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Der erste Lackschaden (0km)

Hase Universalhalter am Grasshopper

Hase Universalhalter am Grasshopper (Bild: Klaus Dapp)

Schön sieht er aus, der Universalhalter von Hase Bikes. Nachdem ich mir verschiedene Kauf- und Bastellösungen angeschaut habe, wollte ich an dem Detail dann auch nicht mehr sparen. Immerhin sitzt er an einer der am besten sichtbaren Stelle am Rad. Ein wenig schade finde ich, dass der Schriftzug „Grasshopper“ verdeckt wird. Genug der Eitelkeit – hier gilt „form follows function“ und das GPS-Gerät, das ich an dem Halter befestigen will, muss nun mal an diese Stelle, damit ich es auch während dem Fahren ablesen kann.

Was mich nach der Montage richtig geärgert hat, ist die Tatsache, dass die in der Packung enthaltene Schraube zur Befestigung der Schelle zu lang ist. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet … und damit habe ich es zum ersten mal geschafft, dass ich noch nicht mal mit einem Rad gefahren bin und schon einen Lackschaden hatte. Leider hat sich damit auch die Frage erledigt, ob ich den Halter noch ein wenig versetzen kann. Denn ich will nicht auch noch bei jeder Fahrt auf die mühsam mit Klarlack zugepinselte Stelle auf der Oberseite des Auslegers schauen. Ich bin mal gespannt, was Hase Bikes dazu sagt … aber ich muss erst ein wenig Abstand gewinne, bevor ich den Brief schreibe.

Jetzt gehts los ! (0 km)

Abholung bei Fahrrad Claus in Trebur

Abholung bei Fahrrad Claus in Trebur: links der Grasshopper und rechts das E-Lastenrad Load von Riese und Müller (Bild: Klaus Dapp)

So lange habe ich überlegt, diverse Alternativen durchdacht, hin und her überlegt … und dann durfte ich den Grashüpfer endlich abholen.

Zuerst mussten noch ein paar vorher abgesprochene kleine Änderungen vorgenommen werden. Die Standardpedale habe ich gegen Klick-Pedale von meinem alten Ostrad getauscht (SPD-System) und mich wieder einmal gefragt, warum HP Velotechnik überhaupt Pedale ohne Klicksystem montiert, denn ich würde ohne Klicksystem nicht fahren wollen.

Außerdem musste noch die Presslufttröte (Airzound) montiert werden – ein bewährter Schutz gegen blind rückwärts fahrende SUV und VW-Bus-FahrerInnen. Das Faltschloss habe ich vorläufig unter den Ausleger am Tretlager montiert und auf den Ausleger die GPS-Halterung.

Zum Schluss musste das ganze Rad auf mich eingestellt werden: den Ausleger auf die richtige Länge bringen, dann die Kette kürzen, den Sitz möglicht aufrecht stellen usw. Etwas Schwierigkeiten bereitete dabei die Kopfstütze, die ich gerne für lange Strecken haben wollte – HP geht wohl davon aus, dass die nur ohne Helm benutzt wird. Aber durch eine Montage auf der Rückseite der Lehne des Sitzes funktioniert das einigermaßen – beim nächsten Helm muss ich darauf aufpassen.

Grasshopper im Originalzustand

Grasshopper im Originalzustand (Bild: Klaus Dapp)

Und dann durfte ich endlich losfahren … bei knapp über 0 Grad bin ich von Trebur nach Darmstadt gefahren und habe danach erst einmal heiß geduscht.

Dank einiger Trainingsrunden mit dem Ostrad habe ich das sogar einigermaßen hinbekommen – aber deutlich geworden ist auch, dass noch sehr viel Training notwendig ist… und dass ich nach der warmen Dusche einen langen Mittagsschlaf machen konnte, war richtig klasse.

So viel Auswahl

Es ist schon erstaunlich, wie viele Liegeradhersteller es gibt. Nach einiger Überlegung habe ich mich dann dazu entschlossen, dass ich möglichst einen regionalen Hersteller haben möchte. Wichtig war mich auch – besonders nach den Erfahrungen mit dem Ostrad – dass es ein Hersteller ist, der auch auf absehbare Zeit weiter Liegeräder herstellt. Mit diesen Kriterien war die Wahl des Herstellers eigentlich getroffen: HP Velotechnik fertigt die Räder in Kriftel, d.h. im Rhein-Main-Gebiet.

Nach viel Messen, Nachdenken und Rechnen war mir dann klar, dass es ein Grasshopper werden soll. Ich sehe es auch nicht als Nachteil an, dass dieses Modell jetzt seit 2003 produziert wird. Das bedeutet aus meiner Sicht, dass das Produkt eben im Gegensatz zu vielen Anderen nicht beim Kunden reift. Gleichwohl war ich schon ein wenig überrascht, wie wenige Grasshopper-Internetseiten es gibt. Aber das liegt sicher auch daran, dass sich Internetseiten oft auf Neuigkeiten beziehen.

Und dann kam die Frage, was den alles dran soll. Etliche Punkte waren auf Grund meiner Erfahrungen der letzten Jahrzehnte gesetzt:

  • Scheibenbremsen: Die kleinen Felgen bremsen sich viel schneller durch als bei großen Rädern. Außerdem ist die Bremsleistung bei Regen deutlich besser.
  • Schalensitz: Davon erhoffe ich mir, dass ich weniger seitlich rutsche und durch die kleinere Kontaktzone am Rücken weniger schwitze. Und dazu habe ich mir noch die Kopfstütze gegönnt … Mann wird älter.
  • SON-Nabendynamo und Edelux Scheinwerfer: Nicht nur, dass Herr Schmidt aus meiner Sicht der Vater der Nabendynamos am Fahrrad ist und außerdem in Tübingen produziert. Der SON-Nabendynamo läuft sehr leicht und unheimlich zuverlässig. Und der Edellux macht einfach richtig gutes Licht.
  • Alltagsausstattung: Schutzbleche, Gepäckträger, Pedale mit Klick usw. gehören für mich an ein alltagstaugliches Fahrrad.
  • Rohloff Nabenschaltung: Beim Liegeradfahren ist es gerade beim Anfahren wichtig, mit einem kleinen Gang losfahren zu können, da am Anfang schnell eine gewisse Mindestgeschwindigkeit her muss, um nicht umzufallen. Deshalb muss die Schaltung im Stand schaltbar sein. Das können inzwischen auch andere Nabenschaltungen. Ich bin aber inzwischen so konservativ, dass ich mich frage, warum ich etwas Anderes haben soll, wenn ich doch mit Einem bereits gute Erfahrungen gemacht habe.
  • Farbe: Das Standardgrün von HP Velotechnik finde ich ein wenig zu blass. Aber mein Farbempfinden ist auch nicht ganz im Normbereich. Nach einigen Beratungsgesprächen habe ich mich dann für das jetzige grün entschieden. Ausschlaggebend war dafür ein Scorpion in den Enduro-Ausführung, das ich bei Mainvelo gesehen habe. Da war klar, wenn grün, dann endurogrün.

Dann blieb eigentlich nur noch die Frage, ob ich das Rad Beflaggen soll oder nicht. Ich halte es nicht für notwendig, da ich und das Rad breit und hoch genug sind, dass es eigentlich unübersehbar ist … aber um den ewigen Fragen zu entgehen, ob Liegeradfahren nicht gefährlich ist, da das ja kaum zu sehen ist, habe ich mich für eine Flagge entschieden. Das ist kein Wimpelchen wie bei einem Kinderrad sondern eine Flagge mit Reflektorstreifen, die jetzt endgültig unübersehbar ist.

Nach all diesen Entscheidungen, musst ich mich nur noch für einen Radhändler entscheiden.

Allem Neuen wohnt ein Zauber inne (frei nach Hesse…)

So schnell wollte ich mich nicht vom Ostrad trennen. Ich habe also kritisch hinterfragt, in welchen Punkten der Grasshopper wirklich besser ist als das Ostrad. Dabei waren folgende Punkte entscheidend:

  • Faltbarkeit: Bahnfahren mit dem Ostrad macht nicht viel Spaß, da die Einstiege oft schmal sind und etliche „Fahrradabteile“ rein auf „Normalräder“ ausgelegt sind. Wie soll ich mein Vorderrad kurz unter die Decke hängen, wenn dann erst einmal das Tretlager kommt? Der Grasshopper ist laut Prospekt in 60 Sekunden faltbar.
  • Schalensitz: Nach Jahrzehnten mit einem Netzsitz kenne ich die Vor- und Nachteile gut. Klar lässt sich am Netzsitz einfach noch die Kamera anhängen usw.. Gleichzeitig rutsche ich jedoch seitlich darauf, was das Fahren erschwert. Und dass bei einem Netzsitz der Rücken nicht nassgeschwitzt wird, ist ein hartnäckiges Gerücht, das auf micht nicht zutrifft.
  • Lenkstange außerhalb des Kniebereichs: Seit meiner Knieoperation nach einem verunglückten Versuch, einen Federball zu erreichen, bin ich am Knie überempfindlich. Da die indirekte Lenkung beim Ostrad oben an der Gabel befestigt ist, berühre ich die Stelle ab und an mit meinem Knie, was mich ziemlich nervt
  • Ersatzteilbeschaffung: Das Ostrad hat das große Problem, dass es nicht mehr hergestellt wird. Da ich keine Werkstatt habe, kann ich auch nicht groß basteln und habe deshalb Probleme, Ersatzteile selber zu bauen. Ich bewundere immer Menschen, die sich ihre Räder selber bauen. Neben einer Werkstatt fehlt mir dazu auch das handwerkliche Geschick … und die Zeit.
  • Gewicht: Ich bin sicher kein Gewichtsfetischist und würde ich meine „Reserven“ abbauen, wäre der Gewichtsunterschied zwischen Ostrad und Grasshopper sicher aufgehoben. Aber ich muss schon feststellen, dass der Grasshopper sich wesentlich einfacher die Kellertreppe rauf- und runtertragen lässt.

Nach langem Nachdenken habe ich mich dann dafür entschieden, dass ich mich nach 15 Jahren auch von einem Rad trennen kann und werde versuchen, es in gute Hände abzugeben.

Eine Runde (Gras-)Hüpfen

Ich auf dem Leihgrasshopper

Ich auf dem Leihgrasshopper (Bild: Alexandra Selz)

Etliche Gedankengänge nach meinem Urlaub und der Testfahrt mit dem Scorpion hatte ich Einiges für mich klarer. Ein schnelles E-Liegedreirad war für mich eigentlich unsinnig, denn ich wollte ja ein Rad, das auch einen gewissen Trainingseffekt hat. Außerdem musste ich leider feststellen, dass Radfahren in Darmstadt sowieso schon oft an die Spaßgrenze stößt, sich aber mit einem Liegedreirad etliche mir wichtige innerstädtische und regionale Verbindungen entweder nicht fahren lassen, weil sie zu schmal sind oder aus Waldwegen bestehen, die mit einem einspurigen Fahrzeug besser zu befahren sind. Dass im Außenbereich wichtige Radwege nicht genutzt werden dürfen ist ein weiteres Problem … auch wenn ich mich darüber vermutlich hinwegsetzen würde, da auf Bundes- oder Landstraßen mit parallel verlaufenden Radweg das Risiko, über den Haufen gefahren zu werden, einfach zu groß ist.

Dazu kam leider noch das Problem des Abstellens. Ein Liegedreirad in den Fahrradkeller zu zerren funktioniert leider nicht und eine adäquate Abstellmöglichkeit ebenerdig habe ich leider nicht. Mein Versuch, auf meinem Stellplatz eine überdachte Abstellanlage zu bauen, scheitert leider an der ablehnenden Haltung der Stadt Darmstadt. Diese ist der Meinung, dass ich meinen PKW-Stellplatz immer verfügbar haben muss. Eine entsprechende Lösung auf dem Gemeinschaftsbereich des Grundstücks ist leider am nicht erzielbaren Einvernehmen aller Miteigentümer gescheitert. Es sind manchmal die banalen Dinge, an denen gute Ideen scheitern.

Jetzt stand also wieder die Frage im Raum, ob ich das Ostrad saniere oder ein neues Rad anschaffe. Da Fahrrad Claus nur einen Grasshopper mit Obenlenker zum Ausleihen hat, habe ich mir bei Mainvelo in Frankfurt einen Grasshopper mit Untenlenkung gemietet. Ich bin dann meinem GPS durch Frankfurt gefolgt … und habe lernen müssen, dass es da auch Hügel gibt. Außerdem musste ich feststellen, dass Radfahren in Frankfurt deutlich unangenehmer ist als in Darmstadt. Ich bin auf diversen engen und übersichtlichen Gehweg-Fahrradwege langgeeiert … und stand dann auf der Hauptstraße in Langen im Stop-and-go Berufsverkehr. Aber abgesehen davon konnte ich schon feststellen, dass der Grasshopper ein solides Rad ist, dass sich gut fahren lässt. Diesmal habe ich auch an ausreichende Getränke und zugehörige Trinkpausen gedacht. So kam ich dann Abends ziemlich begeistert in Darmstadt an. Und auch die Kellertreppe war nicht unüberwindbar, wenn auch ein ziemliches Gezerre.

Am nächsten Tag habe ich mir dann doch etwas mehr Gedanken über die Fahrtroute gemacht und bin am Flughafen vorbei auf den Nidda-Radweg gefahren und von dort dann zu Mainvelo zurückgefahren. Dort habe ich brav meine Miete bezahlt und bin dann mit der S-Bahn zurück nach Darmstadt gefahren.

Zwei angenehme Liegeradtage waren vorbei … jetzt musste ich zu einer Entscheidung kommen, denn die beste Zeit ein Rad zu kaufen ist nach der Eurobike und vor der neuen Saison. Da haben alle Läden und Hersteller Zeit … und die neuen Preise gelten noch nicht.

Eurobike 2014

Der Unterschied zur SPEZI ist schon enorm. Die Stände sind geschniegelt und bei den Modeschauen zeigen durchtrainierte hochsportliche Menschen Kleidungsstücke, in denen mindestens 75 Prozent der Radfahrenden eher wie eine Presswurst aussehen. Die Fahrräder werden eher wie Autos präsentiert … es ist halt vor allem eine Verkaufsmesse für den Handel.

Ebenso wie bei der Spezi standen auch hier E-Bikes im Mittelpunkt. Was da teilweise zusammengenagelt wird, ist schon erstaunlich. Da werden brutal schwere Rahmen so gestaltet, dass durch eine vollständig aufrechte Sitzhaltung auch die Windwiderstand maximal ist … und um den Preis zu drücken, werden dann Felgenbremsen hingeschraubt, so dass abzusehen ist, dass die Felgen schnell durchgebremst sind. Dann gibt es noch die Kombination aus Ultra-Leichtbau und kiloschweren Akkus, die mich auch nicht überzeugten. Aber es gab auch ein paar vernünftige Konzepte … da werde ich wohl in ein paar Jahren darüber nachdenken müssen. Blöd nur, dass es nicht gelungen ist, mit der Hausgemeinschaft ebenerdige vernünftige Fahrradabstellmöglichkeiten zu schaffen.

Zurück zur Messe: Ich kam mir mit meinen Wanderstiefeln und meiner mit Hosenträgern festgehaltenen Wanderhose teilweise schon etwas deplatziert vor. Aber das war natürlich auch ein guter Test, ob Hersteller an ihren, wenn auch teilweise etwas merkwürdigen, Kunden interessiert sind. Und die Unterschiede waren schon erstaunlich. Wirklich gut behandelt wurde ich bei Haase (Liegeräder), Deuter (Taschen) und HP-Velotechnik. Bei HP-Velotechnik habe ich mir noch einmal die Unterschiede und Anwendungszwecke der einzelnen Liege- und Liegedreiradlinien erklären lassen. Das war noch einmal sehr hilfreich, um meine Gedanken nach der Testfahrt mit dem E-Scorpion und in den Tagen danach etwas zu sortieren. Und ich habe mir noch einmal kritisch die einspurigen Liegeräder angeschaut.

Nun hatte ich noch mehr zu denken … welch ein Luxusproblem: Sollte ich im Zuge der Nachhaltigkeit doch das Ostrad sanieren (lassen) oder doch ein Neues kaufen. Nach einigen Stunden gucken, reden und über polierte Fahrradrahmen streicheln bin ich dann noch kurz zum Testparcours für Liegeräder des HPV Vereins gegangen. Eigentlich wollte ich nur schauen … aber dann war gerade Nichts los und schon saß ich auf einer Streetmachine. Wanderstiefel sind wohl das ungünstigste Schuhwerk, um Liegeräder zu fahren, da die Füße ja auf den Pedalen gehalten werden müssen. Das ist mit schweren Wanderstiefeln eine echte Herausforderung. Zur gegenprobe bin ich dann noch eine Runde auf den Grasshopper gestiegen. Eigentlich wollte ich nur schauen, wie groß der Unterschied zwischen Streetmachine und Ostrad wohl ist – da musste ich feststellen, dass der Unterschied zwischen Grasshopper und Ostrad doch deutlicher ist, als ich mir das so gedacht habe. Obwohl die Unterschiede bei Radstand und Sitzhöhe nicht so groß sind, fuhr sich der Grasshopper trotz Wanderschuhen deutlich direkter. Besonders hat mir der Bodylink Schalensitz gefallen. Dadurch dass im Gegensatz zum Netzsitz wie beim Ostrad nur der Bereich der Wirbelsäule aufliegt, ist der Schwitzbereich eben auch auf diesen Bereich beschränkt und der restliche Rücken kann „abdampfen“. Außerdem kann das linke Knie nicht in Kontakt zur Lenkung kommen, da diese beim Grasshopper seitlich an die Gabel übertragen wird und nicht wie beim Ostrad oben an der Gabel. Das bedeutet allerdings auch, dass etliche Teile am Grasshopper Spezialteile sind. Und eigentlich bin ich ein Freund von Standardteilen, die sich einfach wieder beschaffen lassen.

Was hat Dich denn gestochen?

so ähnlich müssen wohl etliche Menschen in meinem Umfeld gedacht haben, als ich begeistert von meinen Urlaubsplänen erzählt habe: Mit einem Leihrad im hessischen Ried rumfahren. Das hessische Ried ist eine insbesondere in den 1930er Jahren urbar gemachte Auenlandschaft des Rhein, die sich vor allem durch eine intensive Landwirtschaft mit weitgehend ausgeräumter Landschaft und Straßendörfer auszeichnet.

Aber es gibt in Trebur mit Fahrrad Claus einen Fahrradhändler, der sich auf Spezialräder und (eher) hochwertige E-Bikes spezialisiert hat – soweit das im ländlichen Raum möglich ist. Und es war zu der Zeit der einzige Händler, bei dem ich einen Scorpion ausleihen konnte.

Warum sollte es ein Scorpion sein? Die Frage ist eigentlich durch die Beschreibung von Michael Kausch hinreichend beantwortet. Aber auch Tobias Haase und Maria Jeanne Dompierre beschreiben auf ihren Blogs eindrücklich, wie klasse das Fahren auf einem Scorpion ist.

Meine Erwartungen waren dementsprechend sehr hoch. Und sie wurden auch in weiten Bereichen erfüllt. Die Straßenlage des Scorpions ist klasse und die schnelle E-Unterstützung ist beeindruckend. Das ist kein Rückenwind, das ist mehr. Schon der Start in Trebur hat viel Spaß gemacht. Ich bin dann erst einmal zum Eingewöhnen über breite asphaltierte Wege gesaust – wenn ich jetzt schreiben würde, dass das Radwege gewesen wären, wäre das eine Ordnungswidrigkeit. Ich frage mich wirklich, warum die Regelung aufgehoben wurde, dass schnelle E-Bikes außerorts Radwege benutzen dürfen … und dazu sind auch alle land- und forstwirtschaftlichen Wege verboten, da eine E-Unterstützung mit mehr als 25 km/h das Fahrrad zu einem Kraftfahrzeug macht.

Überrascht und begeistert war ich davon, wie schnell ich in der Ebene ohne E-Unterstützung vorankomme. Da war schnell klar – entweder ein schnelles E-Bike … oder Keines. Denn es macht wenig Sinn, sein Rad doch etliche Kilogramm schwerer zu machen, um sich von 20 (oder mehr) auf 25 km/h schieben zu lassen.

Nach einigem probieren auf einfachen Strecken, habe ich mich dann an schwierigeres Terrain herangemacht… und bin freudig über Kopfsteinpflaster und ähnliche Beläge gerauscht. Es ist erstaunlich, was das Fahrwerk alles abfängt.

In der Stadt war die 45 km/h Unterstützung klasse. Da die Nutzung der Radwege einerseits verboten ist aber diese auch in weiten Teilen viel zu schmal sind, um darauf sicher mit einem Liegedreirad zu fahren, bin ich einfach gut sichtbar auf der Straße gefahren. Und die bösen Blicke mancher Automobilisten, nach dem Motto „warum bremst der mich denn da“ wichen regelmäßig offenen Mündern, wenn ich nach einer Rotphase durchstartete. Die Beschleunigung war auch für mich manchmal ein wenig überraschend …

Am Abend des ersten Tages kam ich dann ziemlich fertig heim. Vor lauter Begeisterung über den Scorpion und seine Fahreigenschaften habe ich leider viel zu wenig getrunken. Darauf führe ich zumindest die Kopfschmerzen zurück, die mich auf einmal plagten. Leider meldete sich aber auch mein Schleudertrauma zurück, dessen Ursache inzwischen 15 Jahre zurücklag. Das ich aber mit einem Sturz mit dem Birdy bei Blitzeis wieder aufgefrischt hatte.

Für den zweiten Tag habe mir dann vorgenommen, etwas kürzer zu treten … das habe ich dann auch gemacht, denn ich musste den Scorpion ja auch im guten Zustand zurückgeben. Ich hatte mir vorgenommen, doch noch die Geländetauglichkeit ein wenig zu testen. Einige Sträßchen rund um Darmstadt sind in so einem schlechten Zustand, dass ein einfacher Waldweg vermutlich eine geringere Anforderung an die Federung gestellt hätte.

Kurz vor Trebur habe ich dann noch eine kleine Putzpause gemacht und an diesem Tag auch viel getrunken. Es war dann schon eine ziemlich wehmütige Heimfahrt mit dem Birdy.

Drei Gedanken trieben mich um:

  • soll es tatsächlich ein Liegedreirad werden
  • soll es eine E-Unterstützung geben
  • sollte ich nicht doch lieber das Ostrad wieder aufpolieren.

Mit diesen Gedanken ging ich dann zwei Wochen Wandern … um ab und an von Liegerädern zu träumen.

Spezialradmesse (SPEZI) 2014

Im Rahmen der guten Vorsätze für 2014 wollte ich auf jden Fall wieder zur SPEZI… und nachdem es 2013 durch die Jahresprämie im Büro ein neues Birdy gegeben hat, hatte ich schon auch den Hintergedanken an ein neues Liegerad. Das Ostrad hatte ich auch noch nicht ganz aufgegeben und deshalb die Maße der Vordergabel dabei, die doch zunehmend ein Ärgernis war, da sie sich nicht mehr einstellen ließ.

Das waren dann doch die falschen Randbedingungen. Ich hatte doch irgendwie das Gefühl, dass da ganz viele schöne Liegeräder standen und „kauf mich“ riefen. Besonders laut waren diese Rufe bei den Dreirädern. Liegeradfahren in der Kurve ist klasse. Durch den tieferen Schwerpunkt ist eine viel größere Seitenneigung als beim „normalen“ Rad möglich … und bei den Liegedreirädern ist der Fahrspaß mindestens genau so groß… und auf welchem Rad lässt sich während dem Radfahren Pizza essen.

Auch der E-Parcours war beeindruckend. Insbesondere die Steuerungstechnik ist inzwischen ziemlich gut. Viel Spaß hatte ich mit dem Lasten-E-Bike von Riese und Müller. Auf meine Bemerkung in der Warteschlange, dass es natürlich viel spannender wäre mit Last zu fahren, bot sich eine Frau vor mir in der Schlange an, sich einfach in das Gepäckfach zu stetzen. Ich fand das ja ziemlich mutig von Ihr … aber sie hatte dann genau so viel Spaß wie ich. Auf einen Tausch in die andere Richtung haben wir dann auf Grund der Gewichtsunterschiede doch verzichtet … aber auf 60 Kilo werde ich wohl nie kommen.

Am nächsten Tag hatte ich dann einen kräftigen Muskelkater. Das hat mich mal wieder dazu gebracht zu beschließen, dass ich an meiner Kondition und am körperlichem Gesamtzustand etwas machen muss. Leider war jedoch klar, dass es bis zur Sommerpause im Büro ziemlich turbulent wird. Deshalb habe ich für die Sommerpause eingeplant, einen Scorpion von HP Velotechnik auszuleihen, um das Dreiradfahren einmal für mehrere Stunden auszuprobieren und nicht nur wie bei der Spezi für jeweils 30 Minuten auf der Runde.

Und den Urlaub haben wir so geplant, dass wir Ende August in der Nähe des Bodensees waren – damit auf dem Heimweg ein Besuch der Eurobike möglich wird.

Alles Neu macht der Mai…

Gasse im Elsass

Gasse im Elsass (Bild: Klaus Dapp)

so war das zumindest gedacht. Die Kette am Ostrad gut geölt und gut nach Basel gebracht. Dann wollten wir am Rand der Vogesen entlang den Rhein hinunter fahren. Leider tagte in der Woche das Europäische Parlament in Straßburg … und damit waren alle halbwegs bezahlbaren Übernachtungsmöglichkeiten weg. Das führte dazu, dass wir die ersten Etappen ziemlich lang planen mussten … zumindest finde ich 70/80 km für die ersten Tage lang. Die guten Vorsätze, vorher kräftig zu trainieren habe ich leider auch nur in kleinen Ansätzen umgesetzt… kurz: keine guten Randbedingungen. Dann kam auch noch ekliges Regenwetter dazu. Aber wir ließen uns nicht entmutigen und nahmen für den ersten Teil den Zug. In Frankreich war das Wetter dann auch besser und wir freuten uns, nach 30 Kilometern das erste Ziel zu erreichen.

Am nächsten Tag habe ich mich dann doch gewundert, wie schlecht meine Kondition war. Ich hatte den Eindruck, einen Bremsklotz hinter mir her zu ziehen. Leider kam ich erst nach etlichen anstrengenden Stunden auf die Idee, mal zu schauen, ob noch genug Luft in den Reifen ist… und tatsächlich stellte sich raus, dass wohl das Ventil sich beim Aufpumpen am Vortag gelockert hatte und ich mit knapp 2 Bar unterwegs war. Danach lief es dann besser – aber die Anstrengung saß leider in den Knochen … oder besser in den Muskeln und Sehnen. Am Abend bin ich dann eher ins Bett gehumpelt als gegangen.

Am nächsten Tag wäre ich am liebsten im Bett geblieben … was ein Muskelkater. Und das war auch noch der Tag mit Bergetappe und 80 Kilometern. Wir fuhren im leichten Nieselregen los … und die Laune wurde bei neun Grad (immerhin plus) von Kilometer zu Kilometer schlechter. Bis zum Mittag nahm der Regen noch einmal zu … und in der Mittagspause haben wir dann nach einem Blick auf die Karte beschlossen, dass wir abbrechen. In dem Ort gab es eine Bahnlinie, die es uns ermöglichte wieder nach Basel zurück zu fahren.

Spezialradmesse (Spezi) 2013

Spaßrad auf der SPEZI 2013

Spaßrad auf der SPEZI 2013 (Bild: Klaus Dapp)

Die Spezialradmesse in Germersheim ist einfach etwas Besonderes. Schulturnhallen werden zu Messehallen, Vieles hat den Charme des Selbstgemachten – das aber auf einem sehr hohen Niveau.

Und die Spezi lebt von den begeisterten Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Spazialradbegeisterte aus einer großen Region kommen zusammen und haben Spaß an den diversesten Gefährten. Etliche reisen mit Ihren Liegen an … und da kommen spannende selbstgebaute Gefährte und High-Tech-Räder zusammen. Beeindruckend finde ich immer wieder die Teilnehmenden aus den Niederlanden, die teilweise mit Kind und Kegel auf Ihren Liegerädern mit Anhänger anreisen.

Aber die SPEZI hat es auch geschafft, sich positiv weiter zu entwickeln. Ich erinnere mich noch gut an die Anfänge, wo sich vor allem die ganz Begeisterten (kurz Freaks) getroffen haben – das war ein Riesenspaß, zu schauen, was technisch so alles funktioniert. Inzwischen ist aber nicht nur die Ausstellungsfläche größer geworden, auch das Themenspektrum und damit auch das Publikum ist viel größer geworden. E-Bikes und vor allem der Reha-Bereich spielen eine immer wichtigere Rolle.

Und ich musste auch 2013 wieder einmal vor Anteilnahme heulen, als ich beobachtet wie ein Mann, der deutlich von einem Schlaganfall gekennzeichnet war, sich mühsam auf ein Liegedreirad setzte und dann mit einer riesigen Begeisterung seine ersten Runden drehte … das erinnert schon ein wenig an die biblischen Wunder.

Es war also wieder einmal ein richtig toller Tag. Gut war auch, dass ich mich dort mit Bettina und Arnd verabredet hatte, da bin ich dann pflichtbewusst wie verabredet am frühen morgen aus dem Bett gehüpft. Und gemeinsam hatten wir viel Spaß beim Ausprobieren von diversen E-Bikes und vor allem Liegedreirädern.

Leider habe ich es nicht geschafft, diesen Elan ins Liegeradfahren umzusetzen. Neben (oder wegen?) vielen Überstunden und ziemlichen gesundheitlichen Problemen (Fersensporn) hat der innere Schweinehund ziemlich zugeschlagen…