Archiv der Kategorie: Touren: Vélodyssée / Eurovelo 1

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 5: Rostrenen – Bieuzy-les-Eaux (5.863 km)

Schleusenkammer (Bild: Klaus Dapp)

Schleusenkammer (Bild: Klaus Dapp)

Der Tag begann eigentlich in der Nacht als es so schüttete, dass ich erst einmal aufstand um die Fenster zuzumachen. Da war der Nieselregen zum Frühstück schon eine Verbesserung. Trotzdem starteten wir mit Regenjacke. Der Weg war ziemlich aufgeweicht, so dass das Fahren relativ anstrengend war, obwohl es bergab ging. Zum Glück wurde das Wetter bald besser und wir konnten nicht nur das Regenzeug ausziehen sondern sahen auch die Landschaft am Kanal.

Schleuse (Bild: Klaus Dapp)

Schleuse mit Blick auf die nächste Schleuse (Bild: Klaus Dapp)

Beeindruckend war auch der Verlauf des Kanals, der sich möglichst am Gefälle orientiert durch die Landschaft schlängelte. Um das verbleibende Gefälle zu bewältigen, waren zahlreiche Schleusen – und mit der Coat natous auch eine Doppelschleuse – notwendig. Ein gigantischer Aufwand um die Höhenunterschiede zu überwinden.

Zisterzienserabtei von Bon-Repos (Bild: Klaus Dapp)

Zisterzienserabtei von Bon-Repos (Bild: Klaus Dapp)

Lac de Guerlédan (Bild: Klaus Dapp)

Lac de Guerlédan (Bild: Klaus Dapp)

Seit den Jahren geht der Kanal ab der Zisterzienserabtei von Bon-Repos bis zum Wehr von Guerlédan in den Lac de Guerlédan über. Der 1923-1930 gebaute Stausee dient der Stromversorgung der Region – und unterbrach den Kanal in seiner Funktion. Deshalb mussten auch wir ausweichen – auf eine ehemalige Bahnlinie.

Ehemalige Bahnlinie bei Mûr-de-Bretagne (Bild: Klaus Dapp)

Ehemalige Bahnlinie bei Mûr-de-Bretagne (Bild: Klaus Dapp)

Nachdem wir etwas mühsam Höhe gewonnen hatten, fuhren wir nach Mûr-de-Bretagne. Dort kamen wir gerade rechtzeitig vor der Mittagspause des Supermarktes (12:15-14:30 Uhr) an. Nach einer leckeren Pizza und einem Burger gelangten wir zügig wieder zum Kanal. Der Weg war zum Teil asphaltiert, so dass wir gut voran kamen.

Blick auf die Festung von Pontivy (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf die Festung von Pontivy (Bild: Klaus Dapp)

In Pontivy wurde der Himmel immer dunkler, so dass wir nur kurz einen Blick auf die Stadtmauer warfen und dann schnellstmöglich weiterfuhren, Das war wirklich schade. Dafür gelang es uns vor dem nächsten Regen zum Quartier zu kommen.

Unsere Unterkunft in Divit (Bild: Klaus Dapp)

Unsere Unterkunft in Divit (Bild: Klaus Dapp)

Nach zwei britischen Vermietern empfing uns eine Deutsche herzlich in Ihrem schön sanierten alten Bauernhaus. Nach dem Ölen der Kette und dem Duschen gab es ein gutes Abendessen mit Cidre… gut geschüttelt auf fast 30 Kilometern.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 4: Berrien – Rostrenen (5.791 km)

Kilometerstein Nantes-Brest (Bild: Klaus Dapp)

Kilometerstein Nantes-Brest (Bild: Klaus Dapp)

Durch die Glocken der gegenüber liegenden Kirche wurden wir rechtzeitig vor dem Frühstück geweckt, so dass wir in aller Ruhe packen konnten. Das Frühstück setzte quasi das gute Abendessen fort, so dass wir etwas länger brauchten um loszukommen. Nach einer kurzen Besichtigungsrunde in Berrien stürzten wir uns in die Tiefe. Die fünf Kilometer lange Abfahrt nach Srignac hat richtig Spaß gemacht. Bei 55 km/h habe ich das Bremsen angefangen… ich wollte nicht am vierten Tag aus der Kurve fliegen.

Abfahrt von Berrien bergab zum ehemaligen Bahnhof in Scrignac (Bild: Klaus Dapp)

Abfahrt von Berrien bergab zum ehemaligen Bahnhof in Scrignac (Bild: Klaus Dapp)

Auf der ehemaligen Bahnlinie ging es überwiegend bergab nach Carhaix. Außer etlichen Radfahrerinnen und Radfahrern kamen uns fünf Pferdefuhrwerke entgegen. Wie auch in Deutschland machten mein Liegerad und ich (ich hoffe vor allem das Rad …) den Pferden ziemlich Angst. Durch frühzeitiges Anhalten beschränkte sich die Reaktion auf kritische Blicke und ein paar Hopser.

Antje am Wegweiser Richtung Nantes (Bild: Klaus Dapp)

Antje am Wegweiser Richtung Nantes (Bild: Klaus Dapp)

Carhaix war etwas enttäuschend. Ein großer Teil der Läden in der Innenstadt ist geschlossen. Mit Mühe gelang es uns bei einem Metzger ein Baguette, Taboulé und Apfelstückchen einzukaufen. Danach stärkten wir uns mit einer Pizza. Etwas mühsam, dafür weitgehend autofrei, fuhren wir über Großparkplätze an den Ortsrand, von hier ging es wieder auf einer ehemaligen Bahnstrecke komfortabel bergab bis zum Kanal Brest – Nantes.

Brücke über den Kanal Nantes-Brest (Bild: Klaus Dapp)

Brücke über den Kanal Nantes-Brest (Bild: Klaus Dapp)

Leicht steigend, der kaum sichtbaren Strömung entgegen fuhren wir am Kanal entlang. Es ist bei den vielen Schleusen, die teilweise fast im Abstand einer Schiffslänge stehen, kaum vorstellbar, dass hier ernsthaft Frachten transportiert wurden. So gewannen wir rasch an Höhe. Das hatte ich so nicht erwartet und kam kräftig ins Schwitzen. Zum Glück hatte es bei leicht bewölktem Himmel und etwas über 20 Grad ideales Radwetter.

Blick auf den unteren Teil der Doppelschleuse 146 Coat-Natous (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf den unteren Teil einer Doppelschleuse (Bild: Klaus Dapp)

Spannend war ein Abschnitt in dem für Arbeiten das Wasser abgelassen war. Zum Einen wurde deutlich, wie wenig Wasser dort fließt, zum Anderen welcher Aufwand beispielsweise für gemauerte Stützmauern getrieben wurde.

Abgelassener Abschnitt des Kanals Nantes-Brest (Bild: Klaus Dapp)

Abgelassener Abschnitt des Kanals Nantes-Brest (Bild: Klaus Dapp)

An die Steigung schloss sich ein längerer ebener Abschnitt an, auf dessen Treidelpfad wir fuhren, bis wir mit den Seen Étang de Trébel bzw. Mezouët den Scheitel in diesem Abschnitt des Kanals erreichten. Das letzte Stück nach Rostrenen fuhren wir zügig bergab.

Rast am Kanal Nantes-Brest (Bild: Klaus Dapp)

Rast am Kanal Nantes-Brest (Bild: Klaus Dapp)

Unsere Übernachtung lagt direkt am Kanal und sparte uns die Weiterfahrt in den Ort Rostrenen. Zu unserer Überraschung wird auch sie von Briten geführt, die kaum Französisch können. Liebevoll wurden wir in Empfang genommen und das Haus erklärt. Nach dem Duschen saßen wir mit einer Flasche Rose bei angenehmer Wärme im Garten und aßen unsere Mitbringsel. Während in der Gegend ein Dudelsackspieler übte, habe ich den Text geschrieben… soviel Klischee glaubt sicher Niemand.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 3: St. Pol de Léon – Berrien (5.729 km)

Kathetrale in Saint-Pol-de-Leon (Bild: Klaus Dapp)

Kathetrale in Saint-Pol-de-Leon (Bild: Klaus Dapp)

Nach einer geruhsamen langen Nacht und einem leckeren Frühstück schauten wir uns noch kurz den historischen Kern um St. Pol de Léon an. Von dort fuhren wir zurück nach Morlaix. Diesmal bei meist strahlendem Sonnenschein und dank der Flut mit beeindruckenden Blicken auf die weit ins Land reichenden Meeresarme. Wer bei Küste an flache Landschaften denkt – wie ich – erlebt hier eine große Überraschung. Die hügelige Landschaft mit Wäldern, Wiesen und Ackerflächen erinnert eher an ein Mittelgebirge wie den Odenwald.

Blick auf den Meeresarm La Penzé (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf den Meeresarm La Penzé (Bild: Klaus Dapp)

Hafen mit Bahnviadukt in Morlaix (Bild: Klaus Dapp)

Hafen mit Bahnviadukt in Morlaix (Bild: Klaus Dapp)

Im Morlaix spazierten wir durch die sehenswerte historische Innenstadt, die optisch durch das Eisenbahnviadukt dominiert wird. Die historischen Gebäude aus Stein oder mit Fachwerk sind beeindruckend und zeigen die große Bedeutung und den Reichtum durch den Hafen und die Tabakfabrik. So fällt der aktuelle Leerstand von Läden und ganzen Häusern um so mehr auf.

Fahrt auf der ehemaligen Bahntrasse nach Carhaix (Bild: Klaus Dapp)

Fahrt auf der ehemaligen Bahntrasse nach Carhaix (Bild: Klaus Dapp)

Nach einem Imbiss und einem Kaffee verließen wir Morlaix und erreichten nach einem sehr steilen Anstieg – ich habe sogar das Hinterrad zum Durchrutschen gebracht – die ehemalige Bahnlinie von Morlaix nach Carhaix. Auf dieser fuhren wir dann mit moderaten Steigungen und von der einen oder anderen aufgeweichten Stelle gebremst weiter. Unterwegs konnten wir einer Familie mit kleinem Kind helfen, die nicht nur einen Platten sondern auch eine kaputte Luftpumpe hatten. Überhaupt waren wir beeindruckt wie viele Radlerinnen und Radler unterwegs waren – und das teilweise mit Kinderanhänger und / oder Zelt. Da sind wir doch eher dekadent unterwegs.

Ehemalige Wartehalle an der aufgegebenen Bahnstrecke (Bild: Klaus Dapp)

Ehemalige Wartehalle an der aufgegebenen Bahnstrecke (Bild: Klaus Dapp)

ehemaligen Bahnhof in Scrignac (Bild: Klaus Dapp)

ehemaligen Bahnhof in Scrignac (Bild: Klaus Dapp)

Durch den Schatten der begleitenden Alleen oder angrenzender Wälder und leichten Wind war das Fahren sehr angenehm… vor allem auf den letzten Kilometern bergab zum ehemaligen Bahnhof in Scrignac. Der ist jetzt eine gîte d’étape und nette Raststätte in der wir gemütlich Kaffee tranken. Hier hätten wir sogar übernachten können. Da wir das nicht wussten, mussten wir zu unserer reservierten Unterkunft. Deshalb bogen wir in Richtung Berrien ab und strampelten fast fünf Kilometer bergauf. Die Anstrengung wurde durch das schöne Quartier und das tolle dreigängige vegetarische Abendessen dort mehr als ausgeglichen… und die Vorfreude auf eine grandiose Abfahrt am nächsten Morgen war auch groß. Den Tag beendeten wir mit einem sehr leckeren vegetarischen Abendessen … ganz ohne Minzsauce, obwohl die Vermieter Briten sind.

Unsere Unterkunft in Berrien (Bild: Klaus Dapp)

Unsere Unterkunft in Berrien (Bild: Klaus Dapp)

Rathaus in Berrien (Bild: Klaus Dapp)

Rathaus in Berrien (Bild: Klaus Dapp)

Kirche in Berrien (Bild: Klaus Dapp)

Kirche in Berrien (Bild: Klaus Dapp)

Wohnen in Berrien (Bild: Klaus Dapp)

Wohnen in Berrien (Bild: Klaus Dapp)

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 2: Strasbourg – St. Pol de Léon / Roscoff (5.672 km)

Bahnhof in Strasbourg (Bild: Klaus Dapp)

Bahnhof in Strasbourg (Bild: Klaus Dapp)

Das morgendliche Packen hatte heute noch keine Routine. Das wird hoffentlich deutlich besser, wenn nicht Zugfahrt und Radtour gleichzeitig bedacht werden müssen. Wir verzichteten auf das Frühstücksbuffet und begnügten uns mit einem Kaffee und Croissant am Hauptbahnhof. Den hatten wir rasch erreicht – obwohl wir einen kleinen Umweg gefahren sind: Erfahrungswissen und GPS-Tracks passten nicht immer zusammen… Außerdem lässt sich das Garmin-Lila auf dem Gerät (62S) nicht immer gut erkennen. Da ergänzen sich meine Farbenfehlsichtigkeit und die Altersweitsicht…

Grasshopper im TGV (Bild: Klaus Dapp)

Grasshopper im TGV (Bild: Klaus Dapp)

Nach dem in Frankreich obligaten Warten auf die Bekanntgabe des Abfahrtgleises sind wir mit den rund 300 Mitreisenden zum Zug gegangen und haben ohne Probleme die Räder eingeladen. Dann ging es – teilweise mit über 300 km/h – nach Rennes. Dort erwartete uns ein mittleres Chaos, da der Bahnhof gerade umgebaut wird. Ein wenig nervös gingen wir in Richtung Regionalzug nach Morlaix. Die Zugbegleiterin räumte für uns das Fahrradabteil und schickte die dortigen Reisenden mit Koffern in einen fast freien Zugteil… es ist also nicht nur in Deutschland so, dass das Fahrradabteil eine magische Anziehungskraft ausübt. So kamen wir bequem Molaix. Die Einfahrt über das rund 60 Meter hohe Viadukt war beeindruckend.

Regenkleidung im Bahnhof Morlaix (Bild: Antje Hammer)

Regenkleidung im Bahnhof Morlaix (Bild: Antje Hammer)

Dann konnte die eigentliche Radtour beginnen… bei 16 Grad, leichtem Wind und mehr oder wenig starkem Regen. So mussten wir uns an die bepackten Räder und die teilweise unlogische Beschilderung gewöhnen. In Morlaix wedelte uns sogar die Ortspolizei in die richtige Richtung, Auf der Etappe kamen uns gefühlt ziemlich viele Räder entgegen. Offensichtlich wird Radtourismus auch hier immer populärer.

Auch im Regen war die hügelige Landschaft sehr abwechslungsreich. Den Blick auf die Meeresarmel die sich etliche Kilometer ins Landesinnere ziehen waren beeindruckend. Die Wege sind weitgehend autofrei bzw. wenig befahren. Dafür sind einige Wege nicht ansphaltiert, so dass die Räder ziemlich eingesaut wurden. Ab und an musste ich auch Deck aus den Scheibenbremsen rausbremsen. Wie anstrengend die Regenfahrt war, merkten wir auch daran, dass wir schon um 18:00 Uhr in Bett lagen.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 1: Darmstadt – Strasbourg (5.642 km)

Grasshopper im Bahnhof Appenweier vor der Abfahrt nach Kehl (Bild: Klaus Dapp)

Grasshopper im Bahnhof Appenweier vor der Abfahrt nach Kehl (Bild: Klaus Dapp)

Endlich geht es los… eigentlich bräuchte ich erst mal Urlaub vor dem Urlaub. Der Versuch bei der Arbeit und zu hause Alles fertig zu machen ist mal wieder gescheitert… aber wenigstens ist das Meiste auf einem guten Weg.

Wie immer habe ich mich beim Packen wieder ziemlich angestellt, aber Dank Packliste habe ich hoffentlich alles Wichtige dabei. Bei 30 Grad und großer Schwüle war es nicht einfach an kalte, windige Regentage zu denken. Vielleicht haben wir ja viel Glück und fahren die Regensachen nur in der Gegend rum.

Ich war richtig froh, am Nachmittag endlich im Zug zu sitzen. Ich nutzte die Gelegenheit, den Luftdruck in der Hinterradfederung zu erhöhen. Mit 15 bar statt der üblichen 9 bar wird das Gepäck gut ausgeglichen. Mit zwei mal Umsteigen kam ich nach Kehl. Dort holte mich Antje am Bahnhof ab und wir fuhren über die neue Straßenbahnbrücke über den Rhein nach Strasbourg. Das eingesparte Geld für die internationale Fahrradkarte sollte besser in gutes Essen und Trinken investiert werden.

Neue Straßenbahnbrücke zwischen Kehl und Freiburg mit breiten Rad- und Fußweg (Bild: Klaus Dapp)

Neue Straßenbahnbrücke zwischen Kehl und Strasbourg mit breiten Rad- und Fußweg (Bild: Klaus Dapp)

Auf dem Weg zum Hotel zeigten sich die Möglichkeiten und Grenzen der Tourenvorbereitung. In Open Streetmap ist die Straßenbahnbrücke noch nicht als Radverbindung eingetragen. So mussten wir wieder auf den Track kommen.

Nach einem kleinen Imbiss im Hotelzimmer – Kühlschrankreste, damit der drei Wochen abgeschaltet werden kann, ergänzt mit französischen Schmankerln – haben wir den Abend mit einem kleinen Spaziergang zum Straßburger Münster ausklingen lassen.