Grasshopper auf der Trainingsrolle im Fahrradkeller (Bild: Klaus Dapp)
Schon nach unserer Radtour im Sommer habe ich mir fest vorgenommen, dass ich mehr im Training bleiben will. Es macht dann einfach auch schon am Anfang einer Tour mehr Spaß. Ganz besonders im dem Winter ist der innere Schweinehund meist ziemlich stark. Da ist es zu kalt, nass, dunkel … sprich es gibt zu viele Ausreden, um sich nach der Arbeit noch ein Stündchen aufs Rad zu setzen. Und spätestens im Frühjahr bei der ersten längeren Strecke ist dann wieder die Verwunderung groß, dass es spezielle Liegeradmuskeln gibt – für Kennerinnen und Kenner, genau die „auf“ den Oberschenkeln.
Deshalb habe ich mich im Herbst umgeschaut, ob es Hometrainer in „Liegeradform“ oder Rollen gibt, die für den Grasshopper geeignet sind. Hometrainer in „Liegeradform“ habe ich nur im Reha-Bereich gesehen – dann allerdings so riesig und hochpreisig, dass ich das abhaken musste. Am spannendsten hätte ich ein Trainingsgerät gefunden, dass ich für Rennräder gesehen habe. Dort wird das Hinterrad ausgebaut und dann das Rad direkt über die Kette verbunden. Leider geht das nur mit „großen Rädern“ und ist auch nicht wirklich günstig.
Also suchte ich nach einer „normalen“ Rolle für kleine Räder zu einem kleinen Preis. Spezielle Trainingsfunktionen wie Simulationen von klassischen Radrennen, eine Teamfunktion oder Wettkampffunktionen per App schienen mir nur unnützer Schnickschnack zu sein.
Eine intensive Internetrecherche zeigt, dass solche Rollen nur für Räder mit mehr als 20 Zoll angeboten werden. Ich war schon ziemlich angenervt, als ich auf der Internetseite von Decathlon fündig wurde. Dort fand ich ein Angebot, das preislich meinen Vorstellungen entgegenkam – und noch wichtiger – auch für 20 Zoll Räder geeignet sein sollte.
Nach kurzem Ringen, ob ich so was wirklich im Internet bestellen sollte, habe ich mich dazu entschlossen. Es kam wie es kommen musste. Erst einmal wurde die Sendung in zwei Sendungen aufgeteilt. Die eine landete nach wenigen Tagen in einem Paketshop und musste innerhalb der Öffnungszeiten abgeholt werden. Die andere Sendung landete bei einem Nachbarn. Nach zwei Wochen hatte ich dann alle Pakete beisammen und wollte mich endlich ans Aufbauen machen. Leider stand in der Anleitung Nichts mehr von 20 Zoll Rädern. Stattdessen wurde präzise beschrieben, wo für 29, 28 und 26 Zoll Räder die Rolle montiert werden sollte. Ich war ziemlich sauer und kurz davor, den ganzen Kram zurückzuschicken. Vor allem als ich nachprüfte, ob ich mich vielleicht vertan hatte und auf der Internetseite explizit von 20 Zoll Rädern die Rede war … und außerdem, das Modell um 50 Euro auf 150 Euro reduziert angeboten wurde.
Ich wandte mich also an den Decathlon-Service und frage, wie ich denn jetzt das Teil montieren soll. Ich bekam quasi umgehend eine Mail, dass die Anfrage an ein spezielles Kundencenter weitergeschickt wurde … dann passierte Nichts. Nach mehr als zwei Wochen fragte ich dann nach. Nach einigen Mails zur Erklärung meines Problems bekam ich dann den Hinweis, ich möge doch beim Hersteller nachfragen. Super! Erst als ich dann ziemlich sauer zurückschrieb, dass Decathlon das Teil mit der Eigenschaft „kompatibel zu 20 Zoll“ verkauft und dann ja wohl dafür zuständig sei, dass das auch funktioniert, kam der Service seiner Aufgabe nach. Und einige Tage später erhielt ich die Antwort, dass ich die Rolle mit der Position für 26 Zoll Räder montieren soll.
Als ich dann endlich wieder Zeit hatte, machte ich mich auf und wieder Erwarten ließ sich die Rolle dann auch rasch montieren und das Rad einsetzen. Voller Misstrauen setzte ich mich darauf und konnte erfreut feststellen, dass ich nicht umfalle. Auf Grund der anderen Krafteinwirkung im Vergleich zum Rennrad ist das ganze zwar ein wenig wackelig, aber das darf jetzt wirklich keine Ausrede mehr sein.
Hinterrad auf der Rolle (Bild: Klaus Dapp)
Die ersten 15 Minuten haben gut funktioniert … nur dass es furchtbar langweilig ist, im Fahrradkeller zu sitzen und zu kurbeln. Beim zweiten mal habe ich mir Kopfhörer mitgebracht und Musik gehört. Das ist dann ziemlich dekadent, mit geschlossenen Augen und an die Kopfstütze gelehnt zu pedalieren.
Inzwischen habe ich schon einige Einheiten hinter mir – mit einem Buch zum Lesen. Das geht wohl nur auf dem Liegerad… und ist dann noch ein Vorteil, den ich bisher bei Fragen, warum ich Liegeradfahre, noch nie erwähnt habe.