Eigentlich wollte ich diesmal ja mit dem Rad zur Spezialradmesse (SPEZI) fahren. Leider ließ sich das terminlich nicht einrichten. Deshalb saß ich dann am Freitag doch etwas grummelnd im Büro und bin am Samstag ohne Rad mit der Bahn nach Germersheim gefahren. In Heidelberg wurde das erste Liegerad in den Zug geschoben und ab Mannheim stieg die Zahl der vor allem männlichen Träger von Outdoor- Kleidung deutlich an und ich war nicht der einzige schlecht Rasierte. Aber es war auch dieses Jahr wieder gut zu sehen, dass sich die Spezi weiterentwickelt und sich das auch auf das Publikum auswirkt.
Die Bandbreite der Modelle hat weiter zugenommen. Bei den Zweirädern ist mir nicht so viel aufgefallen … vielleicht habe ich letztes Jahr vor dem Kauf meines Grasshoppers zu gründlich geschaut? Dazu kommt, dass ich bei echten Renn-Tiefliegern und Carbon-Rennsemmeln nicht so genau hinschaue … ich bräuchte vermutlich Begleitpersonal, das mir am Ende einer Fahrt wieder aufhilft. Diesmal habe ich mir vor allem Weiterentwicklungen bei Trikes angeschaut.
Sehr spannend war auch wieder das Umfeld. Diverse Basteleien waren zu sehen, das Spektrum reichte von sehr abenteuerlich bis professionell. Nicht alle Ideen habe ich begriffen (siehe Gepäckträger im Modell oben … aber so einige Ansätze waren sehr interessant.
Sehr angenehm waren die diversen Begegnungen mit den anderen Besucherinnen und Besuchern. Neben technischen Fachsimpeleien ließ sich auch gut über Nussecken und deren Verfügbarkeit diskutieren. Auch an den Ständen hatte ich viele interessante Gespräche.
Zuerst habe ich HP Velotechnik besucht. Und gleich vorweg, ich hatte den Eindruck, dass die halbe Belegschaft da war und sich wirklich sehr intensiv allen möglichen und unmöglichen Fragen und Anliegen angenommen hat. Ich wollte mein Problem mit der Lenkerklemmung ansprechen und die neuen Trike Modelle anschauen.
Bei der Lenkerklemmung war ich ein bisschen erleichtert, dass auch beim Ausstellungsmodell die Unterlagscheibe verbogen war. Ich bin also nicht völlig unfähig… Im Gespräch zeigte sich, dass das Problem bekannt ist. Es stehen zwei Ziele gegeneinander. Eine Klemmung, die bei einer gewissen Kraft nachgibt, wirkt Schäden am Lenker bei einem Sturz entgegen. Dadurch lässt sich das Rad dann aber nicht mehr am Lenker hochheben bzw. die Kellertreppe runtertragen. Wir haben vereinbart, dass sich die Experten meine Fotos, die ich mitgebracht habe, anschauen und ggf. der Vorbau getauscht wird. Ich werde darüber bei Gelegenheit berichten.
Ansonsten haben wir noch etwas über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Kettenschmierungen gefachsimpelt. Die „Jungs“ haben sich viel Mühe gegeben und ich werde gelegentlich auch zum Thema Kette weiter berichten. Natürlich habe ich noch ein wenig die neuen breiteren und höheren Trikes angeschaut. Beim Tag der offenen Tür muss ich da mal ein paar Probefahrten machen.
Danach habe ich am Stand von Schmidts Original Nabendynamo (SON) versucht die Frage zu klären, warum bei meinem Birdy die Kombination aus SON und Busch und Müller Bremslicht den Bremsvorgang nicht anzeigt. Alle dort angesprochenen Punkte scheinen nicht zuzutreffen. Mit Herrn Schmidt war ich einig, dass zuviel Elektronik am Rad nicht gut tut. Wer gerne mit echten Überzeugungstätern redet, ist bei ihm immer richtig. Dann bin ich zu Busch und Müller weitergezogen. Auch dort hatte ich viel Spaß am Stand. Nachdem ich klarmachen konnte, dass ich das Grundprinzip verstanden habe und mit Busch und Müller in den letzten Jahrzehnten eigentlich immer sehr zufrieden war, sind wir das Problem angegangen. Damit sich das Licht am Stand testen ließ, waren ein paar Umbauarbeiten notwendig … aber ich war wohl noch früh genug da um noch nicht zu sehr zu nerven. Durch Zufall kam dann noch Herr Schmidt am Stand vorbei und ich habe ihn natürlich gleich angesprochen, dass es jetzt ernst wird … wir hatten dann gemeinsam viel Spaß über die Frage zu diskutieren, was denn nun „Glump“ ist: Dynamo, Lampe oder die Kombination. Bei allem Spaß war das Ergebnis leider noch nicht wirklich hilfreich… die Lampe im Einzelbetrieb funktioniert einschließlich Bremslichtfunktion und mit dem Dynamo am Stand hat auch alles wunderbar funktioniert. Jetzt muss ich wohl noch mal das Kabel kritisch anschauen und alle Möglichkeiten zur Fehlplanung auszuschließen… mal sehen, wann ich dazu komme.
Auf der Liste stand auch noch ein Besuch bei Ventisit. Dort habe ich eine extra luftige Auflage gekauft – die Auflage von HP Velotechnik auf meinem Grasshopper funktioniert zwar noch gut, aber bei meinem Gewicht habe ich den Eindruck, dass ich die immer mehr zusammendrücke. Bei meiner Schwitzerei kann zudem mehr Durchlüftung durch eine dickere Matte nicht schaden. Und bevor es eilig wird und ich die Matte bei Ventisit im Internet kaufen muss oder mühsam einen Händler suche, wollte ich die Matte auf der Messe noch einmal probesitzen. Da ich beim Ostrad mit einem kleinen Kissen auf der Sitzfläche sehr zufrieden war, habe ich mich dann zum Kauf entschlossen. Zum Glück ist die Montage jetzt nicht eilig, denn ich will ja Radfahren und nicht (nur) basteln. Vor allem muss ich rasch das Falten lernen und üben, damit der Urlaub mit Zug und Rad klappt.
Zum Besuch der Spezi gehört natürlich auch ein Besuch bei Bettina Gallizi von velo-re. Sie fertigt schon seit Jahren Gürtel, Taschen usw. aus Fahrradschläuchen und Mänteln. Ich bewundere immer wieder ihren Elan – und die Idee ist einfach klasse.
Nach der Shopping-Runde, die diesmal doch etwas länger gedauert hat als geplant, bin ich dann endlich noch auf dem Testparcour rumgefahren. Vor allem habe ich die Chance genutzt, mit schnellen Dreirädern um den Busbahnhof zu sausen. Es macht einfach riesig Spaß, damit Runden zu ziehen.
Beim E-Bike-Parcour habe ich habe ich diesmal nur geschaut. Der Andrang war extrem groß und so spannend fand ich die Neuigkeiten nicht – ich brauche zumindest kein Fatbike, das so viel Kraft braucht, dass eine E-Unterstützung notwendig ist… und viele Modelle sind nur ein wenig fortentwickelt worden.
Insgesamt war es wieder ein sehr schöner Tag und ich freue mich schon auf das nächste Jahr. Mal sehen, ob ich es dann per Rad schaffe. Auf der Rückfahrt im Zug habe ich noch eine besondere Überraschung im Programmheft gesehen – im letzten Jahr bin ich gemeinsam mit der Frau vor mir in der Warteschlage das Load von Riese und Müller gefahren, denn Lastenradfahren ist ja nur mit Ballast interessant. Ich habe damals ihren Mut bewundert, einfach mal einzusteigen … wie das Bild aus dem Programmheft zeigt, hatte sie wohl auch Spaß dabei.
P.S. Einen besonderen Dank an das SPEZI-Team für die Überlassung des Bildes.