Ich hätte am Vorabend nicht die Sorge haben sollen, dass ein vegetarischer Burger nicht satt macht – der Extrakäse hing mir noch am nächsten Morgen im Magen…
Der Satz des Tages war „hier waren wir schon“. Das begann mit dem Abschnitt bis Muggensturm und wurde vom Rheinradweg bis Kehl fortgesetzt. Damit der Strom bis zum Ende reicht, habe ich ein offenes Restaurant gesucht, wo wir Mittagspause machen konnten und den Akku laden.
Für die Hitze war die Strecke zu lang und wir hätten mehr Pausen machen sollen. So tat uns beiden kurz vor Moos der Hintern so weh, dass wir eine Pause vor der Mittagspause machen mussten. Nach der Mittagspause machten wir uns auf den letzten Abschnitt bis Kehl. Obwohl wir am Rhein entlang fuhren war es sehr heiß, da der Rheindeich ohne Bäume verläuft.
Wir waren froh, Kehl zu erreichen. Nach dem Duschen holten wir uns in der Innenstadt ein Picknick und ließen es uns schmecken.
Nach einer langer Hochzeitsfeier – Danke für die Einladung an Biggi und Martin – und einer entsprechend kurzen Nacht war schon einiger Kaffee notwendig, um wieder aufs Rad zu kommen… und das mit der Perspektive auf etliche Steigungen. Nicht umsonst macht spricht die Tourismuswerbung vom Land der 1000 Hügel.
Bei strahlendem Sonnenschein kurbelten wir uns nach oben und sausten bergab. Dabei durchquerten wir schöne Ortskerne von Dörfern mit so schönen Namen wie Oberderdingen.
Ab Bretten hatte ich die glorreiche Idee an der Bahn entlang zu fahren, da die Bahn ja nicht so steile Stressen fahren kann. Dabei hatte ich die Baukünste unterschätzt. Während die Bahn durch Einschnitte fuhr, nahm der Radweg alle Steigungen mit.
Nach einer Mittagspause aus der Tasche fuhren wir weiter in Richtung Durlach. Dort hatten wir noch Zeit, den Schlosspark anzuschauen.
Den Tag beschlossen wir mit einem leckeren Burger. Auch wenn das Durchschnittsalter gefühlt bei 22 Jahren lag, haben wir den Abend im Außenbereich genossen.
Heute hatten wir einen Umweg über Bruchsal eingeplant, um das Schloss zu besuchen. Davor fuhren wir unter anderem durch Ettlingen.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das Kriegerdenkmal von Oskar Kiefer aus dem Jahr 1927…
Die zunehmende Bewölkung motivierte uns zügig weiterzufahren. Am Ortsrand von Durlach war es dann soweit: Wir mussten die Regensachen rausholen. In der Ortsmitte gingen wir dann einen Kaffee trinken um den kräftigen Schauer abzuwarten.
Nachdem wir erlebt hatten, wie undicht der Überzug über den Sitz von Hase war, hatten wir einen Müllsack zum Darunterlegen besorgt… und dadurch blieb der Sitz trocken und die Herzallerliebste auch.
Die Taktik ging auch auf und mit Koffein ging es fast trocken weiter in Richtung Bruchsal.
Bei unserem letzten Besuch in Bruchsal war die Ausstellung zum Teil im Umbau. Jetzt schritten wir durch die Räume und schauten uns auf alten Bildern und Fotos an, wie es vor der Zerstörung im Frühjahr 1945 aussah.
Das waren wieder so Momente, an denen ich an den Krieg in der Ukraine denken musste.
Trocken erreichten wir die Unterkunft in Kraichtal.
Heute stand ein Kulturtag an. Deshalb machte uns der leichte Nieselregen auch nicht viel aus. Erstes Ziel war der Schlosspark Favorite. Zusätzlich zur Residenz in Rastatt ließen sich die Markgrafen von Baden von 1710 bis 1730 ein Lustschloss bauen. Wir kamen passend zur Führung und wir ließen uns die Kostbarkeiten zeigen.
Danach machten wir uns nach Rastatt auf. Dort besuchten wir das Bundesarchiv mit einer spannenden Ausstellung in den Raststätter Prozessen. Auch die verschiedenen Freiheitsbewegungen vor allem in Deutschland waren interessant und anschaulich dargestellt.
Danach gingen wir noch durch das Wehrkundemuseum – an vielen Stellen wurden wir dabei an den aktuellen Überfall Rußlands auf die Ukraine erinnert. Besonders erschreckend fand ich den gut dargestellten Zusammenhang zwischen technischem Fortschritt und der Nutzung für militärische Zwecke.
Danach fuhren wir zum Übernachten nach Muggensturm. Zum Glück bin ich im Urlaub und will mich nicht aufregen… die Radwegeführung ist gruselig – auch wenn sie vermutlich die bestehenden (völlig veralteten) Regelwerke einhält.
Nach einer viel zu warmen Nacht war ich ziemlich müde. Dank des guten Frühstücks sind wir ganz gut losgekommen. Aus Lahr kurbelten wir uns nach Friesenheim hoch. Der Blick über die Rheinebene war sehr beeindruckend. Dabei passierten wir auch das Lahrer Kreuz. Unweit des Galgenbergs soll es dort gespukt haben, bis ein steinernes Kreuz aufgestellt wurde.
Geister haben wir keine gesehen… über eine Fata Morgana hätte ich mich nicht weiter gewundert. In den Weinbergen war es gut warm und die Steigungen heizten auch gut ein.
Oberhalb von Diersburg bogen wir dann in das Kinzigtal ab und sausten ins Tal.
Mit so wenig Wasser habe ich die Kinzig noch nicht gesehen. Kaum vorstellbar, dass hier Generationen damit beschäftigt waren, den Hochwasserschutz zu verbessern.
Durch Offenburg versuchten wir möglichst zügig zu kommen. Die Stadt hat schon in den 1980er Jahren begonnen, den Radverkehr zu stärken. Das hat leider dazu geführt, dass an vielen Stellen „Radwege“ angelegt wurden, die jedoch so schmal seid, dass wir mit den Packtaschen darüber hinausragten und so nicht sicher unterwegs waren. So fuhren wir weiter über die Dörfer.
Im Erbach machten wir eine gemütliche Mittagspause und stärkten uns und luden den Akku nach.
Schließlich erreichten wir Sinzheim. Ein Pino gab es in dem Bett+Bike noch nicht – so beantworteten wir geduldig Fragen. Nach dem Duschen ließen wir uns mit einem leckeren Abendessen verwöhnen.
Nach einer sehr ruhigen Nacht, in der wir wunderbar geschlafen haben und einem leckeren Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Norden.
Die Oberrheinebene lag flach vor uns. Trotz eines leichten Regenschauers am frühen Morgen wurde es schnell warm. Um so mehr genossen wir es am Mühlbach entlang und später an der alten Dreisam entlang zu fahren, wo es etwas kühler war als auf den Feldern.
In Eichstetten schauten wir uns den Wasserturm an, mit dessen Hilfe es möglich war rund 175 ha Wiesen zu bewässern. Die Fläche wird heute für den Biomasseanbau genutzt, so dass das Bewässerungssystem weiterhin funktionsfähig gehalten wird.
Im Ettenheimer Ortsteil Altdorf schauten wir uns die Kirche St. Nikolaus an und von dort über die Oberrheinebene.
Nach einer angenehmen Kaffeepause geig es weiter nach Lahr. Wir kannten Lahr bisher nur von der Durchfahrt mit dem Zug als Gewerbegebiet. Um so mehr waren wir von der Stadt überrascht.
Neben spannenden Rundhochhäusern sahen wir uns die historische Stadt an. Dort konnten wir auch unterstehen, als ein starkes Sommergewitter niederging.
Die Fahrt zum Hotel war für die Herzallerliebste ziemlich unangenehm. Der Sitz war klatschnass weil der teure Regenschutz von Hase leider nicht dicht ist.
Nach einer Dusche und einem leckeren Abendessen am See der Landesgartenschau fuhren wir zurück ins Hotel.
Leider war das Zimmer noch sehr warm… So dass ich diesen Beitrag noch am offenen Fenster geschrieben habe, bevor ich versuchte einzuschlafen.
Der Weg zum Urlaub war wieder mal richtig steinig… der Versuch noch schnell die Welt zu retten ist ebenso gescheitert wie die Reparatur der Klospülung… Dann hat auch noch mein Rechner den Dienst quittiert und ich hatte meine gute Packliste nicht. Und ich hasse die Packerei… genug gejammert – irgendwann war ich dann doch fertig und es konnte endlich losgehen.
Aus Basel heraus fuhren wir auf „unseren“ üblichen Wegen durch Weils Gewerbegebiete an den Rhein. Die Strecke ist nur Sonntags erträglich. Danach genossen wir den Schatten der Rheinauen. Dadurch waren die 30 Grad weniger anstrengend als von mir befürchtet.
In Steinenstadt verließen wir den Rheinradweg und fuhren Richtung Freiburg im Breisgau. Vorbei am Flugplatz Bremgarten ging es durch die Oberrheinebene. Immer wieder boten sich schöne Blicke auf den Schwarzwald.
Die Trockenheit in diesem Jahr zeigte sich nicht nur an den staubigen Wegen sondern auch an den Feldern. Auch dass wir in einem Tabak-Anbaugebiet unterwegs waren, merkten wir an einigen Stellen. Und ich bin sicher, dass ich mir den Tabakgeruch nicht nur eingebildet habe.
Den letzten Teil der Fahrt hatte wir regelmäßig Blicke auf den Kaiserstuhl und Tuniberg. Zum Hochfahren auf den Tuniberg waren wir zu faul.
Leider scheiterte unser Versuch, Schwarzwald-Tapas zu probieren. Da hätten wir reservieren müssen. So ließen wir den Abend bei einer leckeren Pizza ausklingen.
Nach drei Jahren war es endlich wieder soweit: Tag der offenen Tür bei HP Velotechnik in Kriftel.
Und wie in den Jahren vor Corona strömten die schon Habenden, Wollende und Interessierte in die wie immer bestens aufgeräumte Halle.
Neben den legendären Führungen mit Paul Hollands, den Vorstellungen der Firmengeschichte, dem Probefahrten auf dem Parkplatz und der Präsentation der Modelle gab es diesmal eine Talkrunde mit dem Titel „Alles halb fertig“ mit Daniel Pulvermüller (Gründer und Geschäftsführer), Thomas Wilkens (Vertriebsleiter) und Alexander Kraft (Pressesprecher) über die Zeit während Corona und mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine.
Die drei berichteten vom Januar 2020 ausgehend über die Folgen für HP. “ Ich habe von dem Husten in China gehört und bestellt.“ Im Rückblick eine weise Entscheidung.
Aber zunächst kam der Lockdown, der HP stark getroffen hat, da von einem Tag auf den anderen der Kontakt zu den Händlerinnen und Händlern in Deutschland und den USA und vor allem zu den Kundinnen und Kunden abbrach – und damit auch alle Bestellungen. Das Geschäftsmodell auf Bestellung zu fertigen schlug dabei durch. Und so ging HP für drei Wochen in Kurzarbeit.
Nachdem in Deutschland nach kurzer Zeit die Fahrradwerkstätten ebenso wie Kfz- Werkstätten wieder öffnen durften, stiegen die Bestelleingänge wieder rasch an. Dann wirkten sich schnell die Probleme in den Lieferketten aus. Starke Nachfrage stieß auf sich rasant leerende Lager. HP mutierte kurzfristig zum Ersatzteillieferanten und musste dies nach kurzer Zeit einschränken, um die eigene Produktion nicht reduzieren zu müssen.
Aber auch trotz dieser Bemühungen war auch HP bald von Lieferproblemen betroffen. Kein Wunder, wenn sich Lieferzeiten von 6-8 Monaten innerhalb von wenigen Monaten auf bis zu 24 Monate verlängerten. Da half dann auch der Einsatz von Luftfracht statt Schiffstransporten wenig. Fahrräder bzw. Fahrradteile sind das neue Klopapier…
Die Lage hat sich bis heute nicht wesentlich verbessert und auch Standardkomponenten haben weiterhin sehr lange Lieferzeiten, was sich auf Vorplanungen und -bestellungen und die Verfügbarkeit bzw. die Lieferfähigkeit auswirkt. Es war und ist sicher kein Spaß bei hochpreisigen Rädern erklären zu müssen, welche Optionen alle nicht verfügbar sind. Teilweise wurden alternative Komponenten verbaut und neue Lösungen entwickelt.
Sehr nachdenklich hat mich die Antwort von Daniel Pulvermüller zur Frage nach mehr Produktion in Europa bzw. Deutschland gemacht. Er erklärte dass HP beispielsweise seit 25 Jahren mit Rahmenbauern in Taiwan zusammenarbeitet, deren hohe Qualität und Verfügbarkeit auf dem europäischen Markt kaum ersetzbar ist.
Mit einem nachdenklichen Ausblick auf die Folgen der Energiepreissteigerung und Vorfreude auf die Eurobike ging die Runde zu Ende.
Ich probierte danach noch das Handbike aus, das inzwischen regulär erhältlich ist und auf das Daniel Pulvermüller zu recht stolz ist. Dank der kräftigen elektrischen Unterstützung bin auch ich nicht trainiert gut vorangekommen. Ich wünsche HP aber auch den darauf angewiesenen potenziellen Nutzenden, dass so vielen Menschen wieder zu eigenständiger Mobilität verholfen werden kann.
Bei knapp 30 Grad fuhr ich wieder zurück und war froh, als ich müde und verschwitzt unter der (solargewärmten) Dusche stand.
Nachdem wir gestern am jüdischen Friedhof von Wangen vorbeigesaust sind, sind wir den Weg heute in umgekehrter Richtung gefahren. Bergauf haben wir den Abzweig dann gefunden.
Der Ort ist beeindruckend und besonders das Grab von Dr. Nathan Wolf und seine Familiengeschichte. Die Grabinschrift „Hier ruht der letzte Jude des Dorfes. Bald wird Gebüsch den Stein bedecken. Doch wird sein Grab nicht vergessen werden. Denn mehr als er liegt hier begraben.“
Nachdenklich radelten wir dann weiter den Schienenberg hinauf. Nach einer Weile gönnten wir uns eine Mittagspause mit Blick über den Untersee in die Schweiz.
Danach kurbelten wir uns kräftig unterstützt durch den Wald. Das Pino fuhr brav über die teilweise matschigen Waldwege. Nach dem Aufstieg ging es dann steil bergab. Die Hinterradbremse begann nach einiger Zeit kräftig zu röhren, bremste aber noch zuverlässig. Der vergrößerte Durchmesser der Bremsscheibe trägt dazu bei, dass sie schnell wieder abkühlte und dann auch ohne große Geräuschentwicklung wirksam bremste.
Nach einem Einkauf in Iznang waren wir unterhalb von Gundholzen im Bodensee. Das Wasser ist dort so flach, dass wir gut 50 Meter in den See laufen konnten, bis wir mit der Hüfte im Wasser standen.
Den Tag schlossen wir mit einem leckeren Spargelessen.