Einiges geboten. Nach der Flaute vom Vorabend blies der Wind und die Fähre schwankte kräftig. Ich war auf jeden Fall froh, wieder an Land zu kommen.

Atlantik zwischen Royan und Pointe-de-Grave (Bild: Klaus Dapp)

Atlantik zwischen Royan und Pointe-de-Grave (Bild: Klaus Dapp)

Blick Richtung Pointe-de-Grave (Bild: Klaus Dapp)

Blick Richtung Pointe-de-Grave (Bild: Klaus Dapp)

Dort scheinte auch die Sonne, so dass wir die erste Möglichkeit nutzten, um zum Strand zu gehen. Zu unserer Überraschung waren wir dort fast alleine und die Einzigen, die ins Wasser gegangen sind. Und das Rumhüpfen in den Wellen hat wirklich Spaß gemacht, auch wenn Luft- und Wassertemperatur quasi gleich waren.

Leerer Strand bei Pointe-de-Grave (Bild: Klaus Dapp)

Leerer Strand bei Pointe-de-Grave (Bild: Klaus Dapp)

Leerer Strand bei Pointe-de-Grave (Bild: Klaus Dapp)

Leerer Strand bei Pointe-de-Grave (Bild: Klaus Dapp)

Leerer Strand bei Pointe-de-Grave (Bild: Klaus Dapp)

Leerer Strand bei Pointe-de-Grave (Bild: Klaus Dapp)

In den Wellen bei Pointe-de-Grave (Bild: Antje Hammer)

In den Wellen bei Pointe-de-Grave (Bild: Antje Hammer)

Die Planscherei war der zweite Start in den Tag. Danach fuhren wir auf asphaltierten Wegen entlang einer touristischen Bahn (eine Art Museumsbahn) durch die Dünen nach Soulac-sur-Mer.

Spezialrad in Soulac-sur-Mer (Bild: Klaus Dapp)

Spezialrad in Soulac-sur-Mer (Bild: Klaus Dapp)

Bank in Soulac-sur-Mer (Bild: Klaus Dapp)

Bank in Soulac-sur-Mer (Bild: Klaus Dapp)

Der Ort war völlig überlaufen. In Anbetracht des Wetters hatten viele Urlauber wohl einen Shopping-Tag eingelegt. Nach einem leckeren Crêpe fuhren wir ebenfalls auf asphaltierten Wegen in breiten Brandschneisen und durch riesige Campinganlagen zügig zu unserer Unterkunft: Dank des durchwachsenen Wetters war auf den Wegen nicht viel los, so dass wir gut vorankamen.

Strand in Soulac-sur-Mer mit Blick auf den Leuchtturm Phare de Cordouan (Bild: Klaus Dapp)

Strand in Soulac-sur-Mer mit Blick auf den Leuchtturm Phare de Cordouan (Bild: Klaus Dapp)

In unserer Unterkunft duschten wir und ich machte mich ans Schreiben. Nach dem Abendessen im Garten vor unserem Zimmer schraubten wir noch das Schutzblech bei Antjes Rad fest, damit es die noch kommenden rund 170 Kilometer noch übersteht.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 17: Rochefort – Saint-Georges-de-Didonne (6.621 km)

Transbordeur de Rochefort über den Fluss Charente (Bild: Klaus Dapp)

Transbordeur de Rochefort über den Fluss Charente (Bild: Klaus Dapp)

Nach einem leckeren Frühstück brachen wir voller Abenteuerlust auf. Gestern Abend hatten wir beschlossen die Route zu ändern. Wir wollten uns den Transbordeur de Rochefort anschauen, der quasi eine Fähre in der Luft darstellt. Ein technisches Wunderwerk, das seit 1900 Menschen 150 Meter über den Fluss Charente transportiert. Schon aus großer Entfernung wirkt er gigantisch .. und er ist wirklich kein Scheinriese.

Transbordeur de Rochefort von Rochefort aus gesehen (Bild: Klaus Dapp)

Transbordeur de Rochefort von Rochefort aus gesehen (Bild: Klaus Dapp)

Transbordeur de Rochefort von Échillais aus gesehen (Bild: Klaus Dapp)

Transbordeur de Rochefort von Échillais aus gesehen (Bild: Klaus Dapp)

Wie so oft, wenn wir technische Besonderheiten besuchen, hatten wir Pech. Wegen Sanierungsarbeiten waren Teile demontiert,so dass wir die während der Sanierungszeit bereitgestellte Fähre nutzen mussten.

Fähre über die Charente (Bild: Klaus Dapp)

Fähre über die Charente (Bild: Klaus Dapp)

Da die Strecke sowieso sehr lang war, verzichteten wir auf die Fahrt entlang der Charente und auf der alten Bahnstrecke zwischen Carbariot und Saint-Agnant. Stattdessen nahmen wir den direkten Weg über die Departementstraße. Da dort nur wenig Autos fuhren, war das unproblematisch.

In Saint-Agnant fanden wir schnell die alte Bahnstrecke und damit unseren Weg. Entlang des Canal de Bridoire fuhren wir Richtung Atlantik. Nach wenigen Kilometern bog der Weg ab und führte uns durch interessante Marschlandschaften. Ich war wieder froh über meine Federung… Antje wurde kräftig durchgeschüttelt. Nach einiger Zeit erreichten wir den Ortsrand von Marennes, den wir dann quasi umfuhren. Mit Blick auf die Insel St.- Pierre-d’Oleron erreichten wir den Fluss La Seudre, den wir auf einer hohen Brücke überquerten, die beeindruckende Blicke bot.

Brücke über den Fluss La Seudre (Bild: Klaus Dapp)

Brücke über den Fluss La Seudre (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf den Atlantik zwischen der Ile d' Oléron und Rochefort von der Brücke über La Seudre (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf den Atlantik zwischen der Ile d‘ Oléron und Rochefort von der Brücke über La Seudre (Bild: Klaus Dapp)

Damit erreichten wir den Foret de la Coubre, in dem wir bis nach La Palmyre fuhren. Ein touristisches Highlight auf dem Weg war der Leuchtturm Phare de la Coubre, in dessen Schatten wir picknickten. Eine Besteigung ließen wir sein, der Ansturm war so groß, dass es lange Warteschlangen gab.

Erster Blick auf den Leuchtturm Phare de la Coubre (Bild: Klaus Dapp)

Erster Blick auf den Leuchtturm Phare de la Coubre (Bild: Klaus Dapp)

Der Leuchtturm Phare de la Coubre (Bild: Klaus Dapp)

Der Leuchtturm Phare de la Coubre (Bild: Klaus Dapp)

Vor La Palmyre fanden wir einen ruhigen Platz am Atlantik und erfrischten uns kurz im Atlantik.

Vor La Palmyre im Atlantik (Bild: Klaus Dapp)

Vor La Palmyre im Atlantik (Bild: Klaus Dapp)

Bals darauf erreichten wir Royan. Dort war die Hölle los… und der Weg führte über die völlig überlaufene Strandpromenade, die auch noch mit Betonklötzen gegen Terroristen und Buden für Touristen vollgestellt war. Das war wirklich anstrengend und wir waren froh als wir den Abschnitt hinter uns hatten. Nach einigem Geschlängel erreichten wir glücklich Saint- Georges-de-Didonne. Dort fanden wir schnell unser Hotel und stellten die Räder ab. Vor dem offiziellen Einchecken hatten wir noch Zeit für einen kleinen Sparziergang in den benachbarten Ortskern. BeiAls ich meinte, wir müssten noch kurz was reparieren, wurde uns angeboten, beim befreundeten Radhändler anzurufen, damit der uns weiterhilft. Das konnten wir dankend ablehnen, eigentlich wollte ich ja nur die Kette ölen.

Leider musste ich beim Ölen der Kette feststellen, dass der Gepäckträger an der unteren Strebe gebrochen war. Zum Glück ist der Teil nur dafür da, die Taschen davon abzuhalten ins Rad zu schwingen. Mit zwei Kabelbindern machte ich eine Notreperatur – Dank der sommerlichen Temperaturen hatte ich zum Glück sowieso nicht so viel Gepäck dabei.

Bruchstelle am Gepäckträger (Bild: Klaus Dapp)

Bruchstelle am Gepäckträger (Bild: Klaus Dapp)

Bruchstelle am Gepäckträger (Bild: Klaus Dapp)

Bruchstelle am Gepäckträger (Bild: Klaus Dapp)

Danach kamen die Räder in die Garage. Die Beteiber des Hotels waren in großer Sorge, dass den Rädern etwas passiert. Danach gingen wir zum Strand und hüpften in den Atlantik, der an dem Tag etwas träge war. Am Abend holten wir uns eine Pizza und setzten uns an den Strand, der sich sehr schnell zur Essenszeit leere. Eigentlich war das eine schöne Idee – allerdings war die Pizza zu fettig und lag uns dann im Magen, so dass wir eine unruhige Nacht verbrachten.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 16: Lagord / Rochelle – Rochefort (6.543 km)

Leuchtturm Tour de la Lanterne (Bild: Klaus Dapp)

Leuchtturm Tour de la Lanterne (Bild: Klaus Dapp)

Hafeneinfahrt von La Rochelle (Bild: Klaus Dapp)

Hafeneinfahrt von La Rochelle (Bild: Klaus Dapp)

Nach einem leckeren Frühstück und unter Anteilnahme einiger Hausgäste, die mein Rad sehen wollten fuhren wir schon fast routiniert nach La Rochelle. Diesmal kamen wir auch in Richtung Küste.

Auf dieser Seite des Hafens wird derzeit in Kombination mit einer Verbesserung des Küstenschutzes ein ganzer Stadtteil entwickelt. So fuhren wir dann Teil durch die Baustelle.
Viele Menschen waren Sonntag Vormittags schon zum Strand unterwegs. Da war unser Gepäck oft harmlos, da die diversen Strandutensilien wie Sonnenschirme ziemlich sperrig sind. Wir waren froh als wir diese Völkerwanderung verlassen konnten.

Hochhauskomplex Portes Océanes an der Atlantikküste bei La Rochelle (Bild: Klaus Dapp)

Hochhauskomplex Portes Océanes an der Atlantikküste bei La Rochelle (Bild: Klaus Dapp)

Auf einer bunten Mischung von Wegen fuhren wir Richtung Châtelaillon-Plage. Das Spektrum reichte von asphaltierten Strecken bis zu schmalen, fast unbefahrbaren Kiesstreifen am Straßenrand. In Châtelaillon-Plage wunderten wir uns noch über die vielen Menschen… bis wir an einer Straßensperre ankamen. Damit wurde das 40. Jubiläum des Muschelfestes vor Terroranschlägen geschützt. Zum Glück ließ uns die Polizistin ohne Taschenkontrolle durch und freute sich über mein Liegerad und den kleinen Stoffbär an Antjes Lenker. Bald schon steckten wir zur Mittagszeit mitten im Festgeschehen und schoben uns und die Räder durch die Menge.

Den Rest der Strecke fuhren wir größtenteils parallel zur autobahngleich ausgebauten D137, diesmal ohne Lärmschutzwall, weiter nach Rochefort.

Bahnhof Rochefort (Bild: Klaus Dapp)

Bahnhof Rochefort (Bild: Klaus Dapp)

Rekonstruiertes Segelschiff L'Hermione in der historischen Werftanlage (Bild: Klaus Dapp)

Rekonstruiertes Segelschiff L’Hermione in der historischen Werftanlage (Bild: Klaus Dapp)

Die ab 1666 erbaute Planstadt Rochefort diente dem Bau von Schiffen für die französische Flotte. Einerseits ist es faszinierend zu sehen, wie eine Stadt an militärischen Bedürfnissen orientiert wurde, andererseits erschrecked welcher Aufwand betreiben wurde. Nach einem Mittagessen und einem Besuch der königlichen Seilfabrik fuhen wir zu unserer Unterkunft. Von dort machten wir noch einen Stadtbummel und freuten uns an der schönen Stadt. Das Abendessen konnten wir in schönen Innenhof unseres Quartiers nehmen und den Tag ausklingen lassen.

Marinemuseum in Rochefort (Bild: Klaus Dapp)

Marinemuseum in Rochefort (Bild: Klaus Dapp)

Innenstadt von Rochefort (Bild: Klaus Dapp)

Innenstadt von Rochefort (Bild: Klaus Dapp)

Schule in Rochefort (Bild: Klaus Dapp)

Schule in Rochefort (Bild: Klaus Dapp)