Leah Treat, Director of Transportation in Portland/Oregon beim Nationalen Radkongress am 3. April 2017 in Mannheim (Bild: Klaus Dapp)
Am 3. und 4. April fand in Mannheim der 5. Nationale Radverkehrskongress statt. Mannheim feiert in diesem Jahr unter dem Motto „Monnem Bike“ in beeindruckender Weise den 200. Geburtstag des Fahrrades und war deshalb „natürlicher Austragungsort“ dieses Kongresses.
Ein Höhepunkt war sicher der Vortrag von Leah Treat, der Direktorin der Verkehrsbereichs in Portland/Oregon. Sie erläuterte sehr anschaulich, wie sich durch eine engagierte Verkehrspolitik auch in wenigen Jahren die Situation für den Radverkehr erheblich verbessern kann. Dieser Vortrag hat deutlich gezeigt, was alles möglich ist, wenn es denn politisch gewünscht ist.
Auch bei den anderen Vorträgen hatte ich Glück und die „richtigen“ besucht. Ich habe mich über Digitalisierung und deren Auswirkungen auf den Radverkehr informiert. Sie haben mich in manchen Punkten zum Nachdenken gebracht. Besonders endrücklich fand ich die Vortragsrunde „Treffpunkt Straße: Fahrräder und autonome Fahrzeuge“
Moderator Dr. Miklós Kiss ist bei Audi für das Thema Autonomes Fahren verantwortlich und brachte die Gedanken der Automobilindustrie ein. Besonders in Erinnerung ist mir seine Aussage, dass es eine ganz erhebliche Herausforderung für das Autonome Fahren ist, nicht sofort stehenzubleiben, wenn ein Hindernis wie ein Rad auftaucht, sondern entsprechend dem menschlichen Vorgehen auch weiterzufahren. Ich hoffe, dass dies meiner Erwartung an Autonome Fahrzeuge, vorsichtiger mit Radfahrern und Radfahrerinnen umzugehen, nicht entgegenwirkt.
Prof. Oliver Carsten von der Universität Leeds erläuterte auf dem aktuellen Forschungsstand die Auswirkungen auf die Sicherheit des Radverkehrs durch Autonome Fahrzeuge. Er machte dabei auch deutlich, dass das autonome Fahren dann besonders effektiv ist und mit Rad- und Fußverkehr kombinierbar ist, wenn die Höchstgeschwindigkeit gegenüber heute gesenkt wird. Darüber hinaus erläuterte er die Schwierigkeiten, Autonome Fahrzeuge mit dem Rad- und Fußverkehr zu kombinieren.
Stefanie de Hair-Buijssen von der Netherlands Organisation for Applied Scientific Research TNO zeigte die aktuellen Möglichkeiten auf, den Radverkehr „smarter“ zu machen. Das Spektrum reicht dabei von vibrierenden Sätteln oder Lenkergriffen bei Annäherung eines Fahrzeuges bis zum Bremslicht. Besonders in Erinnerung ist mir, dass sie klar gemacht hat, dass es auf absehbare Zeit auch „nicht smarte“ Räder geben wird.
Ich bin wirklich gespannt, wie die Entwicklung weitergehen wird – im Extremfall ist die Forderung denkbar, dass es Bereiche nur für Autonome Fahrzeuge geben wird. Damit wären wir dann wieder in den 1960er Jahren – nur dass es dann statt der autogerechten Stadt die an das Autonome Fahren angepasste Stadt wäre.
Leider konnte ich wegen eines dringenden Termins nicht an der abschließende Fahrad-Parade teilnehmen.
Symbol für 200 Jahre Fahrrad am Hauptbahnhof in Mannheim (Bild: Klaus Dapp)