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Bodensee-Tour 4. Tag: Ochsenhausen – Leutkirch (2.280 km)

Hügelige Landschaft im Allgäu (Bild: Klaus Dapp)

Hügelige Landschaft im Allgäu (Bild: Klaus Dapp)

Irgendwann kam dann doch der Gewitterguss, der sich schon lange mit Blitzen am nächtlichen Himmel angekündigt hatte. Danach konnte ich endlich einigermaßen gut schlafen. Richtig fit war ich am Morgen trotzdem nicht. Nach dem Frühstück brach ich rasch auf und musste gleich zwei ziemliche Hügel überwinden. Dabei war es nicht nur warm sondern auch ziemlich schwül. Nach kürzester Zeit war ich wieder durchgeschwitzt. Wenigtens auf den Abfahrten war mir dadurch kühler. Nur als mir bei mehr als 30 km/h auf einmal ein Betonmischer auf dem Radweg entgegenkam, wurde mir kurz ganz heiß. Ich musste die Federung ausreizen und rasch über eine gepflasterte Wegeinfahrt auf die parallel verlaufende Landesstraße und danach durchs Gras wieder zurück auf den Radweg wechseln. Ich wollte den schönen Schwung nicht verlieren…

Später als gedacht erreichte ich das Wurzacher Ried. Dies ist eines der bedeutensten Hochmoore Europas. Eigentlich wollte ich mir das Torfmuseum anschauen aber der Himmel verdunkelte sich und ich wollte trocken in Leutkirch ankommen. Leider habe ich auch keine für Radfahrer sinnvolle Beschilderung zum Torfmuseum gefunden.

Schloss in Bad Wurzach (Bild: Klaus Dapp)

Schloss in Bad Wurzach (Bild: Klaus Dapp)

Der Eindruck, dass Bad Wurzach die Potenziale des Radtourismus nicht wirklich erkannt hat, hat sich leider auch in der Ortsdurchfahrt bestätigt. Vormittags um 11 Uhr hing ein Auto am nächsten… ich habe deshalb nur einen Blick auf das Schloss geworfen und bin dann den nächsten Hügel hochgefahren. Dort habe ich dann eine Rast gemacht.

Rastplatz bei Bad Wurzach (Bild: Klaus Dapp)

Rastplatz bei Bad Wurzach (Bild: Klaus Dapp)

Der weitere Weg Richtung Leutkirch war klasse. Viele Bergab-Passagen auf kleinen Sträßchen und an einer Stelle eine wartende Autofahrerin, so dass ich meinen Schwung voll nutzen konnte. Da hat die Landschaft noch mehr Spaß gemacht.

In Leutkirch dufte ich das Rad in eine Garage stellen und nach dem Duschen und einem erholsamen Mittagsschläfchen habe ich die schöne Innenstadt von Leutkich angeschaut. Und ich habe die Nachfolgekirche der Leutekirche, von der der Ort seinen Namen hat, besichtigt. Das war durch den übenden Organisten noch eindrücklicher.

Stadtmauer von Leutkirch (Bild: Klaus Dapp)

Stadtmauer von Leutkirch (Bild: Klaus Dapp)

In Leutkirch habe ich noch einen Gecko-Fahrer (Gecko ist ein Liegedreirad von HP Velotechnik) gesehen … für den ich leider nur ein glotzender Touri war.

Am Abend habe ich entsprechend meiner Unterkunft im Brauereigasthof Mohren das leckere Bier verkostet 🙂

Gasthof Mohren in Leutkirch (Bild: Klaus Dapp)

Gasthof Mohren in Leutkirch (Bild: Klaus Dapp)

Hopfengarten der Brauerei Härle in Leutkirch (Bild: Klaus Dapp)

Hopfengarten der Brauerei Härle in Leutkirch (Bild: Klaus Dapp)

Zur Übernachtung: Brauereigasthof Mohren, Fahrrad stand sicher in einer Garage, Zimmer mit Fenster zur Bundesstraße und Etagendusche/-klo, nettes und kompetentes Personal, leckeres Bier der benachbarten Brauerei Härle und gutes Abendessen, umfangreiches Frühstücksbuffet, ca. 40€/Nacht im Einzelzimmer

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Bodensee-Tour 3. Tag: Ulm – Ochsenhausen (2.234 km)

Blick von der Iller nach Ulm (Bild: Klaus Dapp)

Blick von der Iller nach Ulm (Bild: Klaus Dapp)

Die Fahrt aus Ulm heraus verlief besser als von mir befürchtet und schon bald fuhr ich auf einem geschotterten Weg entlang der Iller. Damit hatte ich die Massen von Radlern, Joggern und Spaziergängern hinter mir gelassen.

Iller kurz vor der Mündung in die Donau (Bild: Klaus Dapp)

Iller kurz vor der Mündung in die Donau (Bild: Klaus Dapp)

Fast alleine bog ich auf den Oberschwaben-Allgäu-Radweg ab und war etwas irritiert als ich nach einiger Zeit wieder auf eine Straße kam und ein Ortschild Ulm sah. Wiblingen mit dem bekannten ehemaligen Kloster ist ein Stadtteil von Ulm … wie ich jetzt weiß. Da ich in Ochsenhausen Veschiedenes anschauen wollte, habe ich nur eine kleine Runde im Hof gedreht und bin dann auf asphaltierten Wegen und kleinen Sträßchen nach Laupheim gefahren. Dabei wurde mir schnell klar, warum E-Bikes in der Gegend so populär sind … die Anstiege sind teilweise ganz schön knackig. Und bei den Abfahrten war ich froh über meine guten Scheibenbremsen, die manchmal ziemlich gestunken haben.

Portal der Kirche des ehemaligen Klosters Wiblingen (Bild: Klaus Dapp)

Portal der Kirche des ehemaligen Klosters Wiblingen (Bild: Klaus Dapp)

Ab Laupheim stieg ich dann gemütlich das Rottumtal auf. Dort kam mir eine Liegeradlerin auf einem Hase Trike entgegen. In der Nähe von Ochsenhausen musste ich einige kurze aber kräftige Steigungen überwinden. Ich war deshalb froh über die Abschnitte parallel zur Öchsle Schmalspurbahn (750mm).

Grasshopper auf einem Bahnübergang der Öchsle-Schmalspurbahn (Bild: Klaus Dapp)

Grasshopper auf einem Bahnübergang der Öchsle-Schmalspurbahn (Bild: Klaus Dapp)

Endlich kam ich im ehemaligen Kloster von Ochsenhausen an und war ziemlich enttäuscht, dass die Führung durch das Gelände und die Gebäude nicht stattfand. Das Gelände wird jetzt als Landesmusikschule des Landes Baden-Württemberg genutzt und ist nicht öffentlich zugänglich. Ich besuchte das Klostermuseum und schaute mir die Kirche an. Besonders gefallen hat mir ein Gemälde, an dem ein Schuh aus dem Bild herausragt.

Kirche des ehemaligen Klosters Ochsenhausen (Bild: Klaus Dapp)

Kirche des ehemaligen Klosters Ochsenhausen (Bild: Klaus Dapp)

Dann sauste ich in den Ort, um pünktlich zum Eintreffen des Öchsle da zu sein, was mir auch gelang. Auch das Umsetzen der Lok für die Rückfahrt war sehenswert. Dort konnte ich wieder einmal sehen, wie hilfreich Hases Pino ist. Damit wurde einer Familie mit mehrfach behinderten Kind eine Radtour möglich.

Öchlse bei der Abfahrt im Bahnhof Ochsenhausen (Bild: Klaus Dapp)

Öchlse bei der Abfahrt im Bahnhof Ochsenhausen (Bild: Klaus Dapp)

Nach einem Eis habe ich mich sehr über das kühle Zimmer und die Dusche gefreut. Und nach dem Wäsche waschen und einem leckeren vegetarischen Abendessen (beim Griechen!) habe mich auf meinen Balkon im Hotel Bohrturm gesetzt und diesen Rückblick geschrieben.

Zur Übernachtung: Hotel Bohrturm, Fahrrad stand nur in einer öffentlich zugänglichen Durchfahrt, ruhiges Zimmer, kompetentes Personal, kleines tolles Abendessen, kleines Frühstücksbuffet, ca. 40€/Nacht im Einzelzimmer

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Bodensee-Tour 2. Tag: Ulm – Blaubeuren – Ulm (2.177 km)

Blautopf, Quelle der Blau in Blaubeuren (Bild: Klaus Dapp)

Blautopf, Quelle der Blau in Blaubeuren (Bild: Klaus Dapp)

Heute wollte ich einen kurzen Ausflug zum Blautopf machen, einer der größten Karstquellen in Deutschland. Auch am Morgen war es schon 25 Grad warm und ich begann in Ulm mit der Suche des Weges… und konnte nach dem Hauptbahnhof meine schlechte Meinung über die Fahrrad-Infrastruktur korrigieren. Der Weg wurde wohl in den letzten Jahren zum Teil neu angelegt. Die Beschilderung ist bis auf einen Abschnitt in Blaustein gut und der größte Teil asphaltiert. Kurz: Es macht richtig Spaß dort zu fahren. Ich war nicht allein, da die Strecke Teil des Donau-Radweges (Blau-Route) ist, aber es war auch nicht überfüllt.

Fahrradrampe als Teil der Fahrradinfrastruktur in Ulm (Bild: Klaus Dapp)

Fahrradrampe als Teil der Fahrradinfrastruktur in Ulm (Bild: Klaus Dapp)

Ich fuhr gemütlich parallel zur Blau. Es ging leicht bergauf und erfreulich oft schön schattig am Waldrand entlang. Nach gut eineinhalb Stunden erreichte Blaubeuren. Dort fuhr ich gleich zum Blautopf. Es ist schon beeindruckend, wenn eine Quelle selbst bei der jetzigen Trockenheit mehr als 2000 Liter pro Sekunde ausschüttet. Bei Hochwasser werden es auch über 30.000 Liter pro Sekunde. Es verwundert nicht, dass die Menschen früher eine Verbindung zur Hölle vermuteten. Die Wasserkraft nutzten sie für zahlreiche Mühlen, heute wird Strom erzeugt. Beeindruckend ist die blaue Farbe des Quelltopfes.

Wirtschaftsgebäude im ehemaligen Kloster in Blaubeuren (Bild: Klaus Dapp)

Wirtschaftsgebäude im ehemaligen Kloster in Blaubeuren (Bild: Klaus Dapp)

Die Rückfahrt ging erstaunlich schnell … die Strecke ist ideal für das Liegeradfahren. Es geht leicht bergab und es gibt vor Blaustein kaum Kreuzungen. So brauchte ich zurück nur eine gute Stunde und das trotz kurzem Einkauf und Schritttempo auf dem Münstermarkt.

Am Abend hatte ich viel Spaß bei einer schönen Geburtstagsfeier – Danke Cathrin!

Zur Übernachtung: wie 1 Tag

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Bodensee-Tour 1. Tag: Darmstadt – Ulm (2.134 km)

Blick auf das Ulmer Münster (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf das Ulmer Münster (Bild: Klaus Dapp)

Ich gebe offen zu, dass ich nach den letzten Bahnerfahrungen mit und ohne Rad überhaupt keine Lust auf die Aktion hatte. Das Ganze begann damit, dass schon sechs Wochen vorher in meinem gewünschter Zug keine Radreservierung mehr zu bekommen war. Also fuhr ich einen Tag früher.

Auch die Internetinformation, dass mit starker Nachfrage zu rechnen ist, stimmte mich ebenso wenig positiv wie der Wetterbericht mit 38 Grad. Am Bahnhof wurde dann noch angesagt, dass ein Wagen fehlt. Da habe ich den Grasshopper gefaltet, obwohl das in den eingesetzten Wagen eigentlich nicht erforderlich sein sollte. Ich wollte keinen Stress!

Zusammengefalteter Grasshopper im Hauptbahnhof in Darmstadt (Bild: Klaus Dapp)

Zusammengefalteter Grasshopper im Hauptbahnhof in Darmstadt (Bild: Klaus Dapp)

Im Zug kam dann noch gleich nach dem Einsteigen die Durchsage, dass die Reservierungsanzeige nicht funktioniert. Ich stellte den zusammengefalteten Grasshopper an meinen reservierten Fahrradplatz, hängte den Trageriemen in die Wandhalterung und fixierte zusätzlich mit einem Spanngurt. Dann setzte ich mich unter die Klimaanlage, die einen Teil des Großraumabteils tatsächlich kühlte. Zu meiner großen Überraschung verlief die Fahrt ruhig und ohne Rumgezicke des Begleitpersonals. Mit nur zehn Minuten Verspätung kam ich entspannt in Ulm an. Dort entfaltete ich den Grasshopper unter Anteilnahme der Bevölkerung… nach fünf Minuten war das Rad fahrbereit… und nach weiteren zehn Minuten hatte ich auch die Husse in ihrem Transportsäckchen.

Danach radelte ich zum Hotel. Die Sehenswürdigkeiten konnte ich erlaufen. Die Radinfrastruktur in Ulm hat sich zwar in den letzten Jahren verbessert … aber da ist noch Einiges zu tun. Dazu kommt, dass die Innenstadt sehr kompakt ist. So schlenderte ich durch die heiße Stadt, wo sich vor allem an den Brunnen bzw. Wasserspielen und an der Donau bzw. ihren Zuflüssen Menschen tummelten. Auch das kühle Münster war rege besucht. Auf eine Turmbesteigung verzichtet ich – es war mir zu heiß.

Als letztes Tagwerk packte ich den vorausgeschickten Koffer aus und bereitete die Satteltaschen vor. Dieser Umweg über den Koffer war notwendig, da ich nur ein Gepäckstück kostenlos verschicken kann. So fährt jetzt der leere Koffer wieder zurück nach Darmstadt…

Zur Übernachtung: Comfor-Hotel Ulm, Fahrrad stand sicher im Treppenhaus, ruhiges Zimmer, nettes und kompetentes Personal, umfangreiches Frühstücksbuffet, WLAN, ca. 95€/Nacht im Einzelzimmer

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Bodensee-Tour 0. Tag: Darmstadt (2.129 km)

Bei der letzten kurzen Fahrt bin ich in einen Regenguss gekommen und habe den Grasshopper trotz dem Versuch, nicht alle Pfützen zu treffen, kräftig eingesaut. Und leider war danach auch die Kette zu hören.

Vor meiner Tour von Ulm zum Bodensee und weiter nach Basel stand deshalb einmal Abstauben und eine Kettenschmierung an. Bei aller Kritik an der geringen Haltbarkeit des Profi-Dry-Lube (PDL) -Schmierstoffs muss ich zugeben, dass Kette und Kettenspanner sowie alle Kettenrohre erstaunlich sauber waren.

Als weitere Tour-Vorbereitung habe ich die Satteltaschen per Kuriergepäck voraus geschickt, um die Bahnfahrt so stressfrei wie möglich zu machen.

Ein echter Kampf war die Streckenplanung mit dem Radroutenplaner Baden-Württemberg. So ist es beispielsweise nicht möglich, eine Präferenz für Themenrouten zu wählen. Ich musste deshalb den Planer mühsam durch Zwischenziele dazu bringen, Teilabschnitte des Oberschwaben-Allgäu-Radwegs zu bilden. Noch peinlicher ist allerdings die räumliche Beschränkung auf die Landesgrenze. Dadurch wird für den Weg nach Basel eine Tour durch den Hotzenwald empfohlen. Das ist sicherlich landschaftlich reizvoll und wegen der Höhenmeter sicher gut zum Trainieren… nur leider keine zügige Verbindung. Darüber hinaus werden teilweise Wege angeboten, die eigentlich nur als Montainbike-Tour Sinn machen. Kurz: Der Radtourenplaner in der aktuellen Version ist nicht benutzbar.

Leider hat auch das Routen mit der Velomap nicht gut funktioniert. Offensichtlich sind in openstreetmap einige Fehlstellen vorhanden… eine Aufgabe für lange Winterabende 🙂
Mal sehen, wie groß mein Beitrag da werden kann.

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Hitzerunde (1.947km)

Abgeerntete Felder im Hessischen Ried (Bild: Klaus Dapp)

Abgeerntete Felder im Hessischen Ried (Bild: Klaus Dapp)

Statt kühlem Wind hatte ich heute Morgen auch um 8 Uhr warme Luft, trotzdem war es angenehmer, als in der Stadt in der schwülen Hitze zu sitzen. Die Hoffnung auf ein abkühlendes Gewitter hat sich leider nicht erfüllt, so dass ich ganz gemütlich gerollt bin.

Und danach habe ich mal wieder die Kette geschmiert, damit ich auch leise gleiten kann.

Ausflug in die Wetterau (1.920km)

Rübenacker in der Wetterau bei Friedberg (Bild: Klaus Dapp)

Rübenacker in der Wetterau bei Friedberg (Bild: Klaus Dapp)

Eigentlich war mir ja klar, dass die Wetterau eines der Gebiete in Hessen ist, in dem in großem Umfang Intensivlandwirtschaft betrieben wird. Trotzdem war ich überrascht, wie ausgeräumt die Landschaft ist. Auf der anderen Seite konnte ich auch von der Intensivlandwirtschaft profitieren. Die ganze Gegend ist von einem Netz bestens ausgebauter asphaltierter oder betonierter Landwirtschaftswege durchzogen. So konnte ich quasi autofrei durch die Felder fahren.

Allee in der Wetterau (Bild: Klaus Dapp)

Allee in der Wetterau (Bild: Klaus Dapp)

Dass das Gelände teilweise hügelig ist, bekam ich auf der Rückfahrt zu spüren. Eine Steigung im Wald war so steil, dass es mir im kleinsten Gang gerade noch gelang zu fahren. Die vergleichsweise schmalen Reifen und der hohe Luftdruck (7 Bar) führten dazu, dass das Hinterrad mehrfach durchdrehte. Auf der Abfahrt bin ich dann auf dem geschotterten Waldweg kräftig bergab gerumpelt.

Fahrrad im Kurpark in Bad Salzhausen (Bild: Klaus Dapp)

Fahrrad im Kurpark in Bad Salzhausen (Bild: Klaus Dapp)

Bei der Betrachtung der Radler, die mir zahlreich begegnet sind, wurde deutlich, dass Fahrräder entweder High-Tech-Geräte (Rennräder, Triatlon-Räder oder MTBs) sind oder aber alle paar Monate vom Vadder aus dem Keller gehoben werden, damit Muttern unter heftigem Quietschen mit zur Radtour kommt. Da haben sich die eher älteren E-Bike Fahrerinnen und Fahrer positiv davon abgehoben… Liegeräder sind wohl eher selten.

Tag der offenen Tür bei HP Velotechnik 2015 (1.867km)

Ur-Streetmachine von HP

Ur-Streetmachine von HP (Bild: Klaus Dapp)

Da freue ich mich schon seit Wochen darauf, mit dem Grasshopper bei HP Velotechnik vorzufahren, und dann schüttet es in Darmstadt in Strömen und gewittert auch noch. Nach langem Ringen habe ich mich entschlossen, den Zug und das Birdy zu nehmen. Nach der Entscheidung war fast schon vorauszusehen, dass es hinter Frankfurt aufklarte – aber auf den Waldwegen wäre das eine üble Schlammschlacht geworden. Und so habe ich schon einen Ausflugstermin für nächstes Jahr.

Zu Beginn begrüßten die beiden Inhaber Daniel Pulvermüller und Paul Hollants die Gäste und stellten das Programm vor. Danach habe ich mir erstmal bei „meinem“ Vertriebsmitarbeiter für den Austausch des Vorbaus bedankt.

Ein zentraler Bestandteil des Tages der offenen Tür war der Testparcours. Wie bei der Spezialradmesse war auch hier der Andrang riesig. Auch der Trend, das Menschen mit Behinderungen nach Mobilitätslösungen suchen war deutlich zu erkennen. Da wurden mit den Liegedreirädern neue Perspektiven eröffnet und diese werden inzwischen rege genutzt. Auch ich bin ein wenig Dreirad gefahren. Nach einer wirklich beeindruckenden Faltvorführung habe ich mir das ungefederte Modell Gekko angeschaut.

Gestärkt mit Crêpe und Kaffee habe ich mich dann der Fuhrung von Paul Hollants angeschlossen. Auch wenn ich etliche Inhalte der Entwicklung von Liegerädern im Allgemeinen und der Firmengeschichte schon kannte, mir hat es viel Spaß gemacht, Paul Hollants zuzuhören. Und die vielen Anekdoten stehen natürlich auf keiner Homepage.

Neben der emotionalen Seite kamen die Inhalte nicht zu kurz. Viele Punkte wie die Saisonabhängigkeit des Fahrradmarktes waren mir eigentlich klar … aber welche Konsequenzen sich daraus ableiten, wurde mir mit dem Vortrag richtig deutlich.

Lagerung von Zweiradrahmen im Montagebereich

Lagerung von Zweiradrahmen im Montagebereich (Bild: Klaus Dapp)

Jetzt aber vor vorne: Kurz gefasst entwickelt HP die Räder in Kriftel und lässt die Rahmen in Taiwan bauen, wo ein großer Teil hochwertiger Rahmen hergestellt und weltweit exportiert wird (z. B. auch Riese & Müller, diverse „Edel-MTBs“). Diese werden dann in Kriftel durch HP geprüft, gerichtet und für die Beschichtung vorbereitet. Anschließend werden die Rahmen entsprechend den Kundenwünschen in Deutschland bzw. Holland beschichtet und anschließend in Kriftel montiert. Damit die Montage erfolgen kann, ist eine ausgeklügelte Lagerhaltung notwendig. So wundet es nicht, dass ein großer Teil der Halle von Lager eingenommen wird. Diese Lagerhaltung ist die Grundlage für das geniale Baukastensystem mit vielen Auswahlmöglichkeiten (je nach Modell gibt es bis zu 500.000 Kombinationsmöglichkeiten pro Rad), die über die Preise auch finanziert werden muss.

Sehr gut gefällt mir der Grundansatz, die 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das ganze Jahr zu beschäftigen und nicht auf Aushilfen zu setzen. Dazu muss das Herbst/Winter-Loch überbrückt werden. Dazu setzt HP auf Export unter anderem in die USA, nach Japan und Australien sowie auf die Verlagerung von Produktionsschrittem in den Winter, soweit das möglich ist. Von den ca. 2000 Rädem pro Jahr werden etwa 25 Prozent exportiert. Darüber hinaus bildet HP intensiv aus und auch die vielen Details zur Verbesserung der Ergonomie zeigen, dass die große Bedeutung der Mitarbeiterinnen fester Teil der Firmenkultur ist.

Die gesamte Werkstatt ist auf den Produktionsablauf ausgerichtet. Wichtig finde ich, dass nach der Vormontage das Prinzip „ein Rad – eine Person“ gilt. Das bedeutet, dass eine Person das gesamte Rad aufbaut und dann eine andere Person die Qualitätssicherung durchführt. Damit ist nach meiner Meinung einerseits eine hohe Qualität aber auch eine hohe Identifikation mit der Arbeit verbunden. Ansonsten ist das eine professionelle Werkstatt und es erinnern nur alte Bilder an den Beginn in einer Garage in Kriftel.

Paul Hollants (das H in HP-Velotechnik) bei der Führung (Bild: Klaus Dapp)

Paul Hollants (das H in HP-Velotechnik) bei der Führung (Bild: Klaus Dapp)

Spannend war das Prüflabor in dem Räder oder Komponenten auf unterschiedliche Dauerbelastungen geprüft werden können. Dass das nötig ist, kann ich mir gut vorstellen.

Ein Highlight der Führung war das Fotolabor. Hier werden die Bilder gemacht, die später freigestellt werden sollen. Vor weißem oder schwarzen Hintergrund und mit besonders guter Beleuchtung werden dort Räder oder Komponenten fotografiert. Durch die andere Kontur unterscheidet sich dabei die Herangehensweise von den Aufnahmen der Zweiräder. Gespannt bin ich, was da so Alles unter Decken stand – da werde ich mich bis zur Eurobike gedulden müssen.

Zum Schluss habe ich noch nachgefragt, welchen Anteil die Zweiräder noch haben. Die Antwort war angesichts der zu sehenden Rahmen nicht überraschend: Der Absatz der Zweiräder geht eher zurück, wird aber durch die Trikes mehr als kompensiert. Da wird noch deutlicher, was für ein Schätzchen ich mit meinem Grasshopper habe.

Der nächste Tag der offenen Tür bei HP Velotechnik findet am Samstag den 25. Juni 2016 statt.

Umgebauter Scorpion eines Gastes (Bild: Klaus Dapp)

Umgebauter Scorpion eines Gastes (Bild: Klaus Dapp)

Dass die Entscheidung, mit der Bahn zu fahren, richtig war, zeigte sich etwa fünf Minuten nach meiner Rückkehr … fast eine halbe Stunde lang herrschte Weltuntergangsstimmung mit Gewitter und Hagel.

Weltuntergang in Darmstadt (Bild: Klaus Dapp)

Weltuntergang in Darmstadt (Bild: Klaus Dapp)

Kleine Ursache … große Wirkung (1.867km)

Probleme mit der Lenkerbefestigung (Bild: Klaus Dapp)

Probleme mit der Lenkerbefestigung (Bild: Klaus Dapp)

Bereits kurz nach dem Kauf musste ich feststellen, dass der Lenker sich verdreht. Da dies entsprechend der Anleitung prinzipiell vorgesehen ist, um größere Schäden an Lenker und Vorbau bei einem Sturz oder Umfallen des Rades zu vermeiden, habe ich mir zuerst keine Gedanken gemacht. Im Rahmen der Erstinspektion wurde der Lenker überprüft und die Klemmung durch meinen Fachhändler nachgezogen.

Unterlagscheibe für die Klemung des Lenkers - links Original, rechts defekt (Bild: Klaus Dapp)

Unterlagscheibe für die Klemung des Lenkers – links Original, rechts defekt (Bild: Klaus Dapp)

Unterlagscheibe für die Klemung des Lenkers - links Original, rechts defekt (Bild: Klaus Dapp)

Unterlagscheibe für die Klemung des Lenkers – links Original, rechts defekt (Bild: Klaus Dapp)

Nach etwa 500 Kilometern musste ich feststellen, dass die schwarze Unterlagscheibe beschädigt war. Ich habe den Schnellspanner deshalb auf meine Kosten ausgetauscht. Nach weiteren etwa 500 Kilometern und etwa dreimaligem Nachziehen war die Unterlagscheibe schon wieder defekt.

Da die Spezialradmesse (SPEZI) bevorstand, habe ich einige Tage davor eine Mail mit der Fehlerbeschreibung an HP Velotechnik geschickt und das Thema dann angesprochen. Wir waren uns schnell einig, dass die Aufnahme am Vorbau (siehe gelber Pfeil oben) nicht in Ordnung war und das Teil ausgetauscht werden sollte.

Rohteil des Vorbaus (Bild: Klaus Dapp)

Rohteil des Vorbaus (Bild: Klaus Dapp)

Kurz vor meiner Radtour an der Loire kam auch ein Ersatzteil und jetzt war die Aufnahme auch vollständig. Leider hatte ich vor der Tour keine Zeit mehr, das Teil einzubauen. Nachdem ich wieder zurück war habe ich so wenig Zeit gehabt, dass ich einen Termin mit meinem Fachhändler ausgemacht habe.

Der erste Termin ging leider schief. Als ich nach knapp zwei Stunden zum Abholen des Rades kam, musste ich leider erfahren, dass mein mitgebrachtes Teil nur ein Rohteil ist und noch eine Achse eingepresst werden muss. Ich gebe offen zu, ich war nicht begeistert – immerhin war das Wetter klasse und der Rückweg nach Darmstadt hat Spaß gemacht.

Vorbau komplett (Bild Klaus Dapp)

Vorbau komplett (Bild Klaus Dapp)

Nachdem ich schon überlegt habe, ob ich zum Tag der offenen Tür bei HP Velotechnik mit dem defekten Teil vorfahre und  kräftig maule, kam kurz vorher die Nachricht, dass der komplette Vorbau da ist und montiert werden kann.

Diesmal dauerte es eine gute Stunde und ich konnte den Grasshopper mit neuem Vorbau und neuer Klemmung fahren. Jetzt hoffe ich, dass das Thema Lenkerklemmung abgehakt ist – alle 500 Kilometer einen neuen Schnellspanner zu kaufen, wäre ein teurer Spaß gewesen. So sind mir keine Kosten entstanden und ich habe wieder gelernt: Die Lebensweisheit, dass kleine Ursachen oft eine große Wirkung haben, hat sich wieder bewährt … und bei der nächsten Reklamation gehe ich brav direkt über den Händer, dann spare ich mir hoffentlich eine Schleife.

…damit wir klug werden

Kampagnenfoto des Klimabündnisses: Warum Bleifuß, wenn ich einen Knackarsch haben kann (Bild: Klimabündnis)

Kampagnenaktion des Klimabündnisses: Warum Bleifuß, wenn ich einen Knackarsch haben kann (Bild: Klimabündnis)

Unter dem Motto „damit wir klug werden“ stand der 35. Evangelische Kirchentag, der vom 3. bis 7. Juni 2015 in Stuttgart stattfand. Der Kirchentag behandelt eine große Bandbreite von gesellschaftlich relevanten Themen. Dazu gehört auch das Thema Nachhaltigkeit … auch als Bewahrung der Schöpfung bezeichnet. Neben der thematischen (theoretischen) Auseinandersetzung in Veranstaltungen wie einer Podiumsdiskussion zu Planungsprozessen nach Stuttgart 21 oder der Vorstellung von Aktivitäten der Klimainitiative beim Markt der Möglichkeiten versucht der Kirchentag auch, die Veranstaltung selbst möglichst nachhaltig zu gestalten. Das Spektrum reicht dabei von Ernährung bis Mobilität.

Daran wollte ich diesmal aktiv mitwirken. Deshalb habe ich mich als Fahrradkurier gemeldet. Direkt nach einer zweiwöchigen Radtour war ich ziemlich sicher, dass mich ein bisschen durch Stuttgart Radeln nicht überfordern würde. Da zu einem großen Teil auch schwerere oder sperrigere Sachen transportiert werden sollten, habe ich meinen Anhänger und das Birdy mitgenommen. Eine gute Wahl, da ich Dank des kleinen Wendekreises auch innerhalb der Hallen gut rangieren konnte… ein Vorteil gegenüber den ansonsten eingesetzten Lastenrädern. Diese verfügten dafür über E-Unterstützung, was gerade an den steileren Passagen oder schweren Transporten sehr hilfreich war.

Dass ich damit andere Muskeln als in den letzten beiden Wochen auf dem Liegerad einsetzen würde, war mir theoretisch klar … in der Praxis haben mir das massive Muskelkrämpfe in der ersten Nacht gezeigt. Dazu kam noch die große Hitze… mit um die 30 Grad war es mir deutlich zu warm.

Um so mehr habe ich mich gefreut, dass ich trotzdem regelmäßig unterwegs war und von der Wäsche des „Gläsernen Restaurants“ einer gesamten Tagesschicht bis zum USB-Stick alles Mögliche durch Stuttgart gefahren habe… und Stuttgart ist teilweise wirklich ganz schön steil. An sehr vielen Stellen wird auch klar, dass Stuttgart jahrzehntelang „unter einem guten Stern“ stand und der Straßenraum entsprechend autofreundlich gestaltet ist. Vor dem Hauptbahnhof konnte mit auch die dort anwesende Polizei nicht erklären, dass direkt hinter dem Einfahrtsverbot ein Fußweg für Radfahrer freigegeben ist – ob sich da wohl jemand einen kurzen Absprung vorgestellt hat. Da ist noch viel zu tun.

Leider war es in den Zelthallen des Marktes der Möglichkeiten unerträglich warm, so dass ich dort nur einmal kurz vorbei geschaut habe und mich bei der Klimainitiative bei der Fotoaktion im Rahmen der Kampagne „Gutes Leben ist einfach“  beteiligt habe. Eigentlich wollte ich die Phasen mit geringer Auslastung der Fahrradkuriere nutzen, um die die Hallen anzusehen. Aber ich habe natürlich auch versucht, vom inhaltlichen Programm etwas mitzunehmen. Im Bad Cannstädter Kursal habe ich wohltemperiert Beiträge des Kirchentag Kabarettprogramms angeschaut und der Abschlussgottesdienst mit ca. 95.000 Teilnehmenden war beeindruckend.

Die heutige Rückfahrt mit der DB lief nicht besonders gut. Die Nachfrage war auch am Nachmittag (16:00 Uhr) wegen des Kirchentages ziemlich hoch. Leider fehlte das Bistro und die dort vorhandenen Plätze außerdem ging im Wagen mit dem Fahrradabteil die Klimaanlage nicht. Die anderen Wagen waren deshalb natürlich auch völlig überfüllt. Und um das noch zu toppen war im Darmstädter Hauptbahnhof der Aufzug defekt, so dass ich den Anhänger die Treppe hochzerren durfte. Aber das kam sicher ebenso überraschend wie der Sommer in Deutschland … die eine Tür des Aufzugs ging ja schon seit mehreren Monaten nicht mehr und Rollstühle, Kinderwagen usw. mussten auf einer Ebene immer rückwärts den Aufzug verlassen.